Nur noch wenige Tage, dann ist es endlich so weit: Am 10. Dezember gibt Daimler Truck, die Lkw- und Bus-Tochter von Daimler, ihr Börsendebüt. "Heute ist ein historischer Tag", hatte der Vorstandschef von Daimler Truck, Martin Daum, bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Mutter am 1. Oktober gesagt, auf der 99,9 Prozent der Aktionäre der Aufspaltung zugestimmt hatten. Die Aussicht auf die Abspaltung, und dass der Konzern mit der Chipknappheit und dem Materialmangel deutlich besser zurechtgekommen ist als etliche Wettbewerber, hat der Daimler-Aktie seit Jahresanfang einen Kursanstieg von rund 55 Prozent beschert. Damit liegt das Papier auf Rang 3 im DAX.
Mit der Aufspaltung folgt Daimler nicht nur dem Vorbild des weltweit zweitgrößten Autoherstellers Volkswagen, der die Lkw-Tochter Traton bereits im Juni 2019 an die Börse gebracht hat, sondern steht auch exemplarisch für die aktuelle Entwicklung an den weltweiten Aktienmärkten. So kündigte zuletzt der US-Mischkonzern General Electric eine Aufspaltung in drei Unternehmen an, wenige Tage später haben der Gesundheitskonzern Johnson & Johnson sowie der japanische Elektronikriese Toshiba mit ähnlichen Ankündigungen nachgezogen. Der Sinn dieser Übung: Die neuen, kleineren Unternehmen sollen jeweils agiler sein, sich besser auf die Bedürfnisse der Kunden fokussieren und so das Wachstum der jeweiligen Gesellschaft schneller voran- und damit die Aktienkurse nach oben treiben. Zudem sollen sich die abgespaltenen Unternehmen leichter Geld über Kapitalerhöhungen beschaffen, um dieses in Investitionen oder Zukäufe zu stecken. Häufig reagieren die Firmen damit allerdings auch auf den Druck aktivistischer Investoren, die eine Aufspaltung fordern, um einen Mehrwert für Aktionäre zu schaffen.
Paradebeispiel aus dem DAX
Letztlich sollen die neuen Unternehmen nach der Aufspaltung insgesamt einen deutlich höheren Börsenwert haben als der alte Konzern vor der Transaktion, dem Motto folgend: Die Summe der Einzelteile ist mehr wert als das Ganze selbst, oder eins plus eins gleich drei. Erfolgreiche Beispiele dafür gibt es zahlreiche. So hatte Siemens bereits im März 2018 die Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers an die Börse gebracht, im September 2020 folgte das IPO von Siemens Energy. Inzwischen notieren die Mutter und die beiden Töchter im DAX, während die Aktie der Mutter wegen des florierenden Geschäfts von einem Rekordhoch zum nächsten klettert.
Damit liegt die Marktkapitalisierung des Trios mit insgesamt 212,2 Milliarden Euro meilenweit über jenen 84,5 Milliarden Euro, die die Mutter am Tag vor der Abspaltung von Siemens Healthineers auf die Waage gebracht hatte. Siemens-Chef Roland Busch treibt die Fokussierung des Konzerns weiter voran. So wird das Geschäft mit großen Antrieben, vor allem Elektromotoren, Umrichtern und Generatoren für Mittel- und Hochspannung, ausgegliedert. Üblicherweise ist das der erste Schritt für einen späteren Verkauf. Laut einem Medienbericht ist zudem die Brief- und Paketlogistik bereits zum Verkauf gestellt worden.
Festhalten am Konglomerat
Eine weitere erfolgreiche Abspaltung war jene der ehemaligen Kunststoffsparte von Bayer, Covestro, im Oktober 2015. Obwohl das Papier in den vergangenen zehn Monaten lediglich seitwärts tendierte, notiert es um rund 120 Prozent über dem damaligen Emissionspreis. Hingegen ist die Aktie der ehemaligen Mutter wegen der zahlreichen Klagen um den Unkrautvernichter Glyphosat in den vergangenen Jahren auf Talfahrt gewesen. Dennoch hat Vorstandschef Werner Baumann trotz der Ankündigungen von General Electric und Johnson & Johnson Spekulationen über eine mögliche Aufspaltung zurückgewiesen und setzt stattdessen weiter auf drei Geschäftsbereiche. Wenn die Aktie mittelfristig aber nicht deutlich nach oben drehen sollte, dürfte der Druck auf Baumann zunehmen, dann doch über einen Strategiewechsel nachzudenken.
Zwei Möglichkeiten der Abspaltung
Unternehmen haben zwei Alternativen, um Teile des Geschäfts abzuspalten und an die Börse zu bringen: einerseits einen Spin-off, andererseits einen Equity Carve-out. Bei Ersterem verteilt die Mutter an ihre bisherigen Aktionäre die Anteile der ausgegliederten Tochter in Form einer Sonderdividende. Damit haben Altaktionäre nach der Abspaltung Papiere von zwei Gesellschaften im Depot. Der größte Spin-off in Deutschland war das Listing von Siemens Energy zu einem Börsenwert von rund 16 Milliarden Euro. Bei einem Equity Carve-out verkauft die Mutter hingegen einen Teil der Tochter im Zuge eines Initial Public Offering (IPO) über die Börse und erzielt so einen Verkaufserlös. Dabei behält die Mutter üblicherweise die Mehrheit an der Tochter und kontrolliert sie somit weiter. Einer der bekanntesten Carve-outs war der Börsengang von Covestro. Der Erfolg der Tochter an der Börse hängt allerdings kaum von der Art der Abspaltung ab, sondern vor allem davon, wie gut deren Geschäftsaussichten sind.
Welch erfreuliche Performance die ehemals abgespaltenen US-Unternehmen an der Börse liefern, zeigt der Invesco S & P Spin-off ETF (WKN: A2J NQP). Er bildet ab, wie sich die Aktien von Firmen entwickelt haben, die in den vergangenen vier Jahren von ihren Müttern abgespalten wurden. Der ETF hat auf Dollarbasis seit Jahresanfang um 15 Prozent zugelegt. Damit hinkt er zwar dem S & P 500 deutlich hinterher (27,2 Prozent, das liegt aber vor allem daran, dass in dem ETF Growth-Aktien, die in den vergangenen Monaten und Jahren der wichtigste Treiber für die Börsenrally waren, viel niedriger gewichtet sind als im S & P 500. BÖRSE ONLINE untersucht auf den folgenden Seiten die Aussichten der Mütter, die mit ihren Abspaltungskandidaten in den Startlöchern stehen.
ABB-Aktie: Große Fantasie durch Elektromobilität
Investoren des Schweizer Energie- und Automatisierungstechnik-Konzerns ABB warten gespannt auf den Kapitalmarkttag am 7. Dezember. Dann werden Vorstandschef Björn Rosengren und seine Kollegen die neue Strategie präsentieren. Zudem werden Manager der vier Geschäftsbereiche über die Positionierung informieren, beispielsweise bei elektrischen und wasserstoffbasierten Mobilitätslösungen. Rosengren, der sich als aktiver Portfoliomanager versteht, trimmt das Unternehmen zusehends auf Profitabilität.
Er treibt den Börsengang des Geschäfts mit Ladestationen für Elektroautos voran. Laut einem Medienbericht könne das Debüt im ersten Halbjahr 2022 erfolgen. Dabei sei ein Börsenwert von bis zu drei Milliarden Dollar möglich. Zuletzt hat die Sparte die schnellsten Ladestationen der Welt vorgestellt. Die neue Terra-360-Station kann bis zu vier Autos gleichzeitig laden, wobei das vollständige Laden nur 15 Minuten dauert. Nach jahrelangen Wachstumsraten von 50 Prozent pro Jahr kam das Geschäft mit der E-Mobilität 2020 auf einen Umsatz von 220 Millionen Dollar. Allein die EU peilt bis 2025 eine Million Ladesäulen an, bis 2030 sollen es drei Millionen werden.
ABB will die Einnahmen aus dem IPO nutzen, um Software und Hardware zuzukaufen und zudem Kapital für schnelleres Wachstum anzuziehen. Auch nach dem IPO möchte die Mutter die Kontrolle über das Geschäft mit Ladestationen behalten. Rosengren hatte erst Anfang November den Bereich Mechanical Power, der unter der Marke Dodge Kupplungen und Getriebe herstellt, für 2,9 Milliarden Dollar an den US-Konzern RBC Bearings verkauft. Wir stufen die ABB-Aktie hoch.
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CNH Industrial-Aktie: Eigenständig ins neue Börsenjahr
Spätestens seit dem Investorentag Mitte November liegen die Fakten zur Ausgliederung der Iveco-Gruppe auf dem Tisch. Der Lkw-Hersteller plant fest mit seinem Handelsstart an der Mailänder Börse am 3. Januar 2022 und formuliert für die Zeit danach ehrgeizige Ziele. Im Rahmen des Fünfjahresplans peilt Iveco per 2026 Umsätze zwischen 16,5 und 17,5 Milliarden Euro sowie einen Nettogewinn zwischen 600 und 800 Millionen Euro an. Das wäre deutlich mehr als im Vorkrisenjahr 2019, in dem das Unternehmen bei Erlösen von 11,8 Milliarden Euro einen Nettogewinn in Höhe von 300 Millionen Euro erwirtschaftete. Erreichen will das Management diese Steigerungen mit dem Fokus auf nachhaltige Wertschöpfung durch kontinuierliche Einführung neuer Technologien und Partnerschaften, mit denen man darüber hinaus bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden möchte. Bislang gehört Iveco noch zum Mutterkonzern CNH Industrial, der sich nach der Ausgliederung künftig auf das Geschäft mit Land- und Baumaschinen konzentriert. Die Bereiche Lkw, Busse, Spezialfahrzeuge, Militärfahrzeuge und Antriebstechnik verbleiben bei Iveco. Stimmen die CNH-Aktionäre bei der außerordentlichen Hauptversammlung einen Tag vor Heiligabend zu, erhalten sie im Rahmen des Spin-offs für je fünf CNH-Aktien eine Iveco-Aktie ins Depot gebucht. An der Börse fiebern die Marktteilnehmer dem Spin-off bereits entgegen. Mitte November markierte die CNH-Aktie ein neues Mehrjahreshoch und hat sich gegenüber den Corona-Tiefs mittlerweile mehr als verdreifacht. Der Iveco-Börsengang dürfte den Titel weiter beflügeln.
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Daimler-Aktie: Lkw-Sparte mit ambitionierten Zielen
Bei Daimler beginnt eine neue Ära. Die Lkw- und Bustochter Daimler Truck gibt am 10. Dezember ihr Börsendebüt. Anteilseigner der Mutter bekommen für je zwei Daimler-Aktien eine zusätzliche von Daimler Truck ins Depot eingebucht. Nach dem Börsengang wird die Mutter einen Anteil von 35 Prozent an Daimler Truck halten. Das Papier soll zudem im ersten Quartal 2022 in den DAX aufsteigen. Außerdem wird Daimler am 1. Februar in Mercedes-Benz Group umfirmieren und damit die künftige Fokussierung auf das Pkw- und Van-Geschäft widerspiegeln. Vorstandschef Ola Källenius treibt den Umbau in Richtung Elektroautos zügig voran, 2025 sollen sie bis zu 50 Prozent des Absatzes ausmachen.
Daimler Truck ist mit seinen Marken, wie Freightliner, der weltgrößte Hersteller von Lkw und Bussen. Vorstandschef Martin Daum setzt neben Elektromobilität auch auf die Brennstofftechnik. Laut seiner Einschätzung könnten diese Antriebe im Jahr 2030 bis zu 60 Prozent des Absatzes ausmachen. Daum hat ambitionierte Gewinnziele für 2025. In einem normalen Umfeld soll das Industriegeschäft eine operative Marge von acht bis neun Prozent erwirtschaften, in einem schwachen sollen es immer noch sechs bis sieben Prozent werden. Im dritten Quartal 2021 lag die bereinigte Marge bei 5,5 Prozent. Dazu ist bis 2023 eine Reduktion der Fixkosten um 15 Prozent gegenüber 2019 geplant. Daum will außerdem das Service-Geschäft ausbauen, also neben dem Ersatzteil- und Wartungsgeschäft gerade auch die Finanzdienstleistungen. Zur Ergebnisverbesserung soll zudem eine stärkere Fokussierung auf das margenstarke Geschäft mit schweren Lkw beitragen.
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General Electric-Aktie: Bessere Positionierung, langfristiges Wachstum
Am 9. November gab der US-Mischkonzern General Electric (GE) die Aufspaltung in drei Unternehmen bekannt, die sich auf Luftfahrt, Gesundheitswesen und Energie konzentrieren sollen. Vorstandschef Larry Culp bereitete das Konglomerat stillschweigend darauf vor. GE Healthcare - das sich auf Präzisionsmedizin fokussieren soll, will er Anfang 2023 ausgliedern, wobei GE 20 Prozent am neuen Unternehmen behalten will. GE Power, GE Renewable Energy und GE Digital (das Internet der Dinge) sollen zu einem Unternehmen fusionieren, um dann ab 2024 abgespalten zu werden. Was bleibt, wird ein Luftfahrtkonzern sein. Unklar ist, wie viel Schulden jede der drei Einheiten schultern soll, denn das Konglomerat hat noch immer hohe Verbindlichkeiten. Bekannt ist nur, dass Culp plant, dass jede Bilanz ein Investment-Grade von Ratinghäusern erhalten soll. S & P etwa überprüft seine Einstufung für GE gerade. Obendrein ist GE am Ölfelddienstleister Baker Hughes und am Flugzeug-Leasinganbieter AerCap mit 26 beziehungsweise 84 Prozent beteiligt. Analysten halten den neuen Energiekonzern für den schwächsten des Trios. Culp äußerte bereits seine Erwartungen an die Rentabilität jedes Segments fürs Jahr 2023. Der Unternehmenslenker will demnach mit GE Aviation einen Gewinn von rund sechs Milliarden Dollar einfliegen, wobei GE Healthcare zwischen drei und vier Milliarden Dollar verdienen soll. GE Energy soll hingegen lediglich ein bis drei Milliarden Dollar erwirtschaften. Analysten sind vorsichtig optimistisch. Das durchschnittliche Kursziel für GE liegt mit 122,97 Dollar spürbar über der aktuellen Notiz.
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Glaxosmithkline: Private Equity zeigt Interesse
Beim Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) kommt Bewegung in den geplanten Abspaltungsprozess seiner Konsumgütersparte. Bereits seit dem gigantischen Zusammenschluss mit dem Consumer-Health-Geschäft des US-amerikanischen Pharmariesen Pfizer Ende 2018 haben die Briten intensiv die Möglichkeiten für eine Verwertung des Bereichs geprüft, um sich künftig voll auf die Erforschung innovativer Medikamente und Impfstoffe zu konzentrieren. Im Sommer folgte schließlich die Ankündigung der geplanten Ausgliederung in ein eigenständiges Börsenunternehmen mit Hauptnotiz in London per Mitte 2022. Dazu könnte es nun nicht mehr kommen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete mittlerweile vom Interesse verschiedener Private-Equity-Gesellschaften an der Sparte, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund zehn Milliarden britischen Pfund erwirtschaftet hat und deren Wert von Experten zuletzt auf etwa 54 Milliarden US-Dollar taxiert wurde. Auch große Pharmaunternehmen und Konsumgüterfirmen dürften Optionen prüfen. Ein Verkauf wäre ganz im Sinne der aktivistischen Investmentfirma Elliott Management, da ein solcher Schritt neben weiteren Investitionen in Forschung und Entwicklung auch eine Schuldentilgung und Aktienrückkäufe ermöglichen würde. Ganz gleich in welcher Form sich der Konzern letztlich von seinem Teilbereich verabschiedet - die "neue" GSK soll bis 2026 mit durchschnittlichen Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent beim Umsatz und mehr als zehn Prozent beim operativen Gewinn wachsen. Erreichen die Briten ihre Ziele, wäre die Aktie angesichts moderater Bewertung interessant.
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Johnson & Johnson-Aktie: Penaten und Listerine werden selbstständig
Der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson greift für seinen Umbau tief in die Tasche: Eine halbe bis eine Milliarde US-Dollar lässt sich der Traditionskonzern das Projekt kosten. Abgespalten wird die Konsumgütersparte, also das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln und anderen Gesundheitsprodukten. Es soll in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden.
Die sogenannte Consumer-Health- Sparte vertreibt bekannte Marken wie Penaten-Babypuder, Bebe-Hautcreme, Listerine-Mundspülung oder Nicorette-Nikotinpflaster. Der Dow-Jones- Konzern beschäftigt in diesem Bereich etwa 20 000 Mitarbeiter und setzt 15 Milliarden Dollar um.
