FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt setzt sich die Verlustserie fort. Der Dax gab am Donnerstag im frühen Handel weiter nach und fiel um 0,80 Prozent auf 15 810,61 Punkte und näherte sich damit seinem Tief aus dem Juni. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank um 1,18 Prozent auf 27 108,57 Zähler. Auch in Europa ging es mit klaren Abschlägen weiter abwärts: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab 1,14 Prozent nach auf 4301,20 Punkte.
Nach einem starken ersten Halbjahr mit fast 15 Prozent Kursplus im Dax ist die zweite Jahreshälfte bisher gedämpft angelaufen. Drei Verlusttage infolge hatten das wichtigste deutsche Börsenbarometer bereits zur Wochenmitte wieder zurück unter die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten gebracht.
Das drücke aktuell massiv auf die Stimmung, schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Per saldo haben Anleger seit zwei Monaten mit Dax-Aktien kein Geld mehr verdient. Da nehmen Frust und Enttäuschung im Moment schnell zu. Gerade im Umfeld hoher Zinsen sind ertragslose Zeiten auf der Aktienseite für viele nur schwer auszuhalten."
Die Sorge vor allzu großen Überraschungen durch das am Vorabend veröffentlichte Protokoll der Juni-Sitzung der US-Notenbank erwies sich zwar als unbegründet, der Markt muss sich jedoch auch für längere Zeit noch auf steigende Zinsen einstellen. Die Fed signalisierte nach der Zinspause im vergangenen Monat weitere Anhebungen für 2023. Eine Mehrheit ist sogar für mindestens zwei weitere Erhöhungen in diesem Jahr. Man bleibe mit Blick auf die Inflationsentwicklung sehr aufmerksam.
Für die Börsianer wird damit der Arbeitsmarktbericht an diesem Freitag das entscheidende Highlight dieser Woche. Die steigenden Löhne und die solide Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten sorgen die US-Notenbank besonders, da sie die Teuerung im Land weiter beschleunigen. Erste Hinweise auf die Lage könnte der bereits am heutigen Handelstag anstehende ADP-Bericht zur Beschäftigung in der Privatwirtschaft geben.
Auf Unternehmensseite bestimmten zahlreiche Quartalsberichte das Geschehen. Deutliche Kursgewinne gab es etwa bei Redcare Pharmacy , die zeitweise auf ein Hoch seit Juni 2022 sprangen, dann aber wieder etwas abbröckelten auf zuletzt plus 4,5 Prozent. Börsianer sprachen von starken Resultaten und einem weitaus höheren Umsatz als am Markt erwartet. Ein Händler schloss allerdings im Tagesverlauf auch Gewinnmitnahmen nicht aus, denn das Papier hat als größter MDax-Gewinner seit dem Jahreswechsel über 130 Prozent zugelegt.
Gerresheimer -Aktien fielen nach der Vorlage des Quartalsberichts als eines der MDax-Schlusslichter auf ein Tief seit Mai, der Abschlag betrug zuletzt noch rund drei Prozent. Die erwartete Aufstockung der Jahresziele durch den Verpackungsspezialisten trotz eines besseren Quartals blieb aus, das sorgte für Enttäuschung. Analyst David Adlington von JPMorgan rechnet daher mit einer deutlichen Abschwächung im zweiten Halbjahr.
Südzucker punkteten dagegen nach dem Quartalsbericht bei den Anlegern mit höheren Jahreszielen, die Aktie verteuerte sich auf dem höchsten Niveau seit Mitte Mai um mehr als sechs Prozent.
Fast zehn Prozent Abschlag mussten dagegen die Papiere des Linux-Spezialisten Suse einstecken - sie fielen nach endgültigen Zahlen auf ein Rekordtief. Das Unternehmen habe letztlich die Erkenntnisse der im Mai vorab gesendeten Gewinnwarnung bestätigt, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Die Anleger wollten Klarheit über die weitere Strategie nach den jüngsten Veränderungen im Management. Der Finanzvorstand hatte Ende Juni seinen Hut genommen. Aktuell gibt es eine Interimslösung. Im laufenden Jahr hat das Papier bereits ein Drittel an Wert eingebüßt.
Auch Aktien des Software-Anbieters Nemetschek standen unter Druck mit minus vier Prozent, hier belastete ein negatives Analystenvotum der britischen Investmentbank Barclays . Experte James Goodman fürchtet, dass die Flaute in der Baubranche durchschlägt./tav/men
Quelle: dpa-Afx