FRANKFURT (dpa-AFX) - In der neuen Börsenwoche könnte die Rekordlaune der Anleger anhalten. Während die Höhepunkte der Berichtssaison größtenteils vorbei sind, hält die Agenda für die letzten Februar-Tage vor allem Neuigkeiten zum Inflationsgeschehen bereit. Der Dax muss sich an seinem Rekordhoch über der Marke von 17 400 Punkten messen.

In Deutschland stehen am Donnerstag die vorläufigen Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise im Februar an. Außerdem werden Inflationssignale aus den USA veröffentlicht, die sich an den privaten Konsumausgaben orientieren. Diese sind eine für die Notenbank Fed besonders wichtige Kennziffer. Der Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater rechnet in der Kernrate, vor allem bei den US-Dienstleistungspreisen, mit einem kräftigen Anstieg gegenüber dem Vormonat.

"Allzu rasche Leitzinssenkungen können Marktteilnehmer nicht mehr erwarten", erwähnte Kater vor diesem Hintergrund. Die Aussicht auf eine Leitzinswende ab dem Sommer reiche aber nach wie vor für eine konstruktive Stimmung der Marktteilnehmer aus.

Sollte sich dies so fortsetzen, würde der deutsche Leitindex den Februar mit positiver Bilanz beenden. Aktuell liegt er in diesem Monat mit 2,8 Prozent im Plus nach einem Anstieg um 0,9 Prozent im Januar.

"Anleger haben sich mit den insgesamt weniger euphorischen Zinssenkungserwartungen abgefunden und trauen sich wieder aus der Deckung", resümiert Robert Halver von der Baader Bank die vergangenen Tage mit einer Rally vor allem am vergangenen Donnerstag. Selbst japanische Aktien seien nach oben ausgebrochen - der Leitindex Nikkei 225 erreichte nach über 30 Jahren Durststrecke ein Rekordhoch.

An den Börsen in Frankfurt und New York sind Bestmarken zuletzt schon zur Gewohnheit geworden. Experten warnen deshalb aber auch vor der Gefahr einer Korrektur, wenngleich ein "Druckablass" nach Worten von Halver nichts Ungewöhnliches und für den Gesamtmarkt vielleicht sogar gesund wäre. "Er würde Anlegern wieder günstigere Kaufgelegenheiten bieten, nachdem sich die Märkte - wie in letzter Zeit üblich - schnell bereinigt haben", so Halver.

Experten sehen durchaus Nachholpotenzial bei europäischen Aktien, wenn deren Bewertung mit jenen aus den USA verglichen wird. "Beim so gefeierten Tech-Index Nasdaq 100 liegt das zukünftig erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) jetzt bei 33. Das sind 11 Punkte mehr als im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre", warnte am Freitag der Börsenexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Hierzulande sei die Situation etwas entspannter, denn beim Dax stehe das KGV aktuell bei 15 und damit exakt auf dem Langzeitdurchschnitt.

Unternehmensseitig stehen in den kommenden Tagen vereinzelt noch Berichte von Dax-Konzernen im Mittelpunkt. Munich Re öffnet am Dienstag die Bücher, Beiersdorf , Covestro und MTU am Donnerstag sowie Daimler Truck und Volkswagen am Freitag.

An der taktgebenden Wall Street jedoch sind die wichtigsten Veröffentlichungen mit den berauschenden Resultaten von Nvidia vorbei. Laut der Experten der Bank Societe Generale haben etwa 90 Prozent der US-Unternehmen ihre Zahlen bereits vorgelegt, zumeist mit positiven Überraschungen.

"Die US-Konjunktur ist nicht kleinzukriegen", konstatiert der Investmentexperte Thorsten Weinelt von der Commerzbank. "Die Serie von Leitzinsanhebungen der letzten zwei Jahre wurde erstaunlich gut weggesteckt." Kritisch beäugt werden dürfte in der neuen Woche aber noch der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende US-Gewerbe, der am Freitag zur Veröffentlichung ansteht und damit den Börsenmonat März einläutet.

Als wirtschaftlicher Frühindikator könnte dieser bei den Anlegern besonderes Gewicht bekommen. Die Experten der Landesbank Helaba verweisen darauf, dass der ISM-Index noch unter der Expansionsschwelle von 50 liegt. "Jedes Kratzen an dieser Schwelle könnte die derzeitigen Zinserwartungen wieder zu Ausschlägen verleiten", heißt es im Ausblick der Landesbank./tih/ajx/mis

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx