Die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der EZB und eine Zinssenkung der chinesischen Zentralbank haben die internationalen Finanzmärkte am Freitag beflügelt. Dax und EuroStoxx50 stiegen um jeweils mehr als zwei Prozent auf 9686 beziehungsweise 3175 Punkte. Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 2,6 Prozent auf 81,42 Dollar je Barrel (159 Liter).

EZB-Chef Mario Draghi sagte auf einem Bankenkongress in Frankfurt, sein Haus werde mit allen Mitteln die schwache Inflation anheizen. "Wir werden tun, was wir tun müssen", betonte er. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei bereit, bei Bedarf noch stärker an den Finanzmärkten zu intervenieren und über Wertpapierkäufe - auch über den umstrittenen Kauf von Staatspapieren - mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen - "ohne unnötige Verzögerung".

Vor diesem Hintergrund legten die europäischen Finanzwerte kräftig zu. Die Aktien der Branche reagieren üblicherweise überdurchschnittlich auf Bewegungen des Gesamtmarktes. Außerdem haben die Banken hohe Bestände europäischer Anleihen in ihren Depots. Der Index für die Banken der Euro-Zone legte 2,9 Prozent zu. Innerhalb dieser Gruppe lagen die Titel südeuropäischer Geldhäuser vorn: Die griechische Alpha Bank, die italienische Banco Popolare oder die spanische Banco de Sabadell verzeichneten Kursgewinne zwischen 3,8 und 4,6 Prozent.

Spekulationen auf breit angelegte Käufe durch die EZB trieben auch die Kurse der Anleihen aus diesen Staaten. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Bonds fiel auf ein Rekordtief von 2,224 Prozent. Den Euro schickten Draghis Äußerungen auf Talfahrt. Er verlor im Vergleich zum New Yorker Vortagesschluss rund einen US-Cent und kostete 1,2425 Dollar.

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CHINA WILL MIT ZINSSENKUNG KONJUNKTUR ANKURBELN

Am Mittag überraschte die People's Bank of China (PBoC) die Börsianer mit der Senkung des Schlüsselzinses auf 5,6 von sechs Prozent. "Bislang hat sie aus Angst vor einer Kreditblase vor Zinssenkungen zurückgescheut", sagte Finanzmarkt-Expertin Andrea Tueni von der Saxo Bank. "Der heutige Schritt deutet darauf hin, dass ihr die Konjunkturaussichten zunehmend Sorgen bereiten."

Die Hoffnung auf eine anziehende chinesische Konjunktur und eine steigende Nachfrage trieb neben dem Ölpreis auch die Kupfer -Notierungen. Das Industriemetall, dessen weltweit größter Abnehmer China ist, verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 6753 Dollar je Tonne. Gefragt war auch die Währung des wichtigen Rohstoff-Exporteurs Australien. Der "Aussie-Dollar" stieg um 1,1 Prozent auf 0,8712 US-Dollar. Mit Kursgewinnen zwischen 4,7 und sechs Prozent gehörten die Minenbetreiber Anglo American, Rio Tinto, BHP Billiton und Antofagasta zu den Favoriten im Londoner Auswahlindex FTSE.

Reuters