Am Fuße der Rocky Mountains trifft sich jedes Jahr die Elite der internationalen Notenbankwelt, um über zentrale Themen der Geldpolitik zu diskutieren. Mit großer Spannung wird diesmal am Freitag der Auftritt von Fed-Chef Jerome Powell erwartet. Die Finanzmärkte erhoffen sich von ihm Hinweise, ob die Fed im September erneut ihre Leitzinsen senken wird. Damit würde sie sich endgültig von ihrem Kurs der behutsamen geldpolitischen Normalisierung der vergangenen Jahre verabschieden.

"Wir können nicht ausschließen, dass Jackson Hole in diesem Jahr einen weiteren fundamentalen Politik-Wechsel markiert wie es in vergangenen Jahren der Fall war", meinen die Analysten der Schweizer Großbank UBS. Wahrscheinlicher sei aber, dass Powell in seiner Rede auf das Management von Risiken eingeht und keine kühnen Schritte verspricht. Ende Juli hatte die Fed ihren Leitzins um einen Viertel Punkt auf jetzt 2,00 bis 2,25 Prozent gesenkt. Mit dieser ersten Zinssenkung seit der Finanzkrise reagierte sie auf den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikt. Denn dieser schlägt immer mehr auf die globale Konjunktur und die heimische US-Wirtschaft durch.

Für Powell dürfte das diesjährige Treffen auf jeden Fall ein Drahtseilakt werden. In den vergangenen Monaten hatte Trump die politisch unabhängige Fed immer wieder scharf kritisiert und vehement Zinssenkungen verlangt, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Dabei griff er auch Powell persönlich hart an. Erst am Montag forderte Trump eine Senkung um mindestens einen vollen Prozentpunkt. Begleitet werden könne dieser von Wertpapierkäufen (Quantitative Easing). Die Zinssenkung Ende Juli war dem US-Präsidenten nicht weit genug gegangen, er hatte gar von "Inkompetenz" bei der Fed gesprochen.

"Alles andere als eine Zinssenkung im September wäre eine riesige Enttäuschung für den Markt," meint Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Dabei befinde sich die Fed in einer schwierigen Position. "Wenn sie zu rasch die Zinsen senkt, wird ihnen jeder vorwerfen, dass sie eingeknickt sind, selbst wenn sie dies auf Basis ihrer ökonomischen Analyse getan haben." Halte sie sich aber zurück und die Wirtschaft gleitet in eine Rezession ab, werde sie jeder beschuldigen, wider besseres Wissen die Geldpolitik zu straff gehalten zu haben. An den Finanzmärkten rechnen Investoren derzeit mit zwei bis drei weiteren Zinssenkungen bis zum Jahresende.

Diskussion über Instrumentenkasten erwartet


Die Konferenz steht unter dem Motto "Herausforderungen für die Geldpolitik". Der auf den ersten Blick eher spröde Titel ist gut gewählt. Denn nach Jahren der ultralockeren Ausrichtung mit immer tieferen bis hin zu negativen Zinsen und billionenschweren Anleihenkäufen ist bei so manchen Notenbanken der Instrumentenkasten fast leergeräumt. Für den nächsten Konjunkturabsturz sind sie daher nur unzureichend gerüstet. In der Euro-Zone beispielsweise liegt der Leitzins inzwischen seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Im Blickpunkt des Treffens dürfte daher auch stehen, welche neuen Ideen aus der Notenbankwelt kommen, um auch künftige Krisen geldpolitisch zu bekämpfen. Das detaillierte Konferenz-Programm ist wie jedes Jahr ein gut gehütetes Geheimnis und wird erst kurz vor Beginn des Treffens veröffentlicht. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) werden ihr neuer Chefvolkswirt Philip Lane sowie die Direktoren Sabine Lautenschläger und Benoit Coeure anreisen. EZB-Chef Mario Draghi, dessen achtjährige Amtszeit Ende Oktober abläuft, wird nicht erwartet.