In Erwartung einer längerfristig lockeren Geldpolitik der großen Notenbanken haben Anleger am Donnerstag bei Aktien beherzt zugegriffen. Aus dem Protokoll der jüngsten Fed-Zinssitzung schlossen sie, dass sich die US-Notenbank mit ihrer geplanten Zinserhöhung Zeit lassen wird. In Europa rechneten sie zudem mit weiteren Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) und drückten damit den Euro auf den tiefsten Stand seit Dezember 2005.

Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich zeitweise auf 1,1753 Dollar. Dax und EuroStoxx50 machten einen Teil ihrer Kursverluste der vergangenen Tage wett und gewannen 1,8 Prozent auf 9692 Zähler beziehungsweise 2,1 Prozent auf 3090 Punkte.

HSBC-Devisenexperte Daragh Maher begründete die Erwartung einer behutsamen Straffung der US-Geldpolitik unter anderem mit den verhaltenen Fed-Aussagen zum Einfluss der aktuellen Dollar-Aufwertung auf die heimische Konjunktur. "Offenbar werden die Zentralbanker einen starken Dollar tolerieren." Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen wie Euro oder Yen widerspiegelt, markierte am Donnerstag mit 92,528 Punkten ein Neun-Jahres-Hoch.

Gleichzeitig stieg nach den Inflationsdaten vom Vortag der Druck auf die EZB, mit Hilfe breit angelegter Wertpapierkäufe der heimischen Konjunktur unter die Arme zu greifen und die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, zu verhindern. Die Währungshüter würden voraussichtlich schon bei ihrer Ratssitzung am 22. Januar das sogenannte Quantitative Easing (QE) beschließen, schrieben die Analysten der Essener National-Bank in einem Kommentar. Der Bund-Future, der am Vortag wegen dieser Spekulationen auf ein Rekordhoch von 157,26 Punkte gestiegen war, bröckelte auf 156,46 Zähler ab.

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ÖLPREIS STABILISIERT SICH

Am Rohstoffmarkt stabilisierte sich der Ölpreis nach seinem Verfall der vergangenen Wochen. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee kostete 51,40 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem sie am Vortag erstmals seit 2009 und die Marke von 50 Dollar gerutscht war. Seit dem Sommer hat sich der Ölpreis wegen eines Überangebots bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage halbiert.

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CHEMIE- UND DÜNGEMITTELWERTE GEFRAGT - TESCO HEBEN AB

Bei den Aktien sorgte Yara für Aufsehen. Die Aktien des norwegischen Düngemittel-Herstellers stiegen in Oslo um bis zu sieben Prozent auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 381,70 Kronen. Yara profitiert Händlern zufolge unter anderem von der Schwäche der heimischen Währung, die das Unternehmen auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger macht, und den Kursrekorden des US-Konkurrenten CF Industries. Im Windschatten von Yara gewannen die deutschen Chemie- und Düngemittelwerte Bayer, BASF und K+S zwischen 2,8 und drei Prozent.

In London verbuchte Tesco mit einem Plus von bis zu 15 Prozent den größten Tagesgewinn seit September 2002. Der größte britische Einzelhändler erfreute Anleger mit einem überraschend starken Weihnachtsgeschäft und einem Sparprogramm. Tesco habe offenbar endlich einen Plan, um dem Konkurrenzdruck durch die deutschen Discounter Aldi und Lidl zu begegnen, sagte Finanzmarkt-Experte Manish Singh von Crossbridge Capital.

Die Absatzzahlen von Marks & Spencer enttäuschten dagegen. Lieferschwierigkeiten der Online-Sparte verhagelten dem Tesco-Konkurrenten das Ergebnis. Marks & Spencer-Aktien fielen um bis zu fünf Prozent.

Reuters