Die Aktien von Technologie-Werten wie Amazon haben in den vergangenen Jahren starke Wertzuwächse verzeichnet. So hat der technologielastige US-Index Nasdaq in fünf Jahren über 170 Prozent zugelegt. Doch 2022 stehen Anlegerlieblinge wie Facebook und Tesla unter Druck. Am Montag notiert die Tesla-Aktie fast ein Prozent im Minus. Die Amazon-Aktie hat vor rund zwei Wochen zwar zu einer starken Gegenbewegung ausgeholt, befindet sich jedoch am Montag auch knapp ein Prozent im Minus. Die Kurse der meisten sogenannten "Faang"-Aktien verzeichnen Verluste: So notieren bis auf Netflix- (+ 1,7 Prozent), Meta, ehemals Facebook (- 1,8 Prozent), Apple (- 1,1 Prozent), und Alphabet (- 1,7 Prozent) jeweils über ein Prozent im Minus. Auch die Aktie des Streamingdienstes Netflix sind zunächst schwächer in den Tag gestartet, erholten sich zum Nachmittag aber deutlich. Die Bezeichnung Faang steht für eine Auswahl wichtiger Technologie-Werte und setzt sich aus den Unternehmensnamen der genannten Titel zusammen.
Gründe für die jüngsten Kursrückgänge sind die Zinserhöhung und die Ukraine-Krise: "Die Russland-Krise hat die Zinswende als Nummer-Eins-Risikofaktor abgelöst", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Jüngst hat Russland an der ukrainischen Grenze über 100.000 Soldaten zusammenziehen lassen. Die USA hatte bereits zuvor gewarnt, dass Russland zeitnah die Ukraine angreifen könnte. Die Vorwürfe wurden vom Kreml dementiert. Die Anleger sind dennoch beunruhigt über die zunehmenden geopolitischen Risiken und trennen sich von Aktien.
Was ist passiert?
Auslöser für die Kursrückgänge war die Angst vor steigenden Zinsen. Die US-Notenbank Fed kündigte zum Ende 2021 eine Straffung der Geldpolitik an. Noch in diesem Jahr könnten mehrere Zinsschritte erfolgen. Ende Januar beließ die Fed den Leitzins noch bei 0 bis 0,25 Prozent. Mit einer Anhebung um einen Viertel Prozentpunkt wird am Markt gerechnet.
Im vergangenen Jahr hatten die Investoren die absehbare Zinserhöhung weniger beachtet. Erst mit dem neuen Jahr ist die Angst bei den Anlegern gestiegen. Es wurden daraufhin insbesondere Wachstumsaktien aus dem Depot geworfen. So verlor der Zahlungsabwickler und Corona-Profiteur Paypal rund 40 Prozent seines Werts in den vergangenen vier Wochen.
Warum die Tech-Aktien in der Vergangenheit explodiert sind
Wachstumswerte, zu denen die Tech-Aktien zählen, haben von der lockeren Geldpolitik der Notenbanken profitiert. So liegt der Leitzins der Fed nahe Null. Insbesondere Wachstumsaktien profitierten davon, zu günstigen Konditionen an Kapital zu kommen. Bei einer Wachstumsaktie erwarten die Anleger große Gewinne erst in der Zukunft. Solche Unternehmen, wie der Finanzdienstleister Square oder der Autobauer Tesla, benötigen für ihr Wachstum daher viel Kapital. Und genau das wurde Wachstumsunternehmen im jüngsten Technologie-Crash zum Verhängnis - denn durch höhere Zinsen steigen in der Regel auch die Refinanzierungskosten.
Die Faang-Aktien im Überblick
Anfang Februar schockte dann der Social-Media-Konzern Meta mit seinen Quartalszahlen die Anleger. Insbesondere die gedämpften Wachstumsaussichten enttäuschten die Investoren. So erwartet Meta für Januar bis März lediglich ein Umsatzplus von drei bis elf Prozent auf 27 bis 29 Milliarden US-Dollar. Analysten waren von einem Anstieg auf bis zu 30,15 Milliarden Dollar ausgegangen. Die Aktie fiel um 26 Prozent.
Kurz darauf beruhigten die Zahlen von Amazon die Tech-Anleger. Insbesondere im Weihnachtsquartal liefen die Geschäfte bei dem Online-Händler hervorragend. Der Gewinn stieg um fast 100 Prozent im Vergleich zum Schlussquartal 2020. Als Reaktion auf die Zahlen, schnellte der Kurs des Papiers um zwölf Prozent nach oben. Anleger griffen infolgedessen auch bei anderen Technologie-Titeln wieder zu.
Auch die Zahlen der Google-Mutter Alphabet erfreuten die Investoren. So stieg der Umsatz zum abgelaufenen vierten Quartal auf 75,3 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Nachrichtenagentur dpa zufolge gingen Analysten eher von einem Umsatz von 72 Milliarden Dollar aus. Die Aktie ist auf Sicht des vergangenen Monats rund vier Prozent im Minus.
Enttäuschend waren die Ergebnisse des Streamingdienstes Netflix. Zwar sind diverse Filme und Serien wie Squid Game zu einem weltweiten Erfolg geworden, jedoch wächst der Streaming-Anbieter langsamer als erwartet. So stiegen die "paid net adds", also die Anzahl der Kunden, im vierten Quartal um 8,3 Millionen. Das Unternehmen hatte zuvor mit 8,5 Millionen zusätzlichen Nutzern gerechnet. So verlor die Netflix-Aktie während der vergangenen vier Wochen über 20 Prozent an Börsenwert.
Im selben Zeitraum liegt der Technologieriese Apple nicht einmal zwei Prozent im Minus. Auch die guten Quartalszahlen zum ersten Quartal 2022 haben den Kurs gestützt. So legte der Umsatz um elf Prozent auf fast 124 Milliarden Dollar zu. Auch der Quartalsgewinn stieg auf 34,6 Milliarden Dollar und beträgt damit gut ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Knappheit im Halbleiterbereich dürfte das Ergebnis dennoch deutlich gebremst haben.
Am Montag leiden sämtliche genannte Aktien unter der Ukraine-Krise. Die Investoren trennen sich in Krisenzeiten massiv von Risikopositionen. Neben dem Russland-Konflikt ist auch die Angst vor der Zinserhöhung immer noch präsent. So kommentierte die Nachrichtenagentur Reuters, dass die Investoren gespalten seien, ob die US-Notenbank den Zins im März um einen Viertel oder einen halben Prozentpunkt anheben werde.
Wir empfehlen die Aktien von Amazon, Apple und Alphabet jeweils zum Kauf. Die Papiere von Meta und Netflix stufen wir derzeit mit Beobachten ein.
lb