Und bei ihren Kapitalanlagen will die Allianz ebenfalls ab sofort nicht mehr in Unternehmen investieren, die durch umfangreichen Zubau von Kohlekraftwerken das Ziel des Pariser Klimaabkommens gefährden, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen.
Bereits seit 2015 legt die Allianz kein Geld mehr in Unternehmen an, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit dem Abbau von Kohle oder der Produktion von Kohlestrom verdienen. Nun verschärft Bäte diese Richtlinie. "Wir haben uns entschieden, den nächsten Schritt zu gehen." Der Sofortausstieg aus der Versicherung einzelner Kohlekraftwerke und des Abbaus wird das Unternehmen nach Bätes Angaben einen größeren zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Abgesehen von den Sofortmaßnahmen will die Allianz bis 2040 schrittweise - in Absprache mit den betroffenen Kunden - ganz aus dem Kohlegeschäft aussteigen: Energieversorger, die neben Kohle auch andere fossile Brennstoffe oder erneuerbare Energien zur Stromproduktion verwenden, sollen zunächst weiter versichert werden. Aber in den kommenden zwei Jahrzehnten will die Allianz auch dies vollständig auslaufen lassen. Bis 2040 solle es "keine Art von Kohlerisiko" mehr geben, sagte Bäte. "Wir wollen verantwortungsvoller Partner sein, der die Neugestaltung der Wirtschaft unterstützt."
Auch die Allianz selbst soll bis dahin klimaneutral wirtschaften - etwa was den CO2-Ausstoß bei Dienstreisen der Mitarbeiter oder die Gebäudeheizung betrifft.
Deutschlands größter Kohleverstromer RWE betonte, er sei von den angekündigten Maßnahmen nicht betroffen. "Das hat uns die Allianz bestätigt", teilte ein Sprecher mit. RWE gehöre zu der Gruppe von Energieversorgern, die mit einem breiten Portfolio die Energiewende erfolgreich vorantrieben und von der Allianz daher auch weiterhin versichert würden, so der Sprecher.
Was die Kapitalanlagen betrifft, will die Allianz bis 2040 keine Gelder mehr in Unternehmen anlegen, die ihre Treibhausgasemissionen nicht an das zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens anpassen. Das gilt allerdings nicht für die reine Vermögensverwaltung, die die Allianz auch anbietet. Mit insgesamt fast zwei Billionen Euro Kapitalanlagen ist die Allianz einer der weltgrößten Investoren.
Umweltinitiativen setzen Versicherungen unter Druck, aus dem Geschäft mit der Kohle auszusteigen. Mit der Kampagne "Unfriend Coal" (Kohle entfreunden) haben Greenpeace und andere Umweltorganisationen speziell die Versicherungsbranche aufs Korn genommen.
Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid lobte Bätes Ankündigung zwar als "wichtigen und überfälligen Schritt" - forderte aber gleichzeitig schnelleres Tempo des Münchner Branchenprimus wie der Branche insgesamt. "Die Allianz und andere große Versicherer wie die Münchner RE sind jetzt gefordert, den Kohleausstieg bis spätestens 2030 einzuleiten, wenn sie den Klimavertrag von Paris ernst nehmen wollen", sagte Smid.
Er forderte die Allianz auf, den Kohleausstieg auf die Vermögensverwaltung auszudehnen: "Schlupflöcher wie die Verwaltung von Geldern der Kohleindustrie muss die Allianz schneller als geplant schließen."
Der Pariser Stadtrat verabschiedete in dieser Woche auf Initiative von Umweltschützern einen Appell an die großen Unternehmen der Branche, Kohlekraftwerke und -abbau nicht mehr zu versichern. In der französischen Hauptstadt geben sich Ende Mai viele Spitzenmanager bei einem Branchentreffen ein Stelldichein./cho/DP/jha