CHICAGO (dpa-AFX) - Neuer Geschäftsbericht, alte Probleme: Der US-Luftfahrtriese Boeing
Auch diesmal dürfte es wieder tiefrote Zahlen und kräftige Geschäftseinbußen geben. Im Vorquartal hatte Boeing unterm Strich einen Verlust von 2,4 Milliarden Dollar verkraften müssen, Analysten rechnen für die drei Monate bis Ende September mit einem erneuten hohen Verlust. Bei den Erlösen wird gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Rückgang um rund 30 Prozent auf 14 Milliarden Dollar erwartet.
Während miserable Zahlen an den Finanzmärkten bereits fest eingeplant sind, dürften Anleger mit Spannung verfolgen, ob Boeing weitere Sparmaßnahmen und Produktionskürzungen verkündet. Der Konzern hatte bereits die Streichung von rund zehn Prozent seiner Mitarbeiterzahl - rund 16 000 Stellen - bekanntgegeben. Vor drei Monaten warnte Boeing, dass dies angesichts der tiefen Krise womöglich noch nicht genug sei.
Allerdings gab es zuletzt immerhin ein paar Hoffnungszeichen. So könnte das Flugverbot für die 737 Max, die im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten weltweit aus dem Verkehr gezogen wurde, schon bald aufgehoben werden. Nachdem eine Steuerungssoftware repariert wurde, die als Hauptursache der Unglücke gilt, rückt die Wiederzulassung in den USA immer näher. Auch Europas Luftfahrtaufsicht EASA hat bereits ihre Zustimmung signalisiert.
Die Corona-Pandemie, die weite Teile des Luftverkehrs lahmgelegt und viele Fluggesellschaften in Finanznot gebracht hat, dürfte Boeing hingegen noch deutlich länger belasten. Der Konzern rechnet mit einer Durststrecke, die die Nachfrage nach Flugzeugen dauerhaft dämpfen wird. "Es dürfte etwa drei Jahre dauern, um das Niveau von 2019 wieder zu erreichen", sagte Boeing-Manager Darren Hulst kürzlich. Bis die Luftfahrtbranche zu ihrem langfristigen Wachstumstrend zurückkehre, dürften fünf oder sogar mehr Jahre vergehen.
Boeing musste angesichts des geringeren Bedarfs bereits zahlreiche Abbestellungen verkraften. Insgesamt gingen Boeing von Jahresbeginn bis Ende September unterm Strich bereits 381 Aufträge verloren. Der Konzern leidet besonders unter Stornierungen der 737 Max. Doch auch hier hat sich die Lage zuletzt zumindest etwas entspannt - im September gab es die wenigsten Stornierungen seit der weltweiten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus im Februar./hbr/DP/zb
Quelle: dpa-Afx