Was die Deutschen beim Autokauf für unerlässlich halten, sollten sie beim Aktienkauf ebenfalls besonders berücksichtigen. Als Grundbausteine jedes Depots für Privatanleger eignen sich besonders Qualitätsaktien, die mit Alltagswagen der Extraklasse vergleichbar sind: weder Sportwagen noch Familienkutsche, doch von allem das Beste. Übersetzt: Firmen, die stetig wachsen und sich dabei nicht überfordern. Die profitabel sind und das auf absehbare Zeit bleiben. Und deren Aktien ordentliches Potenzial haben, ohne dabei große Absturzrisiken zu bergen. Echte Qualitätsaktien eben. Denn Qualität setzt sich durch - auch an der Börse.
Die Besten finden
Das Problem: Sogenannte Qualitätsaktien erkennt man nicht auf den ersten Blick. Wertpapiere kann man leider nicht Probe fahren - und dabei feststellen, dass der Flitzer zwar extrem schnell ist, aber ebenso extrem viel verbraucht. Oder dass er leichtfüßig über die Autobahn schwebt, seine Insassen auf Rumpelpisten jedoch durchschüttelt wie ein Würfelbecher.
Die besten Aktien sind also immer jene mit dem stimmigsten Gesamtpaket. Die Redaktion von €uro hat sich deshalb für Sie auf die Suche nach Titeln gemacht, die genau das bieten - und deren Bewertungen trotzdem akzeptabel sind. Dafür haben wir uns im ersten Schritt die Schwarmintelligenz zunutze gemacht: Wir haben 20 wichtige Indizes und Fonds für Qualitätsaktien untersucht und sind der Frage nachgegangen: Welche Aktien haben die Index-Konstrukteure und Fondsmanager immer wieder auf dem Zettel? 25 Titel hat die Redaktion gefunden, die von verschiedenen Investmentprofis immer wieder als Aktien mit Topqualität identifiziert werden.
In einem zweiten Schritt haben wir aus den 25 Einzelwerten jene herausgefiltert, deren Preis gemessen an Kennzahlen wie Konzerngewinn, Umsatz, Buchwert oder Cashflow vergleichsweise niedrig ist. Zugleich haben wir darauf geachtet, welche Unternehmen ordentliche Dividenden bieten und wo Analysten erwarten, dass die Ausschüttungen auch in Zukunft hoch bleiben.
Nach dieser harten Selektion sind neun Aktien übrig geblieben, die ein breites Wirtschaftsspektrum abdecken: von den Pharmakonzernen Roche und Novartis über die Konsumgüterriesen Nestlé und Unilever bis zur US-Bank Wells Fargo, von den Techkonzernen Apple und Microsoft über den Mobilfunkanbieter British Telecom bis zum Biotech-Unternehmen Gilead Sciences. Alles, was Sie über diese Top-Qualitätsaktien wissen müssen, finden Sie in den Unternehmensporträts ab Seite 7.
Eis, Smartphones, Bankdienstleistungen: Unterschiedlicher könnten die Produkte der von uns selektierten Konzerne kaum sein. Was die Firmen aber eint, ist ein hohes Maß an ökonomischer Stabilität. Das sehen Experten auch als wichtigste Definitionsgrundlage für die Qualität von Wertpapieren. "Wir verstehen Qualitätsaktien als Titel, die über einen gesamten Wirtschaftszyklus hinweg erfolgreich sind", sagt Henning Kahre Experte vom Indexanbieter Solactive, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt.
Soll heißen: Crashs und Krisen hinterlassen bei Qualitätsaktien deutlich geringere Spuren als bei anderen Titeln. Schließlich braucht man Medikamente, Lebensmittel oder Waschmittel auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Auch Smartphones und andere Technologieprodukte werden zunehmend unentbehrlich - oder sind es bereits.
Die Solidität der Geschäftsmodelle spiegelt sich auch in den Bilanzen der Unternehmen wider. Der aufstrebende Indexanbieter Solactive hat gemeinsam mit Kunden wie JP Morgan, Société Générale oder der Deutschen Bank zahlreiche Qualitätsindizes entwickelt oder kalkuliert diese für die Großbanken. Auch eigene Indizes hat Solactive aufgelegt. Entsprechend tief ist Kahres Einblick. "Es tauchen immer wieder ähnliche Selektionskriterien auf, die je nach Index verschieden gewichtet oder kombiniert werden", sagt er.
Harte Kriterien anlegen
Meist sind das harte Bilanzkennzahlen wie der Verschuldungsgrad eines Konzerns. Denn wer wie Microsoft geringe Schulden hat, kann eine Rezession deutlich besser verkraften als hoch verschuldete Unternehmen, die dann Probleme bekommen, eine Finanzierung zu finden. Enorm wichtig ist auch die Profitabilität eines Unternehmens. So schaffen es vor allem solche Firmen in die Qualitätsindizes, deren Gewinne stetig und nicht sprunghaft wachsen. Ihre Margen müssen hoch sein, das von ihnen eingesetzte Kapital besonders gute Renditen erzielen.
Aus den Unternehmensbilanzen lässt sich nicht zuletzt auch die Macht eines Konzerns ablesen, Preise zu setzen. Gilead Sciences kann beispielsweise viel für seine Hepatitis-Medikamente verlangen, was sich in starken Gewinnmargen niederschlägt. Ähnlich ist es bei Apple, wo man nach wie vor gutes Geld mit jedem der bisher eine Milliarde verkauften iPhones verdient.
Für Anleger ist diese Kombination aus solidem Wachstum und überschaubarem Risiko äußerst attraktiv - besonders in turbulenten Zeiten. So entwickelten sich US-Qualitätsaktien laut einer Aufstellung des US-Vermögensverwalters Atlanta Capital vor allem in turbulenten Börsenjahren wie beispielsweise 2008 oder 2011 überdurchschnittlich. Kein Wunder, dass Qualitätstitel in den vergangenen fünf Jahren besonders gefragt waren und immer mehr Fonds und Indizes für diese Papiere aufgelegt wurden. Anleger, die seit Langem investiert sind, hat das gefreut.
