"Lege nicht alle Eier in einen Korb." "Achte auf niedrige Kosten." Das hören Anleger immer wieder. Warum, ist klar. Wer breit über Aktien und Anleihen streut, kann bei schlechten Nachrichten ruhiger schlafen. Da stört es kaum, wenn VW-Aktien nach der Aufdeckung des Diesel-Skandals in die Tiefe rauschen. Oder wenn die Deutsche Bank erneut eine hohe Strafzahlung aufgebrummt bekommt. Und niedrige Kosten? Das leuchtet sowieso ein. Die erzielte Rendite kann nur einmal verteilt werden. Für Anleger bleibt mehr übrig, wenn beispielsweise Fondsanbieter möglichst wenig von der Rendite für sich abzwacken können.

Kurzum: Die Geldanlage könnte so einfach sein, wenn man sich an einige nützliche Regeln hielte. Der Alltag vieler Anleger sieht anders aus. Da sind etwa die Aktionisten, die nervös auf jede neue Nachricht reagieren. Sie schichten ihr Portfolio regelmäßig um und treiben ihre Kosten in die Höhe. "Hin und Her macht Taschen leer", lautet hier das treffende Motto. Zudem müssen sie immer wieder zur richtigen Zeit kaufen und verkaufen. Andernfalls kostet dies Rendite. Selbst viele Fondsmanager scheitern an dieser Aufgabe. Häufig steigen sie in Märkte ein, die ihre beste Zeit hinter sich haben, oder sie verkaufen Länder und Sektoren, kurz bevor diese wieder steigen. Studien des Analysehauses Morningstar belegen dies.

Auf der anderen Seite stehen die Anleger, die ihr Portfolio irgendwann aus dem Blick verlieren. Ihre Strategie lautet im Idealfall Kaufen und Halten. Das ist klug, weil es Kosten spart und man die besten Börsentage auf diese Weise nicht verpasst. Wer aber jahrelang nicht hinsieht, wacht mit einem Portfolio auf, das mit der ursprünglichen Aufteilung nur noch wenig zu tun hat.

Grund: Aktien bringen auf Dauer mehr Rendite als Anleihen. Wer mit einem 50 : 50-Mix aus Aktien und Anleihen beginnt, endet nach zehn Jahren mit einem 57 : 43-Mix - wenn man etwa unterstellt, dass Aktien pro Jahr um sieben Prozent zulegen und Anleihen um vier Prozent. Nach 30 Jahren können diese Unterscheide deutlich gravierender ausfallen (siehe Grafik unten). Das Problem: Anleihen können ein Portfolio nicht mehr stabilisieren, wenn ihr Anteil immer geringer wird. Die höhere Aktienquote wiederum wird zum Risiko, falls die Kurse plötzlich einbrechen und das gesamte Depot überproportional mit nach unten ziehen.

Zwar können Anleger dieses Problem umgehen, in dem sie ihr Portfolio beispielsweise immer wieder auf die anfängliche 50 : 50-Gewichtung zurückführen - Rebalancing sagen Fachleute dazu. Doch wer hält sich schon daran?



Praxisnaher Professor



Vor zehn Jahren schrieb der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Martin Weber ein Buch, das sich dieser Probleme annahm. Der Titel des Buches: "Genial einfach investieren". Weber schildert darin gut lesbar, warum Anleger nicht alles auf eine Karte setzen sollten oder warum sie nicht versuchen sollten, klüger als der Markt zu sein, der bereits sämtliche Informationen enthält. Im Oktober 2008 ging Weber einen Schritt weiter. Er präsentierte Anlegern einen neuen Fonds, der seine Ideen bündelte. Sein Name: "ARERO - Der Weltfonds". Dessen Vorteile sind aus Webers Sicht schnell genannt: Er ist günstig, streut breit und führt jeweils im Februar ein Rebalancing durch (siehe Seite 3).

