Die Plätze eins bis drei belegen dabei Microsoft, Alphabet und Amazon. Das bei Fonds-Profis so gefragte Aktien-Trio steht mit Kaufempfehlungen auch bei BÖRSE ONLINE hoch im Kurs. Lesen Sie, was für diese charttechnischen Dauerläufer-Titel.

Die Fonds-Service-Plattform Universal-Investment ermittelt jährlich die bei Anlageprofis beliebtesten Aktien weltweit. Die diesjährige Liste dieser Publikumsfonds-Analyse führt weiterhin Microsoft als Nummer eins an - gefolgt von Alphabet und Amazon. Etwa 4,4 Milliarden Euro oder sieben Prozent der Anlagen haben die Investoren in die Top-10-Unternehmen angelegt.

Auf der Plattform von Universal-Investment finden sich unter den Top-10-Aktien neuerdings immerhin fünf europäische Player; darunter mit Allianz, SAP und Münchener Rück weiterhin drei deutsche Unternehmen. Die Investoren haben im Vergleich zum Jahresende außerdem eine Aktie unter ihren zehn beliebtesten Titeln ausgetauscht. Statt der israelischen Online-Plattform Wix.com findet sich nun der Nahrungsmittelkonzern Nestlé im Depot.

"Das Bewährte der letzten Monate und Jahre bleibt im Depot", sagt dazu Katja Müller, Mitglied der Geschäftsleitung und Chief Customer Officer bei Universal-Investment. "Interessant ist, dass unsere Kunden wieder einen stärkeren Blick auf Europa richten. Während in der Vergangenheit US-Werte stärker im Fokus standen, stammen inzwischen 50 Prozent der beliebtesten Unternehmen aus dem europäischen Raum. Das Vertrauen in die europäische Wirtschaft steigt."

Wie ein Blick auf die nachfolgend abgebildeten Top-Ten zeigt, stuft auch BÖRSE ONLINE die Favoriten der Fondsprofis komplett durch die Bank als kaufenswert ein. Nachfolgend analysieren wir, was die beliebtesten drei Aktien so interessant macht, dass Anlageprofis aus dem Fondsbereich und die BÖRSE ONLINE-Redaktion unisono jeweils zu Kaufurteilen kommen.



Amazon-Aktie



Auf Platz drei unter den beliebtesten Aktien der Anlageprofis sind die Aktien von Amazon zu finden. Das 1994 gegründete Unternehmen entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit von einem kleinen Nischenanbieter zum weltweit größten Onlinehändler, wie die Société Générale lobt. Die Produktpalette wird ständig erweitert und auch um eigene Produkte ergänzt, so zum Beispiel die Kindle-Lesegeräte, Tablet-PCs, intelligente Lautsprecher, Cloud-Dienstleistungen (AWS, Amazon Web Services) und Lebensmittel. Amazon dringt auch immer tiefer in den Logistikbereich ein, um die ambitionierteren Lieferversprechen zu erfüllen.

Charttechnik: Bei Amazon erklärt bereits ein Blick auf den Langfrist-Chart, warum der Titel so beliebt ist Schließlich war mit diesem Wert in der Vergangenheit sehr viel Geld zu verdienen. Ein Anstieg von Mai 1997 bis September 2020 von 1,40 Dollar auf 3.529,53 Dollar ist jedenfalls nur schwer zu toppen. Seit dem letztgenannten Schlussrekordhoch befindet sich die Notiz zwar in einem noch intakten mittelfristigen Seitwärtstrend. Diese Bewegung hat aber trendbestätigenden Charakter und die alte Bestmarke ist auch fast schon wieder erreicht. Das heißt, charttechnisch gesehen spricht derzeit mehr für einen Ausbruch nach oben auf neue Höhen als für die Ausbildung eines Abwärtstrends.