Die Kurse mancher Unternehmen wie etwa des Einzelhändlers TJX oder des Kreditkartenkonzerns Visa haben sich seit 2011 vervielfacht. Die Kehrseite: Gemessen an den Unternehmensgewinnen sind ihre Aktienkurse mittlerweile hoch. Ein hoher Einstiegspreis heute verringert aber das zukünftige Renditepotenzial für Anleger. Deshalb haben es neben TJX und Visa 14 weitere Unternehmen nicht in den Kreis unserer Top-Favoriten geschafft.
Den Mehrertrag einfahren
Bei unseren neun Lieblings-Qualitätstiteln sind die Bewertungen zwar noch relativ günstig, absolute Schnäppchen sind sie aber auch nicht. Und das ist historisch keine neue Situation. Weil die Anleger um deren gute Eigenschaften wissen, sind Qualitätsaktien stets gefragt und fast immer teurer bewertet als der Durchschnitt aller Aktien. Qualität kostet eben. Das ist bei Aktien nicht anders als bei Autos. Trotzdem zeigt sich, dass sich Qualität als Anlagekriterium langfristig trotzdem lohnt. Die Robustheit in Krisenphasen ist wichtiger als der meist höhere Preis, den Anleger bezahlen müssen.
So hat Atlanta Capital errechnet, dass US-Qualitätsaktien zwischen 1986 und 2015 in US-Dollar gerechnet im Schnitt jährlich 10,8 Prozent Ertrag brachten und damit etwas besser als der breite US-Aktienindex Russell 3000 abschnitten. Dieser lieferte 10,3 Prozent Rendite pro Jahr. Ein halbes Prozent klingt nach wenig. Das Entscheidende aber: Diesen Mehrertrag erzielten Qualitätsaktien bei deutlich geringeren Schwankungen. Anleger können demnach nicht nur mehr Rendite erwirtschaften, sondern auch noch ruhiger schlafen. Es gibt ihn also doch, den familienfreundlichen Kombi mit Sicherheitspaket und Top-Beschleunigung aus dem Stand.
Unser Auswahlprozess
Am Anfang unserer Suche nach den besten Aktien der Welt stand die Erkenntnis: Aktien von Weltklasse sind keine Zockerpapiere mit riesiger Wertsteigerung innerhlab kurzer Zeit. Wir halten wir solche Papiere für perfekt, die sich langfristig gut entwickeln und hinter denen ein Unternehmen mit solider Bilanz und sicherem Geschäft steht - Qualitätsaktien eben. Um solche Papiere zu finden haben wir im ersten Schritt 20 wichtige Indizes und Fonds für Qualitätsaktien gescannt. So haben wir 25 Aktien herausgefiltert, die dort besonders häufig auftauchen.
Diese finden Sie in der Liste unten, in der Fußnote sehen Sie, welche Fonds und Indizes wir durchleuchtet haben. Aus diesen 25 Titeln haben wir in Schritt zwei die günstigsten herausgesucht. Dafür haben wir den Kurs der Aktien in Relation zu folgenden Kennzahlen gesetzt: dem 2016 erwarteten Unternehmensgewinn (KGV); dem Konzernumsatz (KUV); dem Buchwert beziehungsweise Firmenvermögen (KBV); sowie dem Free-Cashflow (KFCF), der Rückschlüsse auf die Liquidität und die Ertragskraft des Unternehmens gibt. Außerdem haben wir uns Prognosen zu den Dividenden und Dividendenrenditen angesehen. Übrig blieben die neun Aktien, die überall gepunktet haben.
In der Tabelle sind diese golden hinterlegt. Ausführliche Portraits zu diesen Unternehmen lesen Sie ab Seite 7.
€uro-Analyse: Spängler Quality Equity US
Dass sich Qualitätsaktien stark entwickeln und wenig schwanken, erkannte man bei Spängler schon vor 25 Jahren. 1991 legte die Fondstochter der ältesten Privatbank Österreichs ihren Fonds für Qualitätsaktien auf. Der Spängler IQAM Quality Equity US hat seither in Euro gerechnet mit einem Plus von über 700 Prozent mehr Gewinn als der S&P 500 erwirtschaftet. Auch in diesem Jahr läuft der Fonds mit US-Fokus etwas besser als der Index für US-Aktien. Aus dessen 500 Titeln wählt das Managementteam um Gerald Stadlbauer die Aktien aus, in die es investiert - nach einem quantitativen Ansatz, der systematisch die Aktien- und Bilanzkennzahlen der Unternehmen auswertet.
Heraus kommen oft Papiere, die abseits ausgetretener Pfade liegen. So finden sich unter den Top-Positionen des Fonds derzeit der Börsenanbieter CME Group, der Versicherer Cincinnati Financial, der Werkzeughersteller Stanley Black & Decker oder der Strom- und Gasversorger Entergy. Spängler bietet auch Fonds für Qualitätsaktien aus Europa (ISIN: AT 000 085 775 0) und aus dem Pazifikraum (AT 000 099 192 2) an, die allerdings nicht ganz so stark laufen.
€uro-Analyse: iShares MSCI World Qual. ETF
Auch ETF-Anbieter stürzen sich vermehrt auf das Thema Qualitätsaktien. So haben beispielsweise Lyxor, die Deutsche-Bank-Tochter db-X-trackers oder iShares sogenannte Smart-Beta-ETFs auf Qualitätsaktien entwickelt. Für diese wurden Indizes konstruiert, in denen Aktien entweder nach Qualitätskriterien ausgewählt oder gewichtet werden. Der iShares MSCI World Quality Factor ETF bildet beispielsweise den Qualitätsindex des Anbieters MSCI ab. Grundlage ist der globale Aktienindex MSCI World, der mehr als 1600 Titel umfasst. Diese werden auf solide Bilanzen und vor allem stabile Gewinne hin gescannt.
Wer die Kriterien nicht erfüllt, schafft es nicht in den Qualitätsindex, in dem im Moment knapp über 300 Werte gelistet sind. Da sich die Gewichtung dort unter anderem am Börsenwert orientiert, finden sich auf den vorderen Plätzen bekannte Schwergewichte. Die Top Ten: Apple, Johnson & Johnson, Microsoft, ExxonMobil, Berkshire Hathaway, Roche, PepsiCo, Starbucks, Novo Nordisk und 3M.
