Ist die Zinswende da? Diese Frage steht seit Monaten im Raum. Nicht ohne Grund. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen betrug im Juli 2016 noch 1,5 Prozent, heute bereits 2,5 Prozent. Auch zehnjährige Bundesanleihen rentieren mittlerweile nicht mehr negativ. Maxence Mormède rät Anlegern dennoch zur Gelassenheit. "Dass der Wendepunkt für Anleihen bevorstünde, hören wir seit drei bis fünf Jahren", sagt der Franzose, der bei Allianz Global Investors in Frankfurt das Advanced Fixed Income-Team leitet. Wer folgerichtig in den Geldmarkt oder in Kurzläufer gewechselt sei, hätte die Bondrally der vergangenen Jahre jedoch verpasst, betont er. Zwar könnten Inflation und Wachstum künftig steigen. "Aber nicht in dem Maße, dass die Anleiherenditen massiv steigen dürften", so der Bondexperte. "Vor allem nicht in der Eurozone". Mit dem Gedanken an eine Zinswende solle man daher aufräumen. "Anleihen bleiben weiterhin eine sinnhafte Beimischung", sagt Mormède. Das gelte vor allem für Anleger, die von Anleihen nicht komplett in Aktien wechseln wollten, sondern sich für einen Mischfonds entschieden. So basiert der 70-prozentige Anleiheanteil beim Mischfonds-Klassiker Kapital Plus auf der aktiven Selektion von Mormède, während sich die 30-prozentige Aktienquote von der Aktienauswahl Thorsten Winkelmanns ableitet.
Mormède managt den Allianz Advanced Fixed Income Euro - einen Euro-Rentenfonds, bei dem er derzeit Anleihen von Staaten (52 %), Unternehmen (30 %), Hypothenkenbanken (10 %) und Schwellenländern (5 %) hält. "Wir wollen bei dieser Strategie so stark diversifizieren wie möglich", sagt Mormède. "Jedoch nicht gemessen an der Anzahl der Einzelwerte, sondern gemessen an den erwarteten Risiken". Daher setzt er auf unkorrelierte aktive Positionen, um das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios zu verbessern. Für Anleger zähle dagegen, dass sie ihr eingesetztes Kapital zurückerhielten. Auch dies berücksichtigt Mormède. "Wir müssen die Risiken so steuern, dass der Erhalt des Kapitals mathematisch machbar ist", sagt er. Ganz erfolglos war der Franzose damit nicht. "Seit dem Jahr 1999 haben wir mit dieser Strategie keinen Default gehabt", betont er. Außerdem hätten sie Lehman-Brothers- und Griechenland-Anleihen rechtzeitig verkauft - und italienische und spanische Staatsanleihen rechtzeitig aufgestockt, als die Märkte ihre Risiken während der Eurokrise überzeichnet hätten.
Für die nächste Zeit bleibt Mormède vorsichtig. "Die Märkte unterschätzen die heutigen Risiken", sagt er. So hätte Marine Le Pen durchaus Chancen, zu Frankreichs Präsidentin gewählt zu werden. Zudem werde US-Präsident Donald Trump in der Wirtschaftspolitik keinen "Home-Run" hinlegen. "Da gibt es viele Wenns und Abers". Auch die Notenbanken könnten an Glaubwürdigkeit verlieren. "Es wird einen Punkt geben, an dem die Maßnahmen der Zentralbanken nicht mehr greifen", sagt er.