Aufstellung/Strategie: Dem Internethändler gelingt es laut Société Générale kontinuierlich und trotz der mittlerweile beachtlichen Größe, schneller zu wachsen als der E-Commerce-Markt und dadurch die Marktführerschaft in seinen Hauptmärkten weiter auszubauen. Das Rezept für das rasante Wachstum bestehe neben einer aggressiven Preisstrategie unter Einbeziehung externer Händler aus der ständigen Erweiterung der Angebotspalette um zum Beispiel Lebensmittel, Cloud-Computing (Amazon Web Services, dem Hauptergebnisbringer), Medikamente (Pill-Pack-Übernahme für 1 Milliarde Dollar) und Mode, nachdem das Unternehmen als Buchhändler gestartet ist und den Markt für E-Books entscheidend mitentwickelt hat (Kindle).

Independent Research hebt als Stärken die Stellung als führende Online-Handelsplattform hervor, die hohe Markenbekanntheit, die hohe Innovationskraft sowie das stark diversifizierte Produktangebot. Positiv Erwähnung findet zudem die hohe Kundenbindung durch ein umfassendes Service-Angebot sowie deutliche Profitabilitätsfortschritte. Als größtes Risiko gelten etwaige regulatorische Eingriffe.

Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sehen diese bei Amazon beim Umsatz vom Geschäftsjahr 2020 bis zum Geschäftsjahr 2024 einen Anstieg von 386,06 Milliarden Dollar auf 77172 Milliarden Dollarvor. Zudem gehen die Prognosen beim Gewinn je Aktie gleichzeitig von einer Verbesserung von 41,83 Dollar auf 131,55 Dollar aus.

Auf letztgenannter Basis errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von 26,7. Optisch gesehen ist das zwar nicht niedrig. Angesichts der guten Geschäftsaussichten und der Existenz eines breiten wirtschaftlichen Schutzgrabens, der sich aus Netzwerkeffekten, Kostenvorteilen, immateriellen Vermögenswerten und Umstellungskosten speist, ist dieser Multiplikator aber vertretbar.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Das Anlageurteil zu Amazon lautet Kaufen. Verstehen ist dieses positive Votum mit einem Kursziel von 3.300,00 Dollar (Xetra-Schlusskurs am Freitag: Euro) sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 2.389 Euro. Es handelt sich bei dem Wert um so etwas wie eine Dauerempfehlung der Redaktion. Passend dazu ist der Titel auch im BO-Basis-Depot enthalten.

Zuletzt hatten wir in Ausgabe 21-21 die geplante neun Milliarden Dollar schwere Übernahme des James-Bond-Studios MGM (Metro-Goldwyn-Mayer) durch Amazon als positiv, da strategisch sinnvoll eingestuft. Offenbar erkenne der Onlinehändler einmal mehr die Zeichen der Zeit, schrieben wir dazu. Denn aktuell bildeten sich neue große Kooperationen im weltweiten Wettbewerb der Streaming-Angebote heraus. Erst kürzlich habe AT & T angekündigt, die Film- und Fernsehsparte Warner Media mit dem Wettbewerber Discovery zu fusionieren. Für Amazon wäre MGM der größte Zukauf seit der Übernahme von Whole Foods für 13,7 Milliarden Dollar vor vier Jahren.

Zwei Ausgaben zuvor hatten wir außerdem darauf hingewiesen, dass sich die Aktie von Amazon laut dem bekannten US-Investor Bill Miller in den nächsten drei Jahren noch einmal verdoppeln könnte. Es könnte sogar schneller gehen, wenn Wall-Street-Gerüchte zu einem Aktiensplit zutreffen. Demnach erwarten Investmentbanken, dass das Unternehmen einen Split in Relation zehn oder gar 20 zu eins ankündigen wird (der Aktienkurs ist vierstellig, der letzte Split einige Jahre her). Zwar entstehe dadurch kein Mehrwert. Doch die Aktie werde bei einer günstigeren Notiz leichter handelbar, was gerade bei Privatanlegern Nachfrage erzeugen dürfte.

Alphabet-Aktie



Mit den A-Aktien von Alphabet (ehemals Google) belegt das weltweit größte Unternehmen für Internet¬-Werbung Platz zwei in der Rangliste der global beliebtesten Aktien der Fondsprofis. Von Internet-Werbung leben das Google-Suchportal, das Video-¬Portal YouTube, der Kartendienst Maps, der E-¬Mail-¬Dienst Gmail und der Internet-Browser Chrome.