Seit Jahresbeginn ist der im Herbst 2014 aufgelegte ETF etwa gleichauf mit dem MSCI World, auf ein Jahr gerechnet hat er mit sieben Prozent Plus die Nase minimal vorn.
€uro-Analyse: Morningstar Wide Moat ETF
Das Analysehaus Morningstar verfolgt mit seinem Wide Moat Index einen spannenden Ansatz zur Selektion hervorragender Aktien, den der VanEck Vectors Morningstar US Wide Moat ETF vor etwa einem Jahr investierbar gemacht hat. Die Idee hinter Wide Moat, was man mit "breiter Burggraben" übersetzen kann: Unternehmen finden, deren wirtschaftliche Bastion so stark ist, dass sie in den kommenden 20 Jahren nicht von Konkurrenten gestürmt werden kann.
Laut Morningstar können solche Festungen entstehen, wenn Konzerne Kunden durch Wechselkosten oder ein starkes Netzwerk dauerhaft binden, wenn Unternehmen über Patente, Staatsverträge oder ihre hohe Reputation Rivalen langfristig ausstechen oder wenn sie schlicht durch ihre Größe oder andere Gründe viel billiger produzieren können. Außerdem müssen deren Aktien unter einem von Morningstar errechneten fairen Wert notieren. Im Index sind derzeit 40 gleichgewichtete Titel, darunter zum Beispiel Gilead Sciences, Wells Fargo und Microsoft. Hierzulande investierbar ist der Wide Moat ETF seit Herbst 2015, seit Jahresbeginn hat er sich mit zwölf Prozent Plus sehr gut bewährt.
Seite 7 bis 15: Die besten Qualitätsaktien der Welt
Apple: Der Kult-Konzern
Der IT-Riese Apple ist das wertvollste Unternehmen der Welt. Dank starker Marke und immensem Know-how ist der Konzern für die digitale Zukunft bestens aufgestellt.
Es war mal wieder das erwartete Großereignis. So wie bei einem namhaften Künstler, der ein lange angekündigtes Werk endlich enthüllt, fieberten Anfang September Millionen der Präsentation des neusten Modells des wohl bekanntesten Kommunikationsmittels der Welt durch Apple-Chef Tim Cook entgegen - dem iPhone Nummer 7.
Keinem anderen Unternehmen ist es so erfolgreich und nachhaltig gelungen, technischen Fortschritt, Design und Lebensgefühl in Verkaufserfolge umzumünzen, wie dem IT-Konzern aus Cupertino. Der große Hype um die Marke und das offenbar überzeugende Versprechen, dass Apple-Produkte mehr bieten als die der Konkurrenz, haben Apple hohe Verkaufszahlen der drei zentralen Produkte iPhone, iPad und Mac-Rechner beschert - zu deutlich höheren Preisen als für Konkurrenzprodukte.
Das sorgt dafür, dass für den Tech-Trendsetter hohe Margen bleiben. Zwischen 2011 und dem dritten Quartal des bis Ende September laufenden Geschäftsjahres 2015/16 blieb vom Nettoumsatz ein Gewinn von mehr als 23 Prozent nach Steuern. Im gleichen Zeitraum hat sich der Profit je Aktie mehr als verdoppelt. Das florierende Geschäft sorgte seit 2009 für einen Umsatzanstieg um 550 Prozent und ein Anschwellen der Liquidität um das Sechsfache auf knapp 200 Milliarden Euro.
Wertvollster Konzern
Weil das seinesgleichen sucht, ist an der Börse kein Unternehmen so hoch bewertet wie Apple. Die Marktkapitalisierung von rund 500 Milliarden Euro entspricht der doppelten jährlichen Wirtschaftsleistung Portugals. Dennoch bietet Apple Anlegern immer noch Profite: Die Dividendenrendite liegt mit zwei Prozent deutlich über den Erträgen, die mit vermeintlich sicheren Staatsanleihen drin sind.
Dass der Aktienkurs im laufenden Jahr leicht im Minus liegt, hat vor allem damit zu tun, dass der Mobilfunkmarkt weltweit mittlerweile gesättigt ist und Unklarheiten über die neuen Produkte von Apple herrschten. Gerade das iPhone ist für den Erfolg der Kalifornier entscheidend, spielte doch das teure Kult-Telefon 2015 zwei Drittel der Umsätze ein, während zugleich die Verkäufe des iPads zurückgingen. Und im dritten Quartal 2016 knickten auch die iPhone-Verkäufe ein. Unerwartet kam das aber nicht: Die Konsumenten- und Fan-Gemeinde hielt sich mit Käufen zurück angesichts der in Aussicht stehenden neuen iPhone-Generation, die Tim Cook unlängst präsentierte. Damit sollte es Apple gelingen, den Absatz wieder anzukurbeln, zumal die höchsten Wachstumsraten aus Schwellenländern wie China und anderen asiatischen Staaten kommen, wo der steigende Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten einen Run auf die Geräte mit dem angebissenen Apfel-Logo auslöst. Das zeigt, dass die Konzernstrategie, die coole Marke überall zu etablieren, sogar in dem kommunistischen Land aufgeht.
Service und mehr
Doch Apple belässt es nicht dabei. Zum einen baut der Konzern das Serviceangebot aus. Die Dienstleistungsumsätze, die bisher zehn bis 15 Prozent der Erträge lieferten, legten im dritten Quartal um 20 Prozent zu. Hinzu kommt, dass die Firma neben ihren drei Top-Produkten iPhone, iPad und Mac versucht, mittelfristig weitere Standbeine aufzubauen, die viel Umsatz- und Gewinnpotenzial bergen. Die Beispiele dafür reichen von der Apple-Armbanduhr über ein spezielles TV-Angebot bis hin zum Internet fürs Auto.
