Die Frage klingt vielleicht ungewöhnlich. Aber wie sieht eigentlich ein guter Aktienindex aus? Jedenfalls nicht so wie der DAX, der Euro Stoxx 50 oder der MSCI World. Das meint Eric Shirbini vom Indexanbieter Scientific Beta, der zur französischen EDHEC Business School gehört. Denn diese Indizes würden sich am Börsenwert der Aktien orientieren, sodass Large-Cap-Growth-Aktien darin zu stark gewichtet seien. "Um ihre Rendite langfristig zu erhöhen, sollten Anleger jedoch stärker in Small-Cap-Value-Aktien investieren sowie ihr Portfolio gut diversifizieren", erklärt Shirbini. "Das zeigen wissenschaftliche Studien." Auch Aktien mit geringen Kursschwankungen (Low Volatility) und zuletzt starken Kursgewinnen (Momentum) wären langfristig erfolgreicher als ein klassischer Index.
Alle diese vier Faktoren (Low Volatility, Momentum, Mid Caps/Size und Value) finden Anleger kombiniert im Amundi ETF
Scientific Beta oder Amundi ETF Global Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta EUR, wie er in der Langform heißt. Dazu achtet Scientific Beta beim Faktor Low Volatility auf die wöchentlichen Kursschwankungen in den vergangenen zwei Jahren. Beim Faktor Momentum geht es um die Kursgewinne der vergangenen 52 Wochen. Beim Faktor Mid Cap/Size spielt der Free Float eine Rolle und beim Faktor Value kommt der Buchwert zum Tragen.
Deshalb sind die Aktien im Amundi ETF Scientific Beta etwa günstiger bewertet als im MSCI World Index. Zudem gewichtet der Amundi-ETF Small und Mid Caps höher als der MSCI World Index, sodass er breiter gestreut beziehungsweise weniger stark konzentriert ist. Folge: Nicht die Mega-Caps Apple, ExxonMobil und Microsoft sind die drei größten Aktien im Amundi-Depot, sondern United Health Group, Cigna und Annaly Capital Management.
Doch wie kommt es, dass Faktoren wie Low Volatility, Momentum, Size oder Value auf Dauer funktionieren? "Es gibt keinen Free Lunch an den Kapitalmärkten", sagt zum Beispiel Jens Kummer, Gründungsmitglied von MARS Asset Management. "Höhere Renditen sollten mit höheren Risiken verbunden sein." Auch Scientific-Beta-Mann Shirbini widerspricht dem nicht. Gleichwohl spreche die Empirie für Faktorstrategien. Denn je länger man daran festhalte, desto stärker würden sie die klassischen Market-Cap-Indizes übertreffen, betont Shirbini. Bei aktiv gemanagten Fonds sei dies genau andersherum. Im Zeitablauf sinke dort die Wahrscheinlichkeit, den Market-Cap-Index zu schlagen.
Jüngst hat Scientific Beta zwei weitere Faktoren entwickelt: High Profitability und Low Investment. Bislang wurden diese im Faktor Qualität zusammengefasst. Shirbini hält eine separate Betrachtung aber für sinnvoller, zumal sie negativ korreliert seien.
Shirbini hält es ohnehin für klug, verschiedene Faktoren in einem Produkt zu kombinieren. "Wird Momentum oder Value im nächsten Jahr erfolgreicher sein?", fragt er. "Ich weiß es nicht." Daher würde der Amundi ETF Scientific Beta zum Beispiel vier Faktoren kombinieren, die keine hohe Korrelation zueinander aufweisen würden.
Ohne Nachteile sind die neuen Smart-Beta-Faktor-ETFs aber nicht. So sind sie zum Beispiel etwas teurer als Market-Cap-ETFs, weil die Konstruktion des Portfolios und das Rebalancing bei ihnen aufwendiger sind. "Smart-Beta-ETFs sind jedoch deutlich preiswerter als aktiv gemanagte Fonds", nennt Shirbini das für ihn wichtigere Argument. Er glaubt, dass künftig nur noch Market-Cap- und Smart-Beta-ETF sowie sehr aktiv gemanagte Fonds überleben werden. Teure Fonds, die den Index letztlich nur kopierten, hätten in Zukunft keine Chance mehr.
rf