Bei mobilen Geräten ist Alphabet mit seinem Betriebssystem Android und seinem App¬-Store Play weltweit führend. Zunehmend wichtiger wird auch das Cloud Computing. Mit seiner (Holding-¬) Konzernstruktur will Alphabet laut Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) für mehr (Kosten¬-) Transparenz, Effizienz und ein besseres Konzernmanagement sorgen. Zudem sollen neue Dienste entwickelt werden wie etwa autonome Fahrzeuge (Tochtergesellschaft Waymo).

Charttechnik: Bei den A-Aktien von Alphabet haben langfristig orientierte Aktionäre keinerlei Grund zum Klagen. Im Gegenteil dürften sie vor Freude jauchzen. Ist der Kurs doch von September 2004 bis heute von 50,01 Dollar auf 2.505,15 Dollar geklettert. Der dabei ausgebildete langfristige Aufwärtstrend ist völlig intakt, da das zuletzt genannte Schlussrekordhoch vom vergangenen Freitag stammt. Die Charttechnik gibt hier somit grünes Licht für ein Investment.



Aufstellung/Strategie: Insbesondere durch die marktführende Stellung im Suchmaschinenbereich profitiert Alphabet von der unverändert steigenden Bedeutung des Internets im privaten und geschäftlichen Bereich, konstatieren die LBBW-Analysten. Dank der hohen Cashflow-Stärke des Kerngeschäfts könne Alphabet zahlreiche kostenlose Angebote subventionieren und die Basis seiner potenziellen Werbeempfänger stetig ausbauen.

Zudem investiert das Unternehmen auch in die verschiedensten, nicht-werbefinanzierten Technologien. Am bedeutendsten ist hier sicherlich das Cloudgeschäft. Alphabet ist nach Einschätzung der LBBW mittlerweile so gut positioniert, dass die weiterhin steigende Nutzung internetbasierter Anwendungen auch zukünftig ein hohes Wachstum ermöglichen sollte. Risiken für diesen Investmentfall seien vor allem potenzielle regulatorische Maßnahmen.

Bewertung: Geht es nach dem Analystenkonsens, dann es das Unternehmen dabei, den Umsatz von 182,53 Milliarden Dollar in 2020 bis 2024 auf 363,97 Milliarden Dollar zu steigern. Gleichzeitig sehen die Schätzungen in dieser Zeit beim Gewinn je Aktie eine Verbesserung von 58,61 Dollar auf 136,43 Dollar vor. Auf letztgenannter Basis ergibt sich daraus ein geschätztes KGV von 18.4. Das ist eine Bewertung, die sich angesichts der guten Geschäftsperspektiven rechtfertigen lässt.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei Alphabet äußerten wir uns zuletzt in Ausgabe 20-21 positiv. Damals zählten wir den Titel zu den Favoriten aus dem Growth-Index. Zu Begründung hieß es, dem weltgrößten Suchmaschinenbetreiber komme die Belebung der Weltwirtschaft zugute, die dazu führe, dass Verbraucher verstärkt nach Angeboten im Einzelhandel, bei Restaurants oder Reisen suchen.

Zudem erhöhten die Analysten die Schätzungen allmählich und sagten für 2021 eine Beschleunigung des Umsatzwachstums auf knapp 30 Prozent vorher, nach 13 Prozent für 2020. Genau solche Wachstumsaktien suchten Investoren in einem Umfeld sinkender Zinsen, die eine Abschwächung des US-Wirtschaftswachstums signalisierten. Die Aktie sei auf Rekordfahrt und habe auf KGV-Basis weiterhin deutliches Potenzial. Einher geht diese Einschätzung mit einem Kursziel von 2.500 Dollar (Xetra-Schlusskurs am Freitag: 2.097,00 Euro) sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 1.550 Dollar.