Kaum eine andere Firma hat die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft so stark geprägt wie Apple. Dieser Prozess ist längst nicht zu Ende. Wachsende Vernetzung, Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz sind Stichwörter für eine Zukunft, die Apple-Anlegern noch viel Freude machen sollten.
British Telecom: Der Telekom-Oldie
Profitables Breitband, stabiles Firmenkundengeschäft und eine Mobilfunksparte mit viel Wachstumspotenzial - die British Telecom ist 170 Jahre alt und hat immer noch viel Biss.
Wenn irgendwo auf der Welt Informationen ausgetauscht werden, ist die Chance groß, dass der britische Telekommunikationsanbieter British Telecom mit von der Partie ist. Die Londoner Gruppe ist nicht nur die älteste Telefongesellschaft der Welt - gegründet 1846 -, sie wurde auch als eine der ersten privatisiert und beschäftigte sich schon mit Globalisierung, als andernorts Staatsunternehmen noch eifersüchtig ihre Monopole schützten.
Das Ergebnis
Heute ist die BT Group in 180 Ländern präsent, um Firmen und Banken mit weltumspannenden Kommunikationsdienstleistungen zu versorgen. BT vernetzt transnationale Unternehmen und Finanzinstitute, sorgt dafür, dass die auf der Welt verteilten Geschäftseinheiten und Prozesse sicher und schnell miteinander kommunizieren. BT ist in diesem Geschäft führend, unterhält laut eigener Darstellung mit 82 Prozent der 500 umsatzstärksten Firmen der Welt und 95 Prozent der größten Banken Geschäftsbeziehungen. Aber auch solide Mittelständler gehören zum Kundenstamm. So zählt etwa der deutsche Brillenhersteller Rodenstock dazu.
Das Geschäft mit Firmenkunden beschert den Briten ein Drittel des Konzernumsatzes. Zwar ist es nicht besonders margenstark, lieferte 2015 nur 16 Prozent des operativen Gewinns vor Abschreibungen. Doch BT kann die Kompetenz für technische Lösungen, die sie für die globale Firmenklientel entwickelt, um Kunden dauerhaft zu binden, auch im deutlich margenstärkeren Heimatmarkt nutzen. Beispiel: Cloud of Clouds - eine von BT und Partnern entwickelte Plattform, damit Unternehmen, die weltweit verschiedene externe Datenzentren (Clouds) nutzen, diese auch zentral zur Verfügung haben.
Eine solche Entwicklung wird mittelfristig auch für das klassische Endkundengeschäft in Großbritannien interessant, wo BT das Gros seines Umsatzes und Gewinns erwirtschaftet. Die Firma setzt dabei auf den kontinuierlichen Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes. Was Netzabdeckung und Geschwindigkeit betrifft, ist das Internet laut externer Studien in keinem europäischen Land leistungsstärker als in Großbritannien. Hohe Qualität sorgt für hohe Nutzungsraten. Und so sorgt insbesondere der Betrieb des Breitbands bei BT für hohe Margen. Bei einem Umsatzanteil von elf Prozent erwirtschaftete der Geschäftsbereich Breitband zuletzt 40 Prozent des Gewinns.
Mobiler Zukauf
Um neben dem Festnetz auch in der mobilen Kommunikation führend zu werden, hat BT Anfang des Jahres mit EE den größten Mobilfunkbetreiber des Landes übernommen, einst als Joint Venture von T-Online und Orange gegründet. Kaufpreis: 15 Milliarden Euro - kein Pappenstiel. Doch die Akquisition ist sinnvoll. Zum einen sind die Margen hoch. Zum anderen kann BT damit Breitband, Festnetz und Mobiltelefonie aus einer Hand anbieten. Ziel ist, dass immer mehr Briten ihre Kommunikationsbedürfnisse ausschließlich über den Ex-Monopolisten decken.
Dafür greift BT-Chef Gavin Patterson auch sonst tief in die Tasche. Über 350 Millionen Euro lässt sich die Gruppe die Übertragungen von Fußballspielen der britischen Premier League und internationaler Ligen in der laufenden Saison kosten. Das ist zwar ein Verlustgeschäft, soll aber - über Rabatte für eigene Kunden - langfristig ein wichtiges Argument bei der Gewinnung von Neukunden werden.
Geht diese Strategie auf, wird auch die gute finanzielle Entwicklung bei BT weitergehen. In den vergangenen Jahren hat der Konzern die Erträge kontinuierlich gesteigert. Der Gewinn je Aktie legte in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 30 Prozent, die Dividende gar um 50 Prozent zu. BT will, dass die Aktionäre auch künftig den Erfolg spüren. Um je zehn Prozent soll die Dividende in den kommenden beiden Jahren steigen.
Gilead Sciences: Der Biotech-Pionier
Innerhalb von drei Jahrzehnten hat sich Gilead Sciences vom defizitären Forschungslabor zu einem der erfolgreichsten Biotech-Unternehmen der Welt entwickelt.
Seit der Unternehmensgründung 1987 im kalifornischen Foster City hat sich Gilead Sciences zu einer weltweit führenden biopharmazeutischen Gesellschaft mit schnell wachsendem Produktportfolio entwickelt. Das Unternehmen konzen-triert sich auf neue Medikamente gegen Viruserkrankungen, Entzündungskrankheiten, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mittlerweile sind über 20 verschiedene Medikamente von Gilead Sciences zugelassen. Und die rund 8300 Mitarbeiter treiben derzeit 400 klinische Studien voran. Im vergangenen Jahr verbuchte der Biotech-Konzern über 32 Milliarden US-Dollar Umsatz, im Ranking der 500 Unternehmen mit der besten operativen Entwicklung des US-Wirtschaftsmagazins "Barron’s" steht Gilead Sciences auf Position 2.
Als bahnbrechender Schritt auf dem Weg zu einem der weltgrößten Biotechunternehmen gilt die Übernahme des Branchenkonkurrenten Pharmasset für elf Milliarden US-Dollar im Jahr 2011. Damals aufkommende Zweifel wegen des auf den ersten Blick sehr hohen Übernahmepreises für den Hepatitis-C-Forscher sind längst weggewischt: Heute dominiert Gilead Sciences den Markt mit Hepatitis-C-Präparaten und setzte im vergangenen Jahr nur mit den beiden Hepatitis-C-Mitteln Sovaldi und Harvoni mehr als 19 Milliarden US-Dollar um.
