Auch geschäftlich hat die Gesellschaft kein Problem mit Superlativen. Handelt es sich doch um den größten chinesischen Internetkonzern und Suchmaschinenbetreiber, der übrigens auch eine Suche nach MP3-Dateien ermöglicht. Auf dem Heimatmarkt wurden im November 63,55 Prozent aller Abfragen mit Hilfe des chinesisch-sprachigen Angebots von Baidu getätigt. Gemessen an den Klickzahlen ist man in China die Nummer eins und weltweit die Nummer fünf. Den Aktienkurs wieder auf die Sprünge geholfen hat die Tatsache, dass es gelingt, mit Hilfe des Produktangebots immer mehr Umsätze zu generieren. Im dritten Quartal 2013 stiegen die Umsätze um 42 Prozent auf 8,9 Milliarden Renminbi. Möglich war das durch einen Ausbau der aktiven Kundschaft um 19 Prozent und einem Anstieg der durchschnittlichen Kundenausgaben um ebenfalls 19 Prozent.
Das sind übrigens zwei Trends, die Baidu auch künftig helfen sollten. Denn zum einen gibt es in China erst halb so viele Internetnutzer wie etwa in Amerika, zum anderen wachst in China die Mittelschicht und damit auch die Zielgruppe. Wachstum wird zudem auch durch Zukäufe generiert und auch diese Praxis dürfte in den kommenden Jahren weiter fortgesetzt werden. Kapital dafür ist aufgrund einer gut gefüllten Kasse jedenfalls vorhanden.
Hohe Bewertung durch gute Wachstumsaussichten relativiert
Gegründet wurde das Unternehmen zwar erst im Jahr 2000. Seitdem hat sich die Gesellschaft aber die mit Abstand führende Marktrolle erarbeitet und dieser Status bringt auch wertvolle Wettbewerbsvorteile mit sich. Das erkennen auch praktisch alle Analysten an. Allerdings sind nicht mehr alle von den Bewertungsrelationen überzeugt. Morningstar beispielsweise beziffert den fairen Wert mit 140 Dollar deutlich unter dem aktuellen Niveau. Auch Standard & Poor´s traut dem Titel bei einem Kursziel von 185 Dollar nicht mehr allzu viel zu. Erklären lässt sich das wie geschrieben mit der Bewertung. Auf Basis des für 2013 von Analysten im Schnitt erwarteten Gewinns je Aktie ergibt sich ein KGV von rund 36. Hinzu kommt ein Börsenwert von 47,22 Milliarden Euro, dem 2012 erst ein Umsatz von umgerechnet 2,63 Milliarden Euro gegenüberstand.
Aber natürlich gibt es auch noch immer genügend Fürsprecher für die Aktie. Nach wie vor optimistisch gestimmt ist man etwa bei J.P. Morgan. Der dort zuständige Analyst Alex Yao hat erst kürzlich das Kursziel von 190 auf 210 Dollar erhöht. Seine positive Haltung basiert dabei auf der Prognose deutlicher Gewinnsteigerung. So ermäßigt sich das KGV auf Basis der von ihm für 2014 erwarteten Gewinne schon auf knapp 25. Wird KGV und Gewinnwachstum in Relation gesetzt, ergibt sich somit ein deutlich besserer Eindruck. Da J.P. Morgan von 2014 bis 2016 mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 28,7 Prozent rechnet, ergibt sich eine Ratio von KGV zum Gewinnwachstum von unter eins, was allgemein als moderat gilt. Zwar sind nicht alle Analysten ganz so optimistisch wie Yao. Aber im Schnitt trauen sie Baidu auf Sicht der nächsten fünf Jahre immerhin ein durchschnittliches Gewinnplus von fast 23 Prozent zu. Gemessen am KGV und am PEG ist der Titel aber auch auf dieser Basis günstiger bewertet als chinesische Internet-Unternehmen wie Tencent, Sohu oder Qihoo. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der Verweis auf das historische KGV, das sich in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt auf 48,5 belief.
Rekordkurse sorgen für ein positives Chartbild
In einem für Internet-Aktien günstigen Umfeld wie zuletzt kommt Baidu bei vielen Anlegern mit seinen Parametern jedenfalls gut an. Das Interesse wurde in den vergangenen Monaten auch nicht von Vorwürfen aus Japan gestört, Baidu nutze die eigene Software dazu, um japanische User zu überwachen. Ebenfalls weggesteckt werden konnten Befürchtungen, neue Vorschriften in China könnten bei negativer Auslegung für Aktie wie die von Baidu, die in den USA gelistet sind, zu rechtlichen Problemen beim Zugriff auf Vermögensgegenstände führen. Trotz der bisher relativ gelassenen Reaktion darauf sollten Dinge wie diese im Hinterkopf behalten werden. Schließlich erlebten Investoren mit chinesischen Aktien allgemein schon so manche böse Überraschung.
Zusammengefasst dürften Anleger, die optisch hohe Bewertungen nicht scheuen und auch nicht mit einem Einbruch der chinesischen Wirtschaft rechnen, weiter Gefallen an Baidu finden. Neben den intakten Wachstumsaussichten spricht bei diesem Wert für noch etwas Luft nach oben vor allem auch der intakte charttechnische Aufwärtstrend. Der jüngste Seitwärtstrend konnte jedenfalls überzeugende verlassen werden und neue Kursrekorde sorgen jetzt wieder für ein viel versprechendes Chartbild. Schutz vor dennoch nie ganz auszuschließenden Risiken bieten abhängig vom Risikoprofil individuell gesetzte Stopp-Loss-Kurse.