Vor der US-Zinsentscheidung haben sich die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Mittwoch kaum aus der Deckung gewagt. Zudem drückten enttäuschende Geschäftszahlen von Apple und ein pessimistischer Ausblick der Münchener Rück auf die Stimmung. Für Furore sorgte im Dax aber Adidas, die im Jahr der Fußball-EM deutlich mehr als bisher gedacht verdienen wollen. Insgesamt war die Tendenz uneinheitlich: Der Dax notierte am Nachmittag mit 10.300 Punkten 0,4 Prozent im Plus, während der EuroStoxx50 nahezu unverändert war. Die US-Futures signalisierten für die Wall Street ein leichtes Minus.

Die US-Notenbank gibt nach Handelsschluss in Europa gegen 20.00 Uhr MESZ ihre Zinsentscheidung bekannt. "Während es nach den Signalen von Chefin Janet Yellen nahezu sicher erscheint, dass die Fed keine Zinsanhebung vornehmen wird, dürften die Marktteilnehmer besonders auf mögliche Andeutungen mit Blick auf den nächsten Termin im Juni achten", erklärte LBBW-Analyst Thomas Hollenbach.

VERSORGER HEBEN NACH VORSCHLAG DER ATOMKOMMISSION AB



Im Dax lagen Licht und Schatten dicht beieinander: Für eine handfeste Überraschung sorgte Adidas mit einer Anhebung der Prognose für 2016. Dies hievte die Titel um 9,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 118,30 Euro. Eine Kaufempfehlung der Analysten von Barclays verhalf VW zu einem Plus von drei Prozent.

Ebenfalls unter Strom standen die Versorger: E.ON stiegen um 4,8 Prozent, RWE um 8,7 Prozent. Die Atomkommission des Bundes hatte sich auf einen Vorschlag zur Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Abfalls verständigt. Danach können sich AKW-Betreiber für 23,3 Milliarden Euro von den Kostenrisiken der Abfall-Lagerung freikaufen. Das sei besser als befürchtet, begründete ein Händler die Kursreaktion.

Die Aktien der Münchener Rück rutschten dagegen um bis zu 5,6 Prozent auf 170,70 Euro ab, nachdem Chef Nikolaus von Bomhard auf der Hauptversammlung für den Jahresauftakt weniger Gewinn als erwartet in Aussicht gestellt hatte. Im Sog des weltgrößten Rückversicherers, der dafür nicht etwa Großschäden, sondern die Turbulenzen an den Finanzmärkten verantwortlich machte, verloren Allianz bis zu zwei Prozent. Im MDax fielen Hannover Rück und Talanx um zwei und ein Prozent.

APPLE MACHT DEUTSCHEN TEC-WERTEN NUR KURZ ZU SCHAFFEN



Im TecDax griffen die Anleger bei Wirecard nach der Vorlage von Quartalszahlen zu: Die Titel des Zahlungsdienstleisters sprangen um über acht Prozent in die Höhe. Im EuroStoxx50 standen zudem Total mit einem Plus von 2,3 Prozent ganz oben. Der französische Ölkonzern hatte die Erwartungen der Analysten klar übertroffen.

Hauptgesprächsthema auf dem Parket war Apple : Der Smartphone-Pionier hatte im abgelaufenen Quartal erstmals überhaupt weniger iPhones verkauft und zudem sein erstes Umsatzminus seit 13 Jahren ausgewiesen. Zahlreiche Analysten äußerten sich negativ und senkten ihre Kursziele. Die Aktien fielen im außerbörslichen US-Handel um über sieben Prozent. Auch die Papiere einer Reihe von Zulieferer gerieten zeitweise unter Druck. Doch bis zum Nachmittag holten vor allem Dialog Semiconductor und ARM wieder auf und notierten je mehr als zwei Prozent im Plus.

Reuters