Die Hoffnung auf baldige neue Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die europäischen Börsen am Mittwoch gestützt. Die Anleger stützten ihre Erwartungen auf die Rückendeckung des EuGH-Generalanwalts für EZB-Anleihekäufe. "Das ist ein Freifahrtschein für Draghi", sagte ein Börsianer. Der Euro fiel dagegen auf ein Neun-Jahres-Tief von 1,1726 Dollar.

Pedro Cruz Villalon zufolge, dem Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH), darf die EZB unter bestimmten Bedingungen Staatsanleihen von Euro-Krisenländern kaufen. Das 2012 in Aussicht gestellte, aber bislang nicht angewandte sogenannte OMT-Programm sei erforderlich und verhältnismäßig. Unabhängig davon plant EZB-Chef Mario Draghi breit angelegte Wertpapierkäufe, um die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abzuwenden. Am Morgen hatte Draghi seine Bereitschaft zum sogenannten Quantitative Easing (QE) bekräftigt. Eine Entscheidung hierüber könnte schon am 22. Januar fallen.

Vor diesem Hintergrund deckten sich einige Investoren mit Staatsanleihen von Euro-Staaten ein. Dies drückte die Renditen der zehnjährigen Titel aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Österreich jeweils auf ein Rekordtief.

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TRÜBE WACHSTUMSAUSSICHTEN LASTEN AUF STIMMUNG AM AKTIENMARKT

Der Dax drehte nach den Aussagen des EuGH-Generalanwalts ins Plus und notierte zuletzt kaum verändert bei 9931 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent auf 3142 Zähler. Die Furcht vor einer Abkühlung der Weltwirtschaft bremste allerdings die Erholung. Genährt wurden diese Spekulationen vom knapp neunprozentigen Absturz des Kupfer -Preises. "Alle sind hochgradig nervös, weil keiner weiß, wo es mit der Konjunktur hingeht", sagte ein Aktienhändler. Die Weltbank hatte zuvor ihre Prognose für das Weltwirtschaftswachstum 2015 auf drei von 3,4 Prozent gekappt. Für das kommende Jahr sagten die Experten nur noch ein Plus von 3,3 statt 3,5 Prozent voraus.

Daraufhin fiel der Kupferpreis auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 5353,25 Dollar je Tonne. Das Minus von 8,6 Prozent war der größte Verlust seit etwa sechs Jahren. Der Ölpreis blieb ebenfalls unter Druck. Die für den Weltmarktpreis entscheidende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee kostete 45,59 Dollar je Barrel (159 Liter) und lag damit weniger als einen halben Dollar über ihrem Sechs-Jahres-Tief vom Vortag.

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BERGBAUFIRMEN UND KONJUNKTURSENSIBLE WERTE UNTER DRUCK

An der Londoner Börse sorgte der Kupferpreis-Verfall für einen knapp 13-prozentigen Kurssturz bei Antofagasta. Mit 620 Pence waren die Papiere des Erzförderers zeitweise so billig wie zuletzt vor fünfeinhalb Jahren. Die Titel der Konkurrenten Rio Tinto und BHP Billiton verloren jeweils etwa fünf Prozent. Glencore rutschten um 8,6 Prozent ab. In Deutschland rutschen die Papiere der Kupferhütte Aurubis um 4,8 Prozent ab.

Unter Druck standen auch konjunkturabhängige Werte. ThyssenKrupp gaben 3,8 Prozent nach und waren damit Schlusslicht im Dax. Im Nebenwerte-Index MDax gehörte der Stahlhändler KlöCo mit einem Kursminus von 3,6 Prozent zu den größten Verlierern. An der Amsterdamer Börse fielen die Papiere des weltgrößten Stahlkochers ArcelorMittal um bis zu 5,6 Prozent auf ein Elf-Jahres-Tief von 8,03 Euro.

Reuters