Microsoft-Aktie



Bei Microsoft, der unter Fondsprofis beliebtesten Aktie weltweit, handelt es sich um den weltweit größten Softwarehersteller. Das Produktsortiment umfasst neben PC-Software auch Unternehmenssoftware, Cloud Services, Tablets, Internetdienstleistungen und Unterhaltungselektronik.

Charttechnik: Wie groß die Fan-Gemeinde sein muss, lässt sich auch hier an der Entwicklung des Aktienkurses ablesen. Denn der ist von März 1986 bis heute von 0,081 Dollar auf 277,65 Dollar gestiegen. Das Schlussrekordhoch stammt vom vergangenen Freitag und ist somit taufrisch. Der langfristige Aufwärtstrend ist somit völlig intakt. Der Titel ist als charttechnischer Dauerläufer einzustufen - eine Auszeichnung, die nicht zu toppen ist.



Aufstellung/Strategie: Mehrere Umfragen unter CIOs (Chief Information Officer) zeigten zuletzt, dass Microsoft nicht nur exzellent positioniert ist, um weiterhin Marktanteile bei Infrastructure-as-a-Service zu gewinnen, sondern auch bei höherwertigen Platform-as-a-Service-Lösungen wie Datenbanken und Analytik. CIOs nannten Microsoft als den Anbieter, der am häufigsten bei der Konsolidierung von Daten in cloudbasierten Data Lakes ("Datenseen") zum Aufbau neuer Machine-Learning-Anwendungen eingesetzt wird, heißt es dazu in einer Einschätzung von Raiffeisen Research.

Die dortigen Analysten bezeichnen Microsoft zudem weiterhin als klaren Profiteur der globalen Digitalisierungsinitiativen vieler Unternehmen, laut Management hat sich dieser Trend keineswegs verlangsamt, sondern - ganz im Gegenteil - zuletzt sogar noch verstärkt. Die Sparte "More Personal Computing" (u.a. Windows, Gaming, Suchwerbung, Hardware) wuchs zuletzt um 18,5 Prozent auf 13,03 Milliarden Dollar. Positiv sind hier in erster Linie die Entwicklung der Gaming- und Xbox-Erlöse (+34 Prozent) zu nennen, wobei die Gaming Hardware-Umsätze um beträchtliche 232 Prozent zulegen konnten.

Laut Raiffeisen Research unternimmt Microsoft im Übrigen auch große Anstrengungen, sich als nachhaltiges, ressourcensparendes und soziales Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Bis 2030 will Microsoft CO2-negativ sein, also mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen als es verursacht.

Bewertung: In Sachen Bewertung ist es so, dass der Analystenkonsens von 2020 bis 2024 von 5,76 Dollar auf 9,75 Dollar je Aktie steigen sieht. Auch auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein KGV von 28,5, was optisch eher hoch aussieht. Doch die Wachstumsaussichten und die gute Aufstellung relativieren das.

Hinzu kommt als Pluspunkt eine aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik. Das Unternehmen hat im ersten Quartal insgesamt zehn Milliarden Dollar in Form von Aktienrückkäufen und Dividenden an seine Aktionäre zurückgeführt, wohingegen sich der freie Cashflow um 24 Prozent erhöhte. Das Unternehmen verfügt über eine Cash-Position in Höhe von 125 Milliarden Dollar und es ist von steigenden Dividendenzahlungen und anhaltenden Aktienrückkäufen auszugehen.

BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 18-21 schrieben wir, der Softwareriese habe im ersten Quartal den Umsatz um 19 Prozent auf 41,7 Milliarden Dollar gesteigert - das war das 15. Quartal in Folge mit einem prozentual zweistelligen Wachstum. Dabei waren die Erlöse im Cloud-Geschäft Azure um 50 Prozent nach oben geschossen. Der Konzern profitierte zudem vom stärksten Absatzanstieg bei PCs seit mehr als 20 Jahren. Diese Bestandsaufnahme mündete in einer bekräftigten und auch aktuell intakten Kaufempfehlung, die mit einem Kursziel von 250,00 Euro sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 159,00 Euro (Xetra-Schlusskurs am Freitag: 332,35 Euro) versehen ist.