Marktführer
Im Bereich der Aids-Therapie ist Gilead Sciences seit nunmehr über zehn Jahren Marktführer, das Segment war mit rund elf Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr der zweitwichtigste Umsatzlieferant des Unternehmens. Über 70 Prozent aller HIV-Patienten, die neu mit einer Therapie beginnen, greifen aktuell auf die Medikamente der Kalifornier zurück.
Das Unternehmen weiß um seine soziale Verantwortung in diesen beiden Geschäftsfeldern: In 130 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau gibt es spezielle Programme, mit denen die Bevölkerung zu deutlich günstigeren Preisen Zugang zu HIV- und -Hepatitis-C-Präparaten erhält. Dadurch können derzeit zum Beispiel in den Entwicklungsländern 8,7 Millionen HIV-positive Menschen mit den notwendigen Medikamenten versorgt werden.
Wachstumdelle
Zuletzt aber sind Fragezeichen bezüglich des künftigen Wachstums aufgetaucht. Das liegt zwar auch an der Absicht von US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, bei einem Wahlsieg die Medikamentenpreise zu deckeln und der zum Teil maßlosen Preisgestaltung der Branche einen Riegel vorzuschieben. Vor allem aber sorgen Hepatitis-C-Konkurrenzprodukte für Preisdruck, und im Bereich der HIV-Medikamente läuft 2018 der Patentschutz für das 2001 zugelassene Viread aus.
Die Sorgen der Anleger bilden sich im Kursverlauf ab. Seit den Höchstkursen von über 120 US-Dollar im Juli 2015 - zwischenzeitlich war Gilead der wertvollste Biotech-Konzern der Welt - hat die Aktie rund ein Drittel ihres Werts eingebüßt. Analysten sagen zudem für dieses und das kommende Geschäftsjahr eine Umsatz- und Ergebnisstagnation voraus. Dennoch dürfte die Aktie übermäßig stark gelitten haben, bringt sie es doch derzeit lediglich auf ein KGV von 7, während andere Biotechs im Schnitt mehr als doppelt so hoch bewertet werden.
Blockbuster
Dabei stehen die nächsten potenziellen Blockbuster, also Medikamente mit jährlichen Umsätzen von über einer Milliarde US-Dollar, bereits in den Startlöchern. Allein dem Phase-II-Präparat Simtuzumab, das 2017 zur Behandlung von Fettleber-Hepatitis auf den Markt kommen soll, werden Jahresumsätze von mehr als fünf Milliarden US-Dollar zugetraut. Und wer weiß: Vielleicht gelingt Gilead ja auch noch einmal ein ähnlicher Übernahmecoup wie damals im Jahr 2011.
Microsoft: Der Softwareriese
Nicht nur mit klassischer Software überzeugt Microsoft, sondern auch mit Cloud-Diensten. Ganz wichtig: Aus der Unternehmenswelt ist die US-Firma nicht mehr wegzudenken.
Natürlich geht es bei Microsoft um Digitalisierung, mobiles Internet und den Zukunftsmarkt Big Data. Doch was unabhängig vom operativen Geschäft beeindruckt, ist das riesige Finanzpolster: Über 100 Milliarden Euro Cash hat der Softwareriese aus Redmond bis zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres, das am 30. Juni endete, angesammelt. Das ist doppelt so viel, wie das EU-Mitglied Bulgarien im Jahr erwirtschaftet.
Da fällt es leicht, Linkedin, die weltweit führende Onlineplattform bei Geschäftskontakten, für über 20 Milliarden Euro zu schlucken. Microsoft hat sich damit weltweit 400 Millionen potenzielle Kunden, die auch für gut zahlende Werbepartner sehr attraktiv sind, geangelt. Wobei Microsoft für den Deal die eigene Liquidität gar nicht anfassen musste. Da die Konditionen derzeit so günstig sind, hat die Firma die Summe problemlos mit Anleihen einsammeln können - ohne ihre Top-Bewertung bei Ratingagenturen zu gefährden. Nebeneffekt: Die Transaktion ist so steuerlich viel interessanter.
Ohnehin ist das internationale Geschäft von Microsoft längst steueroptimiert. Gerade einmal 15 Prozent des Bruttogewinns musste der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr an den Fiskus abführen. Unterm Strich stand ein Gewinn von 15 Milliarden Dollar - ein Plus von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Je Aktie waren das 1,90 US-Dollar, von denen gut 70 Prozent an Aktionäre ausgeschüttet wurden. Die Dividende stieg auf 1,44 Dollar - Rekord.
Unerwarteter Erfolg
Dass der Softwareproduzent wieder so erfolgreich wird, war vor einigen Jahren nicht unbedingt abzusehen - damals galt Microsoft als Digital-Dinosaurier, der mit seiner Fixierung auf klassische Software und PC gegen Firmen wie Google und Apple keine Chance habe. Zwar sind die Wettbewerber bei Hardware, Mobiltelefonen oder Suchmaschinen tatsächlich voraus und Microsoft muss mittels günstiger Preise gegenhalten. Doch der seit zwei Jahren an der Spitze des Konzerns stehende Satya Nadella hat die Weichen neu gestellt. Für den Inder hat das Geschäft mit der Cloud oberste Priorität.
Kein Geschäftszweig entwickelte sich besser als die unter dem Markennamen Azure angebotenen Dienstleistungen, mit denen Firmen ihre Daten ortsunabhängig und sicher auslagern und nutzen können. Diese für die Nutzer nicht sichtbaren Datenzentren, die deshalb als Wolken bezeichnet und dargestellt werden - englisch "Clouds" -, werden in der Geschäftswelt immer wichtiger. Und Microsoft hat sich hier eine führende Position erkämpft. Nadella will den reinen Cloud-Umsatz bis 2018 auf 20 Milliarden Dollar steigern. Das könnte ihm schon früher gelingen.
