FRANKFURT (dpa-AFX) - Russlands Angriff auf die Ukraine hat den Dax am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. Direkt zum Handelsstart fiel die Marke von 14 000 Punkten. "Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt. Dabei treffe die russische Invasion die Börsen zwar nicht unvorbereitet, "trotzdem laufen Schockwellen durch die Kapitalmärkte".

Nachdem der Dax am Morgen auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr abgesackt war, erholte er sich schnell etwas und gab zuletzt um 3,50 Prozent auf 14 118,77 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte 2,53 Prozent auf 31 079,97 Punkte ein. Europaweit eröffneten die Börsen ebenfalls mit starken Verlusten, die sie im Verlauf jedoch ebenfalls eindämmten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zuletzt 3,58 Prozent auf 3831,15 Punkte.

Im Sog des Konflikts um die Ukraine ist der Dax in den vergangenen sechs Börsentagen bereits um etwas mehr als fünf Prozent abgesackt. Nun ging es um weitere rund 500 Punkte abwärts, sodass sich das Minus seit Jahresbeginn auf elf Prozent summiert. 2021 hatte das deutsche Börsenbarometer noch knapp 16 Prozent zugelegt. Gründe für die Korrektur im bisherigen Jahresverlauf sind abgesehen von der Ukraine-Krise die zunächst in den USA anstehende Zinswende.

Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete einen Militäreinsatz in der Ukraine an und startete Raketenangriffe in der gesamten Ukraine. Zuvor hatten ihn die Separatisten in den ostukrainischen Gebieten Luhansk und Donezk um militärischen Beistand gebeten. US-Präsident Joe Biden, die westlichen Verbündeten und die Nato verurteilten Putins Vorgehen scharf und kündigten weitere Sanktionen an.

Vor diesem Hintergrund rückten Unternehmensberichte an den Rand. Aus dem Dax, in dem es unter den 40 Werten keinen Gewinner gab, berichteten die Deutsche Telekom und Heidelbergcement über das abgelaufene Jahr. Die T-Aktie gab im Gleichklang mit dem Dax nach. Die Anteile des Baustoffherstellers zeigten sich mit minus 6,0 Prozent deutlich stärker im Minus.

Wie die Telekom mitteilte, schloss sie 2021 mit erheblichen Zuwächsen ab und übertraf mit ihrem operativen Ergebnis und dem freien Mittelzufluss die eigenen und auch die Analystenschätzungen. Heidelbergcement meldete dank gut laufender Geschäfte einen auf die Aktionäre entfallenden Überschuss von knapp 1,8 Milliarden Euro, nachdem hohe Abschreibungen im Vorjahr einen milliardenschweren Verlust verursacht hatten.

Im MDax zeigten sich nur die Aktien des Rüstungsunternehmens Rheinmetall im Plus mit 2,3 Prozent. Uniper dagegen waren Schlusslicht mit zuletzt knapp 8 Prozent auf 30,70 Euro. Damit zeigten sie sich dennoch stark erholt, denn zum Handelsstart waren sie bis auf 27,70 Euro und damit auf ein Tief seit Dezember 2020 eingebrochen. Der Stromerzeuger macht einen erheblichen Anteil des Geschäfts in Russland und ist Mitfinanzierer der auf Eis gelegten Gaspipeline Nord Stream 2.

In etwa marktkonform schwach zeigten sich die Anteile des Maschinen- und Anlagenbauers Dürr und des Lkw- und Zugbremsenherstellers Knorr-Bremse mit jeweils minus 3,0 Prozent. Die vorgelegten starken Quartalszahlen und die Aussicht auf weitere Zuwächst im laufenden Jahr halfen Knorr-Bremse angesichts der allgemeinen geopolitischen Sorgen nicht. Dürr gab für das vergangene Jahr einen Auftragsrekord bekannt und will 2022 sein Wachstum fortsetzen und das Vorkrisenniveau von 2019 wieder erreichen oder sogar übertreffen.

Aixtron drehten nach einem schwächeren Start in die Gewinnzone und stiegen zuletzt um 1,8 Prozent. Warburg lobte das starke Zahlenwerk des auf die Halbleiterindustrie spezialisierten Anlagenbauers für das vierte Quartal. Auch der Ausblick liegt der Bank zufolge leicht über den Erwartungen. Andere Analysten nannten ihn dagegen "mau" oder "wie erwartet"./ck/jha/

Quelle: dpa-Afx