FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf womöglich weiter steigende Leitzinsen in den USA hat den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag belastet. Der Leitindex Dax fiel um 0,59 Prozent auf 15 696,11 Punkte und bewegte sich damit auf dem Niveau von Mitte Juli. Das am Vorabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed hatte die Erkenntnis gebracht, dass die Tür für weitere Zinserhöhungen offen bleibt.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte 0,60 Prozent auf 27 648,17 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 verlor 0,79 Prozent.

"Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung wird an den Börsen negativ aufgenommen", stellte Analyst Thomas Altmann von QC Partners fest. "Dabei hat es nicht nur schlechte Seiten". Zwar betonten die Notenbanker einmal mehr die Risiken der US-Inflation. Gleichzeitig hätten sich aber auch einzelne Fed-Mitglieder vorstellen können, die Zinsen bereits bei der vergangenen Sitzung im Juli konstant zu halten und nicht noch weiter anzuheben.

Etwas skeptischer äußerte sich Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von Robomarkets: "Den Anlegern wird so langsam klar, dass die Zinsen lange auf dem hohen Niveau bleiben werden, bis erste Zinssenkungen auch nur von der Notenbank ins Auge gefasst werden dürften." Hohe Zinsen lassen Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen.

Am Dax-Ende fielen die Aktien des Autozulieferers und Rüstungskonzerns Rheinmetall um mehr als zwei Prozent. Damit trübt sich für sie das kurz- und mittelfristige Chartbild weiter ein, obwohl das Unternehmen einen Neuauftrag aus der Automobilindustrie in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionen-Bereichs erhalten hatte.

Gegen den schwachen Trend stiegen die Anteilsscheine von Adidas um 0,7 Prozent. Laut einem Bericht des TV-Senders CNBC-TV18 ist der Schuhkonzern Bata in Gesprächen mit Adidas über eine Zusammenarbeit in Indien. Die Gespräche seien in einem fortgeschrittenen Stadium und der Rahmen der Kooperation zeichne sich ab, heißt es demnach unter Berufung auf informierte Personen. Aktien von Bata India stiegen in Mumbai um fast sechs Prozent.

Abseits der großen Indizes zogen die Papiere von Aumann um gut zwei Prozent an und profitierten damit von einem zuversichtlichen Kommentar der Privatbank Berenberg. Der Spezialmaschinenbauer mit Fokus auf Elektromobilität sei ein frühzyklisches Unternehmen und eine Wette auf das erwartete hohe Wachstum in diesem Bereich, schrieb Analystin Yasmin Steilen. Aumann dürfte in den kommenden Quartalen vom Versuch europäischer Autobauer profitieren, Marktanteile im Bereich E-Fahrzeuge zurückzugewinnen./la/mis

Quelle: dpa-Afx