Die Aareal Bank hat es nicht nur geschafft, verlustfrei durch die Finanzkrise zu kommen, der gewerbliche Immobilienfinanzierer aus Wiesbaden konnte die Schwäche der Konkurrenz sogar nutzen, seine Marktposition durch Übernahmen auszubauen. Im Herbst 2015 hat Hermann Merkens den Vorstandsvorsitz vom langjährigen Chef Wolf Schumacher übernommen. Auf der Hauptversammlung an diesem Mittwoch (25. Mai) wird Merkens den Aktionären sein Zukunftsprogramm "Aareal 2020" vorstellen und erläutern, wohin die Reise geht.

Börse Online: Herr Merkens, die Aareal Bank hat mit einem sehr robusten Auftaktquartal und deutlichen Gewinnanstieg das Interesse der Anleger neu entfacht. Wie geht es angesichts eines Marktumfelds mit niedrigen Zinsen, hohem Preisdruck und rückläufigen Transaktionen weiter?


Hermann Merkens:

Am herausfordernden Umfeld wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Wir haben uns darauf vorbereitet und uns bislang gut geschlagen. Ich bin optimistisch, dass uns das auch in Zukunft gelingen wird und wir unsere Jahresziele wie geplant erreichen.

Im Jahr 2015 lag das Neugeschäft mit fast zehn Milliarden Euro deutlich über den selbst gesteckten Zielen. Wie geht es nach dem starken Rückgang im ersten Quartal 2016 weiter?


Unser Neugeschäft ist nur auf den ersten Blick zurückgegangen. Tatsächlich haben wir weniger Kredite prolongiert. Das eigentliche Neugeschäft bewegt sich fast auf Vorjahresniveau. Zudem: Unsere Transaktionspipeline ist gut gefüllt, unser Jahresziel von sieben bis acht Milliarden Euro haben wir bestätigt.

Sie haben eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells der Aareal Bank mit ihren beiden Bereichen Strukturierte Finanzierungen und Dienstleistungen angekündigt. Im Kerngeschäft soll auch der US-Markt stärker erschlossen werden. Warum?


Mit unserem Zukunftsprogramm "Aareal 2020" wollen wir unsere Basis sichern und neue Ertragspotenziale erschließen. Die USA sind attraktiv, weil die Wirtschaft dort relativ stabil ist und wir gute Margen erzielen können. Deshalb ist es eine strategische Stoßrichtung, das US-Geschäft auszubauen.

Die Aareal Bank hat mit Corealcredit und Westimmo gerade zwei Konkurrenten geschluckt und ihre Marktstellung dadurch deutlich ausgebaut. Können Sie sich weitere Übernahmen vorstellen?


Unsere Zukäufe in den vergangenen Jahren zeigen, dass wir dafür bereit sind, wenn Übernahmen strategisch sinnvoll sind. Das gilt explizit für beide Segmente der Bank - zumal unser Segment Dienstleistungen, in dem wir Lösungen für Kunden aus der Wohnungs- und der gewerblichen Immobilienwirtschaft sowie für die Energie- und Entsorgungswirtschaft anbieten, immer mehr zum Wachstumstreiber der Gruppe werden wird.

Für ausfallgefährdete Kredite musste die Bank im abgelaufenen Quartal nur noch zwei Millionen Euro zurücklegen, nach 18 Millionen im Vorjahreszeitraum. Wie wird sich die Risikovorsorge weiterentwickeln?


Die aktuell sehr niedrige Risikovorsorge ist erfreulich und ein Ausweis für unsere Portfolioqualität - aber man kann sie nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen. Ich gehe davon aus, dass wir eher in der Mitte des kommunizierten Zielkorridors von 80 bis 120 Millionen Euro landen werden, also unter Vorjahr.

Und wo wollen Sie bei der Rendite landen?


Wir streben bis 2018 eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von circa zehn Prozent an, wenn wir freies Kapital schaffen und dieses entweder ausschütten oder investieren von circa zwölf Prozent. Langfristig können wir sogar leicht darüber liegen. Das ist zwar ambitioniert, aber erreichbar.

Für 2015 soll die Dividende deutlich um 45 Cent auf 1,65 Euro je Aktie steigen. Welche Dividendenpolitik streben Sie künftig an?


Mittelfristig wollen wir die Basisdividende von weiterhin circa 50 Prozent des Ergebnisses je Stammaktie um eine Zusatzdividende von bis zu 30 Prozent ergänzen. Die Zusatzdividende steht natürlich unter dem Vorbehalt, dass sich die Rahmenbedingungen nicht gravierend verschlechtern und wir den Betrag nicht sinnvoll im Interesse des Unternehmens und damit der Aktionäre investieren.