Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten verhalten aufgenommen. Im frühen Handel verlor die Allianz-Aktie ein halbes Prozent an Wert. Der Ausblick für den operativen Gewinn 2020 liege eher unter den Erwartungen, sagte ein Händler in einer ersten Einschätzung. Auf das neue Aktienrückkaufprogramm hätten Anleger bereits gesetzt, insofern überrasche es nicht wirklich.
Am Vorabend hatte der Versicherer einen weiteren Aktienrückkauf angekündigt. Bis Ende 2020 will der Konzern für 1,5 Milliarden Euro eigene Papiere am Markt erwerben. Seit 2017 hat die Allianz bereits 7,5 Milliarden Euro dafür verwendet.
Im abgelaufenen Jahr steigerte der Konzern seinen Umsatz um fast acht Prozent auf 142,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn legte um sechs Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zu. Die Dividende soll von 9 Euro auf 9,60 Euro je Aktie steigen. Damit und beim operativen Gewinn übertraf der Versicherer klar die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten, die Finanzvorstand Giulio Terzariol noch im November mit Blick auf die verschärften Niedrigzinsen bewusst gedämpft hatte. Er selbst hatte zwar die obere Hälfte der Zielspanne von 11 bis 12 Milliarden Euro als realistisch erachtet, nicht aber das obere Ende.
Für 2020 zeigt sich der Vorstand merklich vorsichtiger als der Durchschnitt der Analysten. Die Experten rechnen im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 12,4 Milliarden Euro und liegen damit schon fast am oberen Ende der Prognose des Vorstands.
Im abgelaufenen Jahr musste die Allianz in ihrer Kernsparte, der Schaden- und Unfallversicherung, einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. Das operative Ergebnis des Bereichs sank um 12 Prozent auf nur noch gut 5 Milliarden Euro. Denn die Allianz musste die dürren Schadenreserven ihrer Industrieversicherungstochter AGCS um rund 600 Millionen Euro aufstocken.
Zudem zehrten hohe Großschäden am Ergebnis, darunter der Absturz der Boeing 737 Max von Ethiopian Airlines und das seitdem geltende weltweite Startverbot für den Flugzeugtyp, die bei der Allianz mit rund 82 Millionen Euro zu Buche schlugen. Mit 49 Millionen Euro musste der Versicherer für die Folgen des verheerenden Dammbruchs beim Bergbaukonzern Vale in Brasilien geradestehen.
Während die Folgen von Naturkatastrophen die Allianz mit 771 Millionen Euro weniger teuer zu stehen kamen als im Vorjahr, stiegen die von Menschen gemachten Großschäden um fast die Hälfte auf fast 1,3 Milliarden Euro.
Da kam es der Allianz gelegen, dass es in den anderen Bereichen deutlich besser lief. So stieg der Neugeschäftswert in der Lebens- und Krankenversicherung trotz der anhaltenden Niedrigzinsen um 3,8 Prozent. Das operative Ergebnis des Segments legte um rund gut 13 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zu.
In der Fondssparte, zu der die Gesellschaften Pimco und Allianz Global Investors gehören, stieg der operative Gewinn um rund sieben Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Allein im vierten Quartal schoben Anleger netto 19,7 Milliarden Euro neu in die Fonds der Allianz-Töchter.
dpa-AFX