Daneben floriert auch der klassische Softwareverkauf. Gerade das Produkt Office 365, bei dem Nutzern die bekannten Kalkulations-, Präsentations- und Schreibprogramme off- wie online zur Verfügung stehen, verkauft sich in den Büroetagen dieser Welt bestens. Auf immer mehr Firmencomputern findet sich auch das neue Betriebssystem Windows 10, das Microsoft zunächst kostenlos angeboten hatte. Einmal am Markt, steigt die Marktdurchdringung täglich - 2017 soll auf der Hälfte aller Firmencomputer das mittlerweile kostenpflichtige Betriebssystem installiert sein. Neben den Lizenzgebühren gibt es einen weiteren Erlöseffekt: Ältere Software läuft mit Windows 10 nicht mehr. Nutzer müssen daher aktuelle Produkte kaufen.
Die von Bill Gates gegründete Firma ist zudem stark im Spielesektor. Das Segment dürfte auf Jahre hinaus wachsen, da die Erlebniswelten immer plastischer werden - Stichwort "virtuelle Realität". Microsoft steht hier mit der Brille Hololens bereit. Auch bei moderner Software fürs Auto ist man dabei. Ein weiterer Wachstumsmarkt, der die Kassen auch künftig klingeln lassen sollte.
Nestlé: Der Marken-Sammler
Die Produkte von Nestlé sind nahezu überall auf der Welt zu haben. Und seit Jahrzehnten freuen sich die Aktionäre über stetig steigende Ausschüttungen in fast jedem Jahr.
Bon anniversaire, Nestlé - der Konsumgüterhersteller feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Vor eineinhalb Jahrhunderten entstand die Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Ein Jahr später erfand der deutschstämmige Apotheker Heinrich Nestle in der Schweiz das "Kindermehl", ein Milchpulver für Säuglinge, die nicht gestillt werden konnten. Im Jahr 1905 fusionierten beide Unternehmen - der Grundstein des heutigen Nestlé-Konzerns.
Das Unternehmen entwickelte sich durch Innovationen, Zukäufe und Fusionen von einer kleinen Firma zum größten Konsumgüterhersteller der Welt. Heute verkauft Nestlé seine Produkte weltweit in 189 Ländern und beschäftigt insgesamt 335 000 Mitarbeiter.
Übernahmen und Fusionen
Ob Eis von Mövenpick, Tiefkühlpizza von Wagner, Suppen von Maggi, Mineralwasser von San Pellegrino, Katzenfutter von Felix oder Süßes wie KitKat - Nestlé hat heute laut eigener Website mehr als 2000 Marken im Portfolio. Die Schweizer übernehmen aber nicht einfach nur Marken. Der Konzern ist meist auch sehr erfolgreich darin, diese Marken zu integrieren und weiterzuentwickeln.
Dafür ist langfristiges Denken nötig. Das spiegelt sich auch in den Lebensläufen der Menschen wider, die für Nestlé arbeiten: Viele Manager sind im Konzern groß geworden, auch Unternehmenschef Paul Bulcke selbst. Er stieg im Jahr 1979 als Marketing-Trainee bei dem Schweizer Unternehmen ein.
Auch die Entwicklung eigener Produkte hat bei Nestlé einen hohen Stellenwert. Eine besonders erfolgreiche Innovation war die Einführung von Nescafé. Heute trinken Kaffeefans weltweit 475 Millionen Tassen des löslichen Kaffees - am Tag. Auch eine zweite große Erfolgsgeschichte des Schweizer Konzerns dreht sich um Kaffee. Eine Italienreise inspirierte den Nestlé-Mitarbeiter Eric Favre in den 1970er-Jahren dazu, "Kaffee aus der Kapsel" zu entwickeln. Zunächst arbeitete er heimlich an dem neuen Produkt - die Nestlé-Chefs hatten Sorge, dass es Nescafé Konkurrenz machen würde. Favre überredete seine Vorgesetzten später, den Kapselkaffee von Konsumenten testen zu lassen. Die Verkostungen liefen gut, doch kaum jemand war bereit, Geld für die dafür benötigte Maschine auszugeben. Mehr als zehn Jahre später gelang der Marke Nespresso der Durchbruch. Heute ist der Kaffee aus der Kapsel in über 60 Ländern zu haben.
Gewinnbeteiligung der Aktionäre
Besonders stark ist der Schweizer Konzerngigant nach wie vor im US-Markt. Hier erzielt Nestlé seinen größten Umsatz und das größte Wachstum. Der US-Umsatz lag 2015 bei umgerechnet fast 23,6 Milliarden Euro, das Unternehmen wuchs hier um 5,5 Prozent. Auch in den Schwellenländern wachsen die Schweizer. Und mit sieben Prozent sogar noch stärker. Dafür schwächelt das Wachstum in den Industrienationen außerhalb der USA mit einem Plus von 1,9 Prozent.
Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen 2016 wurde klar: Auch ein Konzern wie Nestlé spürt die derzeitige Wirtschaftslage. Das Wachstum betrug in den ersten sechs Monaten dieses Jahres dennoch 3,5 Prozent. Der Konzern geht zudem davon aus, das Wachstum im zweiten Halbjahr steigern zu können. 2016 soll die Rate dann bei 4,2 Prozent liegen. Dank seiner globalen Ausrichtung ist Nestlés Erfolg zwar einerseits eng mit dem globalen Wirtschaftswachstum verknüpft, andererseits bietet die Produktpalette mit Gütern des täglichen Bedarfs eine gute Basis für eine stabile Geschäftsentwicklung. Stabilität spüren Aktionäre auch bei den Dividenden. In den vergangenen 30 Jahren erhöhte das Unternehmen diese bis auf zwei Jahre ständig. Und seit 70 Jahren hat Nestlé die Dividende nie gekürzt. Die bisher letzte betrug umgerechnet 2,06 Euro je Aktie.
Novartis: Der Pharma-Gigant
Seit gerade einmal 20 Jahren gibt es Novartis. Doch seine Qualitäten hat der Schweizer Konzern bereits hinlänglich unter Beweis gestellt. Und auch die Perspektiven sind bestens.