Im November 2008 folgte ein ähnliches Produkt: der db X-trackers Portfolio Total Return ETF. Das Konzept zum Portfolio-ETF entwickelte Andreas Beck, der Chef des Münchner Instituts für Vermögensaufbau (siehe Seite 4). In den Details weicht er vom ARERO-Fonds ab, aber für Anleger bleibt das Resultat gleich: Sie können vergleichsweise günstig in ein weltweites Portfolio investieren, das beim Portfolio-ETF zum Beispiel aus insgesamt 4600 verschiedenen Aktien und 2100 Anleihen besteht.

Beide Produkte eint zudem, dass sie Indizes für Aktien oder Anleihen abbilden und die Kosten damit so tief drücken wie es ein klassischer Misch- oder moderner Multi-Asset-Fonds nicht könnte. Zwar führen niedrige Kosten nicht automatisch zu besseren Erträgen. Der ARERO-Fonds war im Jahr 2016 jedoch der beste ausgewogene Dachfonds für Aktien und Anleihen. Der Portfolio-ETF war hier jeweils das drittbeste Produkte über ein und fünf Jahre.

Auf Seite 2: Unterschiede und Risiken





Die Unterschiede



Viele vergleichbare Nachfolger haben ARERO-Fonds und Portfolio-ETF bislang nicht gefunden. Erst im August 2015 legte die US-Fondsgesellschaft BlackRock ihre "BSF Managed Index Portfolio"-Reihe auf, deren drei Varianten - Defensive, Moderate und Growth - jeweils in kostengünstige iShares-ETFs anlegen. Im April 2016 folgte der ComStage Vermögensstrategie ETF, der in zehn ComStage-ETFs investiert (siehe jeweils Seite 5 und 6).

Anleger können die vier Produkte - trotz aller Gemeinsamkeiten - gut unterscheiden. Rohstoffe enthalten beispielsweise nur der ARERO-Fonds und der ComStage-ETF. Beide Produkte setzen zudem auf eine feste Aufteilung zwischen Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Beim Portfolio-ETF und bei den BSF-Fonds sind die Bandbreiten für Aktien und Anleihen dagegen nicht so streng fixiert, ohne aber stark zu variieren. Beim Portfolio-ETF achtet Andreas Beck zudem auf die erwarteten Dividenden und Zinsen. Bei den BSF-Fonds halten Stephen Walker und Christopher Downing bestimmte Bandbreiten bei den Kursschwankungen ein.

Ein weiterer Unterschied liegt in den jeweiligen US-Quoten. Die moderate Variante des BSF-Fonds hält rund 47 Prozent in US-Aktien und -Anleihen. Beim ComStage-ETF sind es circa 25 Prozent, beim ARERO-Fonds und beim Portfolio-ETF rund 17 Prozent. Die höchste Deutschland-Quote wiederum hat der Comstage-ETF mit 23 Prozent.

Die Risiken



Blind zugreifen sollten Anleger bei den vier Multi-Asset-ETFs dennoch nicht. Zwar schneiden die meisten Fondsmanager auf Dauer kaum besser ab als ihre jeweiligen Indizes oder Indexfonds. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie in kommenden Börsenphasen besser liegen. Ungünstig wäre es darüber hinaus für den ARERO-Fonds und den ComStage--ETF, wenn die Preise für Rohstoffe dauerhaft fallen sollten.

Denkbar wäre auch, dass Aktien und Anleihen sich nicht mehr gegenläufig verhalten. Im Normalfall steigt die eine Anlageklase, während die andere fällt, was die Schwankungen des gesamten Portfolios senkt. Falls beide Anlageklassen fallen, hilft auch eine breite Streuung nicht mehr - zumal keiner der vier Multi-Asset-ETFs voll in sichere Geldmarktpapiere umschichtet.

Dennoch überwiegen die Vorteile beim ARERO-Fonds und dessen Verwandten. Vor allem, weil ihre Portfolios dauerhaft besser strukturiert sein dürften als die unsortierten Do-it-yourself-Versuche vieler Anleger.

