Aber der frühere McKinsey-Manager machte am Freitag in München deutlich, dass er den Markt weiter intensiv nach Übernahmezielen durchleuchtet - vor allem in der Sachversicherung und der Vermögensverwaltung und in Ländern, in denen die Allianz bereits präsent ist: "Wir gucken uns an, was zu uns passt." Die Allianz sei noch nie so stark gewesen wie heute, habe ihren Gewinn in einem schwierigen Umfeld gesteigert und müsse sich deshalb nicht entscheiden, ob sie die Aktionäre beglücken oder auf Einkaufstour gehen wolle. Im Gegenteil: "Wir können beides." An der Börse kam das gut an. Mit einem Plus von bis zu 3,4 Prozent war die Allianz zum Wochenausklang größter Dax-Gewinner.

Je Aktie will Europas größter Versicherer für das abgelaufene Jahr 7,60 Euro ausschütten, ein Plus von 30 Cent und insgesamt ziemlich genau die Hälfte des Jahresüberschusses, der um vier Prozent auf 6,9 Milliarden Euro zulegte. Für den Aktienrückkauf nimmt Bäte weitere bis zu drei Milliarden in die Hand. Das Programm hatte noch Bätes Vorgänger Michael Diekmann angekündigt für den Fall, dass die Allianz ihre "Kriegskasse" nicht einsetzen kann. In Zukunft soll es diesen Automatismus aber nicht mehr geben, wie Bäte betonte. Er ist seit 2015 am Ruder, will die Allianz beim Kapitalmanagement agiler machen und treibt die Digitalisierung des Konzerns voran.

Zuletzt war aus Finanzkreisen durchgesickert, dass sich die Allianz für die australische Rivalin QBE interessiert und wohl auch schon bei der Schweizer Zurich vorgefühlt hat. Auch ein Interesse an Teilen der italienischen Generali wird den Münchner nachgesagt. Bäte wollte sich nicht zu Übernahmezielen äußern, um die Preise nicht nach oben zu treiben. Die Allianz sei vorbereitet, jederzeit zuzuschlagen. Zukäufe seien aber kein Muss, sondern müssten sich rechnen und der Konzern könne auch aus eigener Kraft wachsen, betonte er. "Wir suchen nicht krampfhaft nach irgendeiner Transaktion."

Branchenexperten gehen davon aus, dass die Konsolidierung zumindest in Europa an Fahrt aufnimmt, weil die Niedrigzinsen immer mehr Versicherer in die Bredouille bringen. Bäte findet nach eigenem Bekunden aber auch den US-Markt sehr interessant.

TRENDWENDE BEI PIMCO

Beim operativen Ergebnis plant die Allianz in diesem Jahr im besten Fall mit 11,3 Milliarden Euro. 2016 gelang ihr nur ein kleines Plus um 0,9 Prozent auf 10,8 Milliarden. Damit traf die Allianz aber immer noch das obere Ende ihrer eigenen Erwartungen und erreichte fast den Rekord von 2007, als noch die Dresdner Bank zum Konzern gehörte. Als verlässlich erwies sich abermals die Lebens- und Krankenversicherung, während es in der Schaden- und Unfall-Sparte trotz geringerer Naturkatastrophen einen Ergebnisrückgang gab.

Auch die Vermögensverwaltung schwächelte. Hier sieht die Allianz aber Fortschritte, insbesondere bei der US-Fondstochter Pimco, wo der Abfluss von Kundengeldern zum Jahresende wie geplant gestoppt werden konnte. Nach den Worten von Finanzchef Dieter Wemmer gab es auch im Januar Nettomittelzuflüsse für das kalifornische Anleihehaus: insgesamt rund fünf Milliarden Euro und damit fast so viel wie im gesamten vierten Quartal.

Bäte sagte, es sei gut, dass die Trendwende geschafft sei. Nachdem bei Pimco wieder Ruhe eingekehrt sei, könne sich die Investmentgesellschaft wieder auf das Geschäft und die Herausforderungen der Branche fokussieren. Die Allianz wolle mit dem neuen Pimco-Chef Emmanuel "Manny" Roman, der im November vom Hedgefonds Man Group kam, noch mehr Synergien heben. Die Kosten gingen zuletzt schon deutlich herunter.

Pimco, seit Jahrzehnten spezialisiert auf festverzinsliche Wertpapiere, war vor mehr als drei Jahren in die Krise gerutscht. Erst lieferten die Fonds im Niedrigzinsumfeld nicht mehr die erhofften Renditen. Dann kamen Personalquerelen hinzu, Gründer Bill Gross ging im Streit. Das alles kostete Vertrauen. Insgesamt verwaltete die Allianz per Ende Dezember ein Vermögen von fast 1,9 Billionen Euro, davon knapp 1,4 Billionen für Drittkunden.

rtr