Die Überraschung hätte nicht größer sein können, als die beiden Schweizer Chemieriesen Sandoz und Ciba 1996 ihre Fusion bekannt gaben. Auch wenn die Logik hinter dem Schulterschluss schnell erkennbar war, überwog erst einmal die Skepsis. Lokale Medien befürchteten den Abbau von bis zu 13 000 Stellen am Hauptsitz in Basel.
Doch durch die Fusion entstand auf Anhieb einer der Top-Pharmakonzerne der Welt, der seine Position in den Folgejahren kontinuierlich ausbauen sollte. Binnen zehn Jahren trennte sich der unter dem Namen Novartis agierende Konzern von der Agrochemie sowie der Chemie- und der Ernährungssparte und setzte voll auf Pharma.
Drei-Säulen-Strategie
Mittlerweile ist Novartis ein echter Pharmagigant: Im vergangenen Jahr setzte der Konzern 49,4 Milliarden US-Dollar um und investierte rund neun Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung. Seine Produkte werden in fast allen Ländern der Welt vertrieben.
Intern hat sich der Konzern in drei Geschäftsbereiche - Divisionen - aufgestellt: In der mit Abstand umsatzstärksten Sparte Innovative Medicines vertreiben die Schweizer innovative, patentierte Medikamente, darunter führende Präparate in den Bereichen Onkologie, Hämatologie und seltene Erkrankungen.
Die Division Sandoz bezeichnet Novartis selbst als weltweit führend bei Nachahmerprodukten - also Generika und Biosimilars. Erst im Juli dieses Jahres meldete die Sparte überzeugende Testdaten zum Biosimilar Etanercept, das die gleiche Wirksamkeit wie das Originalprodukt Enbrel des US-Konkurrenten Pfizer bei der Behandlung von Schuppenflechte zeigen konnte.
Mit der dritten Division Alcon setzt Novartis auf die Augenheilkunde - ebenfalls ein Segment, in dem sich der Konzern zu den führenden Global Playern zählt.
Novartis steht allein für rund 14 Prozent aller Schweizer Exporte im Jahr 2015 und erzielt den Löwenanteil seiner Umsätze außerhalb der Schweiz. Die aggressive Expansion ins Ausland wird derzeit aber zum Bumerang für den Konzern. Und dabei kann er eigentlich gar nichts dafür - Schuld daran ist der steigende Franken: Er verteuert die Novartis-Präparate im Ausland und macht die dort erzielten Gewinne umgerechnet in Franken weniger wert.
Allerdings drückten zuletzt auch sinkende Umsätze bei dem wichtigen Krebsmedikament Gleevec, dessen Patentschutz abgelaufen ist, sowie gestiegene Ausgaben für das Herzpräparat Entresto auf die Profitabilität der Schweizer. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres verbuchte Novartis einen Umsatzrückgang um zwei Prozent auf 12,5 Milliarden US-Dollar, während das Nettoergebnis gar um fünf Prozent auf knapp drei Milliarden US-Dollar zurückfiel.
Starke Pipeline
Während der momentane Gegenwind kurzfristig noch etwas andauern dürfte, sieht Novartis dank seiner prall gefüllten Forschungspipeline mittelfristig wieder einen Silberstreifen am Horizont. So will der Konzern bis zum Jahr 2020 Biosimilars für fünf wichtige Medikamente auf den Markt bringen und mit diesen Nachahmerprodukten den Mitbewerbern Milliardenumsätze abnehmen.
Auch auf den beiden jüngst zugelassenen Wirkstoffen Entresto zur Behandlung von chronischer Herzschwäche und Cosentyx gegen Schuppenflechte ruhen große Hoffnungen. Das schweizerische Bankhaus Mirabaud rechnet für den Konzern bis 2020 mit einem Umsatzwachstum auf 58 Milliarden US-Dollar sowie mit einem überproportionalen Gewinnanstieg auf 4,92 US-Dollar je Aktie. Nach der deutlichen Korrektur gegenüber dem Rekordhoch aus dem Jahr 2015 scheint bei der Qualitätsaktie nun ein guter Einstiegszeitpunkt gekommen.
Roche: Der Krebsspezialist
Neue Medikamente haben für große Fortschritte in der Krebstherapie gesorgt. Aus den Laboren des Schweizer Konzerns Roche stammen einige der umsatzstärksten Präparate.
Die Markteinführung von Avastin im Jahr 2004 gilt noch heute als Revolution in der Krebstherapie. Das Präparat kappt die Blutversorgung des Tumors, hindert somit erst dessen Wachstum und lässt ihn dann austrocknen. Avastin kann mit vielen verschiedenen Krebsbehandlungen kombiniert und gegen zahlreiche Krebsarten eingesetzt werden. Mit über 6,6 Milliarden Schweizer Franken Jahresumsatz ist Avastin - zusammen mit dem ähnlich umsatzstarken Krebsmittel Herceptin - der Produktstar des weltgrößten Biotech-Unternehmens Roche, das nicht nur in Sachen Pharma, sondern auch in der In-Vitro-Diagnostik glänzend dasteht.
Auch die aktuellen Halbjahreszahlen überzeugten: In den ersten sechs Monaten des Jahres steigerte der Pharmariese die Umsätze um fünf Prozent auf 25 Milliarden Schweizer Franken, der Nettogewinn legte mit gleicher Geschwindigkeit auf 7,74 Franken je Aktie zu. Das fünfte Jahr in Folge kann Roche damit Umsatzzuwächse verbuchen, dennoch tritt der Aktienkurs in Schweizer Franken schon länger auf der Stelle. Nach einem kurzen Sprung auf neue Rekordhochs Ende 2014 fiel die Aktie wieder in ihren Seitwärtstrend zurück und notiert derzeit in Franken sogar unter den Zwischenhochs von 1999 und 2007. In Euro sieht die Entwicklung viel positiver aus, was dem starken Schweizer Franken geschuldet ist. Doch mit Blick auf die Konzern-Pipeline dürfte die Aktie auch in ihrer Heimatwährung bald höher notieren.
