UNTERFÖHRING (dpa-AFX) - Wegen schlechterer Aussichten für das Werbegeschäft im wichtigsten Quartal senkt der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1
Der Umsatz dürfte im laufenden Jahr auf rund 4,15 Milliarden Euro zurückgehen, hieß es weiter. Im Vorjahr hatte ProSiebenSat.1 noch 4,5 Milliarden Euro erlöst. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte derweil mit 650 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 840 Millionen Euro liegen. Darin seien der negative Konsolidierungseffekt aus der vollständigen Übernahme der Streaming-Plattform Joyn sowie Kostensparmaßnahmen enthalten.
Die vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal seien eine Enttäuschung, sagte ein Börsianer. Und das Konjunkturumfeld mit Blick auf das entscheidende vierte Quartal sei noch schlechter als erwartet. ProSiebenSat.1 habe eine heftige Gewinnwarnung herausgegeben, führte er weiter aus. Die Hoffnung auf eine etwas robustere Entwicklung der Werbeeinnahmen werde kleiner.
Im Frühjahr hatte ProSiebenSat.1 für 2022 noch ein Umsatzwachstumsziel von bis zu sechs Prozent auf rund 4,7 Milliarden Euro ins Auge gefasst. Allerdings war damals kaum absehbar, welche Ausmaße und Folgen der Krieg in der Ukraine und die Entwicklung der Inflation haben würde. Später hatte das Management dann nur noch einen Jahresumsatz von rund 4,38 Milliarden Euro plus/minus 75 Millionen Ero in Aussicht gestellt, sowie ein bereinigtes operatives Ergebnis von 780 Millionen Euro plus/minus 25 Millionen Euro.
Die weiter zunehmende Konsumflaute und abnehmende Kaufkraft der Verbraucher dürfte nun vor allem im wichtigsten Jahresviertel für ProSiebenSat.1 stark durchschlagen.
Für das vierte Quartal, das für Fernsehsender wegen der Vorweihnachts-Werbeumsätze besonders wichtig ist, rechnet der Vorstand nun mit einem Rückgang der Werbeerlöse von rund 17 Prozent. Auf Jahressicht dürfte der Vorjahreswert von rund 2,23 Milliarden Euro um etwa 7 Prozent sinken.
Davon betroffen sind aller Voraussicht nach das Fernsehgeschäft (Segment Entertainment) sowie Internetunternehmen wie die Vergleichsportale Verivox und Billiger-Mietwagen oder die Parfümerie Flaconi, die in der Nucom Group zusammengefasst sind (Segment Commerce & Ventures).
Vor allem in letzterem Bereich belastet die derzeitige Kaufträgheit der Menschen, weil ein Großteil der Geschäfte unmittelbar abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ist. Bereits im dritten Quartal machte ProSiebenSat.1 daher eine nicht zahlungswirksame Wertminderung seiner Einheit Nucom Group von rund 300 Millionen Euro geltend. Wie ProSiebenSat.1 weiter mitteilte, brach zudem der Erlös aus der Fernsehsparte im dritten Jahresviertel um ein Zehntel auf 430 Millionen Euro ein.
Auf Basis vorläufiger Zahlen knickte der Gesamtumsatz der Monate Juli bis September um fast 13 Prozent auf 921 Millionen Euro ein. Darin enthalten sind Entkonsolidierungeffekte von etwa 78 Millionen Euro infolge des Verkaufs des US-Produktionsgeschäftes Red Arrow Studios und weiterer Veräußerungen. Das operative Ergebnis (Ebitda) fiel um 27 Prozent auf 118 Millionen Euro. Der bereinigte Nettogewinn sank von 58 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf rund 43 Millionen Euro./ngu/mne/mis
Quelle: dpa-Afx