Für die Anleger an den europäischen Aktienmärkten geht es in der neuen Handelswoche vor allem um eine Frage: Wird die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Geldschleusen noch weiter öffnen oder hält sie die Füße still? Angesichts der Ungewissheit über den Kurs der Notenbanker schreckten viele Investoren am Montag vor Aktienkäufen zurück. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils rund ein Prozent auf 9722 und 3001 Zähler, nachdem sie an den vergangenen fünf Handelstagen jeweils mehr als drei Prozent zugelegt hatten. "Es besteht die Gefahr, dass der Markt mehr erwartet, als die EZB überhaupt liefern kann", sagt Ian Williams vom Brokerhaus Peel Hunt.

Der Handlungsdruck auf die Notenbanker hatte sich zuletzt erhöht - so verliefen im Februar nicht nur die Geschäfte von Industrie und Dienstleistern schleppend, auch die Teuerungsrate fiel überraschend wieder unter die Nulllinie. Volkswirte erwarten daher, dass EZB-Chef Mario Draghi noch einmal nachjustieren wird. Als Stellschrauben gelten vor allem der Zins für das von den Banken bei der Notenbank geparkte Geld wie auch das billionenschwere Anleihen-Kaufprogramm der Währungshüter. Wenn die Notenbanker die Anleger enttäuschten, könnte es auf dem Börsenparkett ziemlich ungemütlich werden, prognostizierte Christian Henke vom Brokerhaus IG. Der Euro ging in die Knie und verlor zeitweise mehr als einen halben US-Cent auf 1,0941 Dollar. An der Wall Street bahnte sich eine leicht schwächere Eröffnung an.

MÖGLICHES GEGENANGEBOT FÜR DUPONT MACHT BASF ZU SCHAFFEN



Unter den Einzelwerten sorgten BASF für Gesprächsstoff. Spekulationen auf ein mögliches Gegengebot für den US-Rivalen DuPont drückten die Aktien des Chemiekonzerns zeitweise 2,6 Prozent ins Minus. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, dass BASF bei der geplanten Rekordfusion der US-Chemieriesen DuPont und Dow Chemical dazwischenfunken könnte. Der Markt wäre von einer Übernahmeschlacht sicherlich nicht begeistert, sagte ein Händler. Equinet-Analyst Michael Schaefer geht davon aus, dass ein Bieterwettkampf um DuPont die BASF-Bilanz stark belasten dürfte. BASF müsste eine deftige Prämie an die DuPont-Aktionäre zahlen, schreibt der Experte in einem Kommentar.

Getrennt haben sich die Anleger auch von Volkswagen-Aktien. Händler führten das Kursminus von 5,4 Prozent vor allem auf Gewinnmitnahmen zurück. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Titel fast 17 Prozent an Wert gewonnen. "Die neuesten Berichte zur Abgas-Affäre helfen dem Kurs aber auch nicht", sagte ein Börsianer. Laut "Bild am Sonntag" kommt Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch in Erklärungsnot, weil er - damals noch als Finanzvorstand - von den Manipulationen bei Diesel-Abgaswerten bereits knapp zwei Wochen vor deren Bekanntmachung gewusst habe.

Bei den Commerzbank -Anlegern verpuffte die Freude über die Einigung auf einen neuen Vorstandschef recht schnell. Die Aktien lagen am Nachmittag nur noch knapp im Plus, nachdem sie am Morgen zeitweise 2,2 Prozent zugelegt hatten. Der bisherige Privatkundenvorstand Martin Zielke soll Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus ab Mai führen. "Dass Zielke der neue Chef wird, war jetzt keine Überraschung mehr - daher nutzen die Anleger die Gelegenheit und machen Kasse," sagte ein Händler. Commerzbank-Aktien waren in der vergangenen Woche um neun Prozent gestiegen.

EDELMETALLE STATT AKTIEN GEFRAGT



An der Pariser Börse stachen die Titel des französischen Versorgers EDF heraus, die den größten Tagesverlust seit Juni 2014 verbuchten. Die Titel gaben um bis zu 9,6 Prozent auf 9,81 Euro nach. Finanzchef Thomas Piquemal tritt einem Insider zufolge wegen der hohen Kosten für den geplanten Bau neuer Atomkraftwerke zurück.

Statt Aktien steuerten Anleger am Montag vor allem Edelmetalle an: Das gern als sicherer Hafen gefragte Gold verteuerte sich um bis zu 1,1 Prozent auf 1272 Dollar je Feinunze. Die Preise für Platin kletterten in der Spitze sogar um drei Prozent auf 1008 Dollar je Feinunze, den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten.

Reuters