Übrig bleibt die Pharmasparte, die für den Covid-19-Impfstoff Janssen bekannt ist, aber auch Krebsmedikamente und medizinische Geräte entwickelt. Im laufenden Jahr wird sie voraussichtlich 77 Milliarden Dollar umsetzen. Zu den Wachstumstreibern gehört hier das lediglich einmal zu verimpfende Covid-19-Vakzin, das im März in der EU zugelassen wurde. Für den Konzern mit insgesamt rund 136 000 Mitarbeitern ist der Spin-off der größte Einschnitt in der 135-jährigen Geschichte. Das Unternehmen aus Brunswick im Bundesstaat New Jersey habe sich zu diesem Schritt entschieden, weil sich die beiden Sparten in den vergangenen Jahren auseinanderentwickelt hätten, erklärte Konzernchef Alex Gorsky. Die Aufspaltung sei der beste Weg, um langfristig nachhaltiges Wachstum zu sichern. An der Börse kamen die Pläne gut an: Die Aktie legte kräftig zu.
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Thyssenkrupp-Aktie: Wasserstoff-IPO schon fürs Frühjahr anvisiert
Einen kräftigen Kurssprung nach oben hat die Aktie von Thyssenkrupp zuletzt gemacht. Grund waren Berichte, wonach der Konzern die Wasserstoff-Tochter Uhde Chlorine Engineers (UCE) im ersten Quartal 2022 an die Börse bringen will. UCE ist auf den Bau von großen Elektrolyseanlagen spezialisiert, etwa zur Wasserstoffgewinnung aus Wasser mithilfe erneuerbarer Energien. Thyssenkrupp hält 66 Prozent an UCE, der Rest gehört der italienischen Firma De Nora. Laut einem Bericht könnte die Marktkapitalisierung des designierten Debütanten bis zu fünf Milliarden Euro erreichen. Damit würde die Tochter einen Großteil des Börsenwerts der Mutter von 6,6 Milliarden Euro ausmachen. Sie wolle nach dem IPO in jedem Falle eine Mehrheit halten, sagte Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz. Ein Kapitalmarkttag für die Sparte sei für Januar geplant.
Gestützt wird die Aktie zudem vom guten Ausblick auf das Geschäftsjahr 2021/22, das im September endet. Merz sieht zwar weiterhin "große Herausforderungen" aufgrund des Halbleitermangels und der Pandemie. Dennoch soll der Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Zudem will Merz den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in etwa verdoppeln auf 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro. Dazu soll das europäische Stahlgeschäft mit einer kräftigen Ergebnisverbesserung beitragen. Die Vorstandschefin arbeitet weiterhin an einer Verselbstständigung des Stahlgeschäfts. Allerdings sei das ein komplexes Vorhaben, das nicht zuletzt vom regulatorischen Umfeld abhänge. Wegen der Euphorie um das Wasserstoff-IPO stufen wir die Aktie dennoch hoch.
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Toshiba-Aktie: Leider erst gegen Ende 2023 ein Trio
Mit einem Schulterzucken haben Investoren auf die Pläne des japanischen Technologiekonzerns Toshiba reagiert. Er will sich in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten und reagiert damit nicht zuletzt auf den Druck aktivistischer Investoren, wie des US-Hedgefonds Elliott Investment Management. Im ersten Unternehmen soll das Geschäft mit Infrastrukturdienstleistungen gebündelt werden, dazu gehören unter anderem die Bereiche Energietechnik und Industriesysteme sowie das Batteriegeschäft. Die zweite Abspaltung umfasst die elektronischen Geräte wie Halbleiter und Festplatten. Der Rest des Unternehmens wird erst einmal die Anteile an seiner früheren Halbleitersparte Kioxia und an dem IT-Spezialisten Toshiba Tec halten. Die außerordentliche Hauptversammlung soll im März 2022 über die mögliche Aufspaltung entscheiden.
Die Pläne hören sich auf den ersten Blick gut an, zumal das Infrastrukturgeschäft und jenes mit elektronischen Geräten völlig unterschiedliche Kundengruppen und Geschäftszyklen haben. Allerdings soll die Aufspaltung erst im zweiten Halbjahr der Berichtsperiode 2023/24 umgesetzt werden, die im März endet. Das könnte vielen Investoren deutlich zu lange dauern, selbst wenn Toshiba-Chef Satoshi Tsunakawa in den kommenden zwei Fiskaljahren über Aktienrückkäufe umgerechnet 875 Millionen Dollar an die Investoren weitergeben will. Dabei möchte er den Anteil an Kioxia an die Börse bringen und die Nettoeinnahmen "vollständig" an die Anteilseigner verteilen. Dennoch hat der Hedgefonds 3D Investment Partners, der mehr als sieben Prozent an Toshiba hält, die Pläne abgelehnt.
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