Der Versicherungsriese hat sich einen operativen Gewinn von elf bis zwölf (2018: 11,5) Milliarden Euro vorgenommen. Nach sechs Monaten hat die Allianz mit 6,1 Milliarden schon mehr als die Hälfte davon in der Tasche. Im zweiten Quartal lief es vor allem in der Lebens- und Krankenversicherung besser als gedacht. Dort setzt die Allianz angesichts der Dauer-Niedrigzinsen auf Policen, die deutlich weniger Kapital binden als früher - mit Erfolg.
Terzariol stellte auch eine höhere Dividende in Aussicht. Sie dürfte sogar noch stärker steigen als der Gewinn, weil durch den jüngsten, vor kurzem abgeschlossenen Aktienrückkauf die Zahl der Allianz-Papiere zurückgegangen sei. Damit bleibt mehr Gewinn je Aktie zu verteilen. Für 2018 hatte die Allianz je neun Euro gezahlt. Ein mögliches weiteres Rückkaufprogramm komme erst Anfang 2020 wieder auf die Tagesordnung. Der Vorstand prüfe erst einmal, ob er das Geld nicht besser für Zukäufe ausgeben könne, sagte der Finanzvorstand. Weil die Einnahmen wegen der niedrigen Zinsen bröckeln, versucht die Allianz mit Übernahmen zu wachsen und hat dabei - etwa in Spanien und Brasilien - einige Eisen im Feuer. Erst vor wenigen Tagen hatte sie einen Aktienrückkauf über 1,5 Milliarden Euro abgeschlossen.
Im zweiten Quartal steigerte die Allianz den Umsatz - die Summe aus Versicherungs-Prämien und Fonds-Gebühren - um sechs Prozent auf 33,2 Milliarden Euro. Die Solvenzquote bröckelte bis Ende Juni wegen der niedrigen Zinsen leicht auf 213 (Ende März: 218) Prozent ab. Der Gewinn nach Steuern und Anteilen Dritter schnellte im zweiten Quartal dank einer niedrigeren Steuerquote um 13 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro und lag damit über den Analystenprognosen. Trotzdem gab die Allianz-Aktie am Freitag stärker nach als der schwache Aktienmarkt.
Anders als bei vielen Konkurrenten boomt das Neugeschäft von Allianz Leben in Deutschland, ihrem wichtigsten Markt. Mehr als jede dritte neu unterzeichnete Lebensversicherungs-Police trägt inzwischen das blau-weiße Logo. Weltweit wuchs das Neugeschäft im zweiten Quartal um 8,5 Prozent. Weil immer mehr davon auf kapitaleffiziente Produkte entfällt, wuchs die Marge auf 3,6 (3,5) Prozent. In den USA profitierte die Allianz zudem mit 222 Millionen Euro davon, dass sie die Abschlusskosten nun auf mehr Jahre verteilen kann, was die Belastung pro Jahr senkt.
ALLIANZ HAT MIT DIREKTVERSICHERER GEDULD
Der traditionell größte Gewinnbringer, die Sachversicherung, verzeichnete im zweiten Quartal dagegen Einbußen, vor allem weil die Kapitalanlagen weniger einbrachten. Der operative Gewinn in der Sparte ging um fünf Prozent zurück, obwohl der Umsatz - zur Hälfte durch Preiserhöhungen - um 7,3 Prozent wuchs. Terzariol sprach von einer "soliden Entwicklung". Geringere Kosten hätten höhere Ausgaben für Naturkatastrophen größtenteils wettgemacht. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich marginal auf 94,3 (94,1) Prozent. Sorgenkind bleibt die Industrieversicherung, wo die Großkunden-Sparte AGCS "einige Hausaufgaben" zu erledigen habe, wie Terzariol sagte. Hoffnung macht ihm, dass die Preise im Markt anziehen. Doch das werde sich erst 2020 auswirken - dann soll AGCS endlich operativ keine Verluste mehr schreiben.
Auf rote Zahlen stellt sich die Allianz dagegen bei ihrem europäischen Direktversicherer Allianz Direct ein, von dem sich Vorstandschef Bäte viel erhofft. Er soll im Herbst - rechtzeitig zur Wechselsaison in der Autoversicherung - in Deutschland und den Niederlanden an den Start gehen. 2020 sollen Italien und Spanien folgen. "Die Schaden-Kosten-Quote ist in den ersten Jahren nicht so maßgeblich", sagte Terzariol. Er erwarte sie erst in vier oder fünf Jahren unter 100 Prozent - und Allianz Direct damit operativ in der Gewinnzone.
rtr