Auf Seite 3: Arero





Arero - Der Weltfonds



Hinter dem ARERO - Der Weltfonds stehen die empirischen und theoretischen Erkenntnisse von Martin Weber, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Wer glaubt, dass der ARERO-Fonds deshalb besonders kompliziert sei, irrt. Das Konzept ist sogar recht einfach. Anleger investieren beim ARERO-Fonds in Aktien (A), Renten (RE) und Rohstoffe (RO) - daher rührt der Fondsname. Zudem wissen Anleger von vornherein, wie ihr Vermögen aufgeteilt wird. Auf Aktien entfallen 60 Prozent, auf Anleihen 25 und auf Rohstoffe 15 Prozent. Zwar ändert sich diese Aufteilung im Jahresverlauf. Anfang Februar stellt das ARERO-Team die 60-25-15-Allocation aber wieder her.

Historisch sorgte diese Aufteilung bei Webers empirischen Tests für das beste Rendite-Risiko-Profil. Weber räumt aber ein, dass dies nicht die perfekte Asset Allokation für die Zukunft sein muss. Da ist er ganz Wissenschaftler, der nicht vorgibt, die Zukunft zu kennen. Ihm reicht es, ungefähr richtig zu liegen.

Zwar ist die Allokation der Anlageklassen beim ARERO-Fonds fix. Komplett statisch ist das Portfolio dennoch nicht. Innerhalb der 60-prozentigen Aktienquote verschieben sich die Gewichte laufend. Weber investiert dort über MSCI-Indizes in die Regionen Asien-Pazifik, Emerging Markets, Europa und Nordamerika. Wie stark er diese Regionen gewichtet, hängt von ihrem Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt ab.

Da die Emerging Markets mit Ländern wie China und Indien stärker wachsen als Europa mit Frankreich oder Italien, steigt ihre Gewichtung stetig an. Aktuell beträgt der Schwellenländer-Anteil zum Beispiel 23 Prozent. Auf Nordamerika entfallen 18 Prozent, auf Europa 14 und auf die pazifische Region mit Japan und Australien fünf Prozent. Dadurch ist der US-Anteil niedriger und der Emerging-Markets-Anteil höher als bei Strategien, die sich allein am Börsenwert der Unternehmen orientieren.

Bei den Anleihen setzt Weber nur auf Staatsanleihen aus der Eurozone. Auf Firmenbonds verzichtet er, da das unternehmerische Risiko dem Aktienanteil vorbehalten bleiben soll. Bei den Rohstoffen bildet der ARERO-Fonds den Bloomberg Commodity Index 3 Month Forward TR ab, der eine geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen aufweist. Seit Auflegung im Oktober 2008 legte der ARERO-Fonds um 82 Prozent zu, das entspricht einer jährlichen Rendite von 7,4 Prozent. €uro bewertet ihn für sein Rendite-Risiko-Profil in den vergangenen vier Jahren mit FondsNote 2.



Auf Seite 4: db x-trackers Portfolio Total Return ETF





db x-trackers Portfolio Total Return ETF



Hinter dem db X-trackers Portfolio Total Return ETF stehen die Überlegungen von Andreas Beck, dem Chef des Münchner Instituts für Vermögensaufbau. Wer den Portfolio-ETF kauft, muss mit der Unwägbarkeit leben, dass die Aktienquote zwischen 30 und 70 Prozent schwanken kann.

Seit der Auflegung im November 2008 lag sie beim Portfolio-ETF aber meist zwischen 50 und 60 Prozent. Spiegelverkehrt betrug die Rentenquote 40-50 Prozent. Derzeit ist die Asset Allocation etwas aktienlastiger als gewohnt. Beck orientiert sich hier an der langfristigen Ertragskraft von Aktien und Anleihen. Diese macht er zum Beispiel an zwei erprobten Kennzahlen fest: der Dividendenrendite von Aktien und der laufenden Rendite von Anleihen. Erstere ist momentan attraktiv, Letztere nicht. Zudem achtet Beck bei Aktien beispielsweise auf das sogenannte Shiller-KGV, das die Firmengewinne der vergangenen zehn Jahre berücksichtigt - und damit bessere Prognosen zulässt, als zöge man nur die Gewinne eines Jahres heran. Dies spielt eine Rolle bei der regionalen Gewichtung. Gemessen am Shiller-KGV sind US-Aktien derzeit hoch bewertet und lassen für die nächsten sieben bis zehn Jahre keine überproportional hohen Erträge erwarten. Emerging-Markets-Titel weisen dagegen ein vergleichsweise günstiges Shiller-KGV auf, sodass Beck sie momentan mit rund 16 Prozent recht hoch gewichtet. Weil Beck auf Erträge und Bewertungen achtet, wohnt dem Portfolio-ETF damit eine antizyklische Komponente inne: Er kauft günstige Märkte und verkauft teure Märkte.

