MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy
Nach Steuern stand ein Fehlbetrag von rund 1,5 Milliarden Euro zu Buche, nach einem Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro im Vorjahr, wie das Unternehmen in München mitteilte. Es ist nach Angaben eines Unternehmenssprechers der erste Verlust seit dem vierten Quartal 2010.
Siemens hatte auf Siemens Energy wegen der schwachen Entwicklung 2,7 Milliarden Euro abschreiben müssen. Die Russland-bezogenen Belastungen bezifferte der Konzern zudem auf knapp 600 Millionen Euro. Damit hat der Ausstieg aus dem russischen Markt, der insbesondere die Zugsparte betrifft, Siemens nach Angaben von Finanzvorstand Ralf Thomas bislang rund 1,1 Milliarden Euro gekostet.
Siemens senkte daher seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September). So erwartet der Konzern ein Ergebnis je Aktie vor bestimmten Kaufpreisallokationen von 5,33 bis 5,73 Euro, nach 8,32 Euro im Vorjahreszeitraum. Zuvor war Siemens von 8,70 bis 9,10 Euro ausgegangen. Dabei will Siemens durch den Verkauf von Unternehmensteilen mehr erlösen als zunächst geplant. Die erwarteten Gewinne bezifferte Thomas nun auf etwa 2,2 Milliarden Euro, nach zuvor in Aussicht gestellten 1,5 Milliarden Euro. Die Umsatzprognose wurde bestätigt.
Abseits dessen lief es operativ robust. Das Ergebnis der industriellen Geschäfte legte wie von Analysten erwartet um mehr als ein Viertel auf knapp 2,9 Milliarden Euro zu. Umsatz und Auftragseingang stiegen ebenfalls - der Konzern profitierte dabei auch vom schwachen Euro. Beide Werte fielen deutlich besser aus, als Experten es erwartet hatten.
"Unser Auftragsbestand erreichte mit 99 Milliarden Euro erneut einen Rekord - und er hat eine hohe Qualität", kommentierte Vorstandschef Roland Busch die Entwicklung in einer Telefonkonferenz. Einer der Wachstumstreiber war das Geschäft mit der Fabrikautomatisierung, aber auch das Geschäft mit smarter Infrastruktur wuchs deutlich.
"Es war kein einfaches Quartal", sagte Busch. Siemens zeige jedoch viele Stärken und habe das Momentum beim Wachstum fortgesetzt. Dennoch hat auch Siemens mit Lieferkettenengpässen sowie steigenden Arbeits- und Einkaufskosten zu kämpfen. In China belasteten die coronabedingten Lockdowns die Produktion. Seit Juni verzeichne das Unternehmen hier jedoch eine starke Erholung. Höhere Kosten will Siemens durch Preiserhöhungen und Effizienzsteigerungen auffangen.
Einem möglichen Gasengpass kann Siemens im Moment recht gelassen entgegenblicken. "Derzeit sehen wir nur geringe direkte Auswirkungen auf unsere Fabriken, weil unsere Produktion nicht energieintensiv ist", erläuterte Busch. Den Strombedarf in Europa decke Siemens zu fast 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Erdgas werde nur in einigen nachgelagerten Bereichen der Produktion genutzt. "Und falls das Gas knapp wird, haben wir vorbeugende Maßnahmen getroffen, um unsere Produktion aufrechtzuerhalten."/nas/ngu/mis
Quelle: dpa-Afx