In der verkürzten Börsenwoche legte der Dax insgesamt ein Prozent zu. Dabei kletterte er zeitweise auf ein Rekordhoch von 13.903,11 Punkten. Mit einem Zuwachs von 3,5 Prozent seit Monatsbeginn verbuchte er außerdem das größte Dezember-Plus seit vier Jahren. Halte sich der Dax auf diesem Niveau, könnten einige Anleger gezwungen sein, ihre Wetten auf einen Kursverfall aufzulösen und damit dem deutschen Leitindex zusätzlichen Rückenwind geben, sagt Anlage-Experte Joachim Goldberg von der Beratungsfirma Goldberg und Goldberg.

BREXIT-DRAMA UND KEIN ENDE?


Sorgen bereitet Börsianern allerdings das neben der Pandemie zweite Dauerbrenner-Thema Brexit, obwohl sich Großbritannien und die EU kurz vor Weihnachten auf ein Freihandelsabkommen geeinigt hatten. Zum Einen trete der Vertag vorerst nur vorläufig in Kraft, weil die Zeit für eine Ratifizierung bis zum Ende der Übergangsfrist am 31. Dezember 2020 nicht ausreiche, moniert Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. Außerdem müsse in den kommenden Jahren mit langwierigen Verhandlungen zu Detailfragen der wirtschaftlichen Beziehungen gerechnet werden.

Auch Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda äußert sich zurückhaltend. "Ehrlich gesagt wissen wir nicht, was der 1. Januar 2021 bringen wird. Sehr wahrscheinlich wird es Anpassungsschwierigkeiten an die neue Realität geben."

US-ARBEITSMARKTBERICHT WIRFT SCHATTEN VORAUS


Konjunkturdaten sind rund um den Jahreswechsel dünn gesät. Daher richten Börsianer ihr Augenmerk auf den US-Arbeitsmarktbericht am 8. Januar. Die Experten der Commerzbank sagen für Dezember die Schaffung von 200.000 Jobs voraus. "Dies wäre nur etwas weniger als im November." Einen Vorgeschmack auf diese Zahlen liefern die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP zwei Tage zuvor. Wegen der steigenden Infektionszahlen komme der US-Konjunkturmotor zwar ins Stottern, fügen die Commerzbank-Analysten hinzu. Eine Rezession sei aber nicht zu befürchten.

Diesseits des Atlantik stehen Anfang Januar außerdem die Stimmungsbarometer für die deutschen und europäischen Einkaufsmanager auf dem Terminplan. Die Industrie bleibe optimistisch, prognostizieren die Commerzbank-Experten. Dieser Trend werde sicher durch die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion am 8. Januar untermauert.

OPEC-TREFFEN UND NACHWAHLEN IN GEORGIA IM BLICK


Gespannt warten Börsianer außerdem auf die Ergebnisse des Opec-Treffens am Montag. Die Rohöl-Exportländer werden eine Ausweitung der Produktion um 500.000 Barrel pro Tag beschließen, sagt Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, voraus.

Am Tag darauf entscheiden die Wähler in Georgia über die Mehrheitsverhältnisse im US-Senat und damit über die Möglichkeit für den künftigen US-Präsidenten Joe Biden, seine politischen Ziele durchzusetzen. Sollten bei der Nachwahl beide Senatoren-Posten an die Demokraten fallen, gäbe es ein Patt, bei dem der künftigen Vize-Präsidentin Kamala Harris die entscheidende Stimme zufällt. Im US-Repräsentantenhaus stellen Bidens Demokraten die Mehrheit.

rtr