Zugleich setzt Beck seit jeher auf das sogenannte "Faktor-Investing", das erst in den vergangenen drei bis fünf Jahren eine größere Beachtung fand. So bevorzugt er Schwellenländer- gegenüber Industrieländer-Aktien, weil Anleger dort für die höheren politischen Risiken entsprechend entschädigt werden. Oder er mag Small Caps mehr als Large Caps, weil Anleger dort aufgrund der geringeren Liquidität mit höheren Renditen rechnen können. Jeweils vorausgesetzt, dass die Bewertungen günstig sind. Bei Anleihen wiederum hält Beck lieber Corporate Bonds, Pfandbriefe oder Emerging-Markets-Anleihen als klassische Staatsanleihen, weil Anleger dort für die höheren Ausfallrisiken ebenfalls entschädigt würden. Die bisherige Bilanz des Portfolio-ETF ist ordentlich. Seit der Auflegung im November 2008 legte er um 102 Prozent zu, das entspricht einer jährlichen Rendite von 9,1 Prozent.



Auf Seite 5: ComStage Vermögensstrategie ETF





ComStage Vermögensstrategie ETF



Der ComStage Vermögensstrategie ETF folgt dem Beispiel des ARERO-Fonds und bildet Aktien (60 %), Anleihen (30 %) und Rohstoffe (10 %) ab.

Jeweils im Frühjahr passt ComStage das Portfolio wieder an die ursprüngliche Gewichtung der drei Anlageklassen an. Beim ComStage Vermögensstrategie wissen Anleger von Anfang an, in welche Indizes sie über die entsprechenden ComStage-ETFs investieren. Bei Aktien sind dies die MSCI-Indizes für Nordamerika (15 %), Asien/Pazifik (10 %) und die Schwellenländer (10 %), der Stoxx Europe 600 für Europa (15 %) sowie DAX und MDAX (je 5 %) für Deutschland. Zudem investieren Anleger in Euro-Staatsanleihen, zehnjährige US-Staatsanleihen sowie deutsche Pfandbriefe (je 10 %). Rohstoffe steuert der Commerzbank-Commodity-ex-Agriculture-EW-Index bei, der zwölf Rohstoffe enthält - darunter Energiesorten sowie Metalle, aber keine Agrarrohstoffe.



Auf Seite 6: BSF Managed Index Portfolios Moderate





BSF Managed Index Portfolios Moderate



Mit den drei Managed-Index-Portfolios von BlackRock kaufen Anleger jeweils ein breit aufgestelltes Depot, das aus iShares-ETFs besteht. Im Gegensatz zum ARERO-Fonds und ComStage Vermögensstrategie ist die Asset Allocation bei den Managed-Index-Portfolios nicht statisch.

Bei der Moderate-Variante richten die beiden Fondsmanager Christopher Downing und Stephen Walker das Portfolio beispielsweise so aus, dass die Volatilität zwischen fünf und zehn Prozent liegt. Derzeit führt dies dazu, dass die Aktienquote rund 56 Prozent beträgt. Bei der Defensive- und Growth-Variante liegen die Risikobandbreiten jeweils bei zwei bis fünf beziehungsweise bei zehn bis 15 Prozent. Entsprechend sind die Aktienquoten dort niedriger (Defensive: 16 %) oder höher (Growth: 84 %). An diesen Quoten werden Downing und Walker meist nicht groß rütteln.

Kurzfristig können sie innerhalb von Ländern oder Sektoren aber verschiedene Schwerpunkte setzen.