Ein weiterer Etappensieg für AMD: Die von Intels wesentlich kleinerem Rivalen vorgestellte dritte Generation der EPYC-Mikroprozessoren für Netzwerkrechner, den Servern in Rechenzentren großer Cloud-Dienstleister wie Amazon Web Services, Google oder Microsoft, kam auch bei Anlegern auf dem Börsenparkett gut an. Mit den beiden ersten Generationen des Chips hat AMD seinen Marktanteil in diesem speziellen Segment in sechs Jahren von 0,5 auf inzwischen zehn Prozent erhöht. Mit der neuen Generation des Serverchips sollte sich der Trend fortsetzen.
Trotz der hohen Bewertung legte der Aktienkurs des Chipentwicklers im kalifornischen Santa Clara, der für Computerchips die gleiche Architektur wie Intel nutzt, zu.
Unter Führung der Elektrotechnikingenieurin Lisa Su, die ihre Promotion über Halbleitertechnologien schrieb, trotzt AMD seinem viel größeren Rivalen seit geraumer Zeit beharrlich Marktanteile ab. Ein Indiz für die Fortsetzung der erfolgreichen Aufholjagd mit dem neuen Chip ist auch die Liste mit bekannten Schwergewichten für den Betrieb und die Hardwareausrüstung von Rechenzentren, die früh in die Entwicklung des elektronischen Bausteins einbezogen wurden und jetzt bei AMD bestellen: Amazons Cloud-Tochter AWS, Cisco, Dell, Google, Hewlett-Packard Enterprise, Lenovo, Microsofts Azure, Oracle sowie Chinas Techriese Tencent.
40 Prozent mehr Umsatz
Der neue Chip ist nach Einschätzung der Analysten von Bloomberg Intelligence ein wesentlicher Treiber für den erwarteten Umsatzsprung um 40 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Beim Gewinn pro Aktie erwarten die Experten 75 Prozent mehr. Auch weil die Unternehmen weltweit im zweiten Halbjahr ihre Investitionen in IT-Ausrüstung voraussichtlich erhöhen werden.
Im Chip-Duopol mit Herausforderer AMD hält Primus Intel in vielen Segmenten weiterhin Marktanteile von zum Teil deutlich über 80 Prozent. Vorbei sind allerdings die Zeiten, in denen neue AMD-Chips bei ihrer Leistungsfähigkeit zunächst mit Skepsis beäugt wurden.
Und während technische Probleme Intel in seiner Fertigung bremsen, nutzt AMD technologisch führende Dienstleister wie TSMC und Globalfoundries.
Für AMD ist die finanzielle Entlastung durch die Auslagerung der kapitalintensiven Fertigung eine große Erleichterung. Das hat sich während der vergangenen Jahre bezahlt gemacht. Denn in diesem Segment des Marktes, wo es um die kleinsten Strukturen auf Chips zwischen drei und zehn Nanometern geht, leisten sich nur noch Samsung und Intel eigene Chipfabriken, sogenannte Fabs.
AMD lagerte seine Fabs 2009 in die neue Firma Globalfoundries aus. Seit 2012 ist der Auftragsfertiger vollständig im Besitz von Abu Dhabis Advanced Technology Investment Company (ATIC).
Der Umbau des Geschäftsmodells zahlt sich mit einer soliden Bilanz und Bonität sowie Investment-Grade-Rating aus. Ende 2020 verfügte AMD über 2,2 Milliarden Dollar Cash und schrieb im Jahr knapp zehn Milliarden Dollar Umsatz - der viel größere Konkurrent Intel hatte knapp 78 Milliarden Dollar Erlös. AMDs Schulden von 335 Millionen Dollar sind im Vergleich zu den für 2021 erwarteten drei Milliarden Dollar Mittelzuflüssen gering. So kann sich der Konzern auch Zukäufe leisten. Der Kauf des Serverchipspezialisten Xilinx im Jahr 2020 für 35 Milliarden Dollar hat den Aufsteiger gestärkt.
Zuversicht: Für Intels Herausforderer bleiben die Aussichten gut.
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