Innovation
Roche ist bei der Entwicklung neuer Medikamente überaus erfolgreich. Doch diese Innovationskraft hat ihren Preis: Rund 9,3 Milliarden Franken - umgerechnet etwa 8,5 Milliarden Euro - und damit fast 20 Prozent des Umsatzes hat der Konzern 2015 in Forschung und Entwicklung investiert. Der Lohn für diesen Einsatz: 2015 wurden gleich fünf neue Roche-Produkte zugelassen. Zudem bestätigte die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA für vier Indikationen einen "Therapiedurchbruch". Das heißt: Diese Medikamente werden besonders schnell zugelassen, weil sie so Erfolg versprechend sind, dass sie möglichst schnell bei Patienten eingesetzt werden sollen. Allein seit 2013 bekam Roche zwölf Therapiedurchbrüche bestätigt - häufiger als jedes andere Unternehmen weltweit in diesem Zeitraum.
Und die Schlagzahl bei Produkteinführungen dürfte hoch bleiben, die Forschungspipeline ist prall gefüllt. Mit 70 neuen Wirkstoffen hat man so viele neue Medikamente wie noch nie in der klinischen Entwicklung. Insgesamt sechs Vermarktungsfreigaben erwartet Roche in diesem, fünf im kommenden und weitere vier im übernächsten Jahr. Dabei trauen Experten den Krebsmitteln Tecentriq und Perjeta jeweils Milliardenumsätze zu. Auf bestem Weg zum Blockbuster scheint auch das Multiple-Sklerose-Präparat Ocrelizumab, das Anfang 2017 auf den Markt kommen könnte und nach Einschätzung der Deutschen Bank für Spitzenumsätze von bis zu 4,4 Milliarden US-Dollar im Jahr gut sein soll.
Wachstumsschub
Durch die hohe Zahl der zu erwartenden neuen Medikamente gehen Analysten von einer Beschleunigung des operativen Wachstums aus. Die Deutsche Bank sieht die Umsätze bis 2018 auf fast 60 Milliarden Franken steigen, den Gewinn auf fast 14 Milliarden Franken - eine Steigerung um 58 Prozent gegenüber dem Gewinn im Jahr 2015. Mit einem 2018er-KGV von 14 und einer erwarteten Dividendenrendite von dann fast vier Prozent steigen die Chancen, dass der Kurs der Schweizer Qualitätsaktie den Seitwärtskanal nach oben verlässt. Übrigens: Viele Anleger setzen bei Roche auf den Genussschein anstatt auf die Aktie, hat dieser doch noch besser performt als die Aktie, hat zudem die höhere Dividendenrendite und wird häufiger gehandelt.
Unilever: Der Eiskönig
Mit Hauptsitzen in London und Rotterdam ist Unilever der größte Hersteller von Speiseeis weltweit. Doch das ist beileibe nicht alles, der Konzern kann noch weit mehr.
Margarine und Seife. Damit fing alles an. Vor 87 Jahren beschlossen der niederländische Margarine-Hersteller Unie und der Seifenhersteller Lever Brothers aus Großbritannien, gemeinsame Sache zu machen. Dieser Zusammenschluss über Ländergrenzen hinweg war und ist erfolgreich. Der Konzern, der noch immer die Namen der beiden Gründungsfirmen trägt, ist heute einer der größten Konsumgüterhersteller der Welt. Seine Wurzeln sind auch an den Hauptsitzen zu erkennen - einer in London, einer in Rotterdam. Auch die Struktur steht in der Tradition des Konzerns: Bis heute sind Nahrungsmittel und Konsumgüter die beiden Geschäftsbereiche des Konzerns.
Global Player
Doch produziert Unilever heute wesentlich mehr als bloß Margarine und Seife. 400 Marken gehören zum Unternehmen. Darunter Körperpflegeprodukte von Axe, Dove, Signal und Rexona. Hinzu kommen Putz- und Waschmittel - etwa Coral und Domestos. In der Nahrungsmittelsparte finden sich ebenfalls bekannte Marken: Schnellgerichte von Knorr und Pfanni, Margarine von Becel, Eistee von Lipton. Eismarken wie Magnum, Solero und Ben&Jerry’s machen Unilever außerdem zum größten Speiseeishersteller weltweit.
Die Produkte des Konzerns gibt es derzeit in 170 Ländern der Welt zu kaufen. Der Gesamtumsatz stieg 2015 auf 53,3 Milliarden Euro. Die wichtigsten Märkte für den Konzern sind dabei die Schwellenländer: 58 Prozent des Umsatzes werden in Brasilien, China, Russland und Indien gemacht. Im ersten Halbjahr dieses Jahres lag das Wachstum hier bei acht Prozent. In den meisten dieser Länder sind die Voraussetzungen gut, dass Konzerne wie Unilever dort schnell mehr Umsatz machen: Die Bevölkerung wächst rasant, und damit auch automatisch der Bedarf an Nahrungsmitteln, Shampoos und Co. Wie Konkurrent Nestlé ist auch Unilever weltweit aktiv und macht sein Geschäft mit Lebensmitteln und Konsumgütern, die tagtäglich gebraucht werden. Und das auch dann, wenn es wirtschaftlich vielleicht nicht so rosig aussieht. Diese Stabilität zeigt sich auch an den Gewinnbeteiligungen der Aktionäre: Die Dividenden sind in den vergangenen Jahren stets gestiegen. Unilevers Anteilseigner können sich außerdem über eine vierteljährliche Ausschüttung freuen.
Abstoßen und zukaufen
Das Markenportfolio von Unilever verändert sich ständig. Im Jahr 2002 zum Beispiel verkleinerte der Konzern die Anzahl der Marken drastisch. Insgesamt stieß Unilever damals 87 Firmen ab, die nicht genug Wachstum oder Potenzial zeigten. Unilever-Chef Paul Polman handelt ebenfalls in dieser Tradition. Er hält das Unternehmen ständig durch An- und Verkäufe in Bewegung, arbeitet dauernd am Markenportfolio. Schwache Marken werden verkauft, starke zugekauft. Polman verabschiedete sich in den vergangenen Jahren unter anderem von der Snack-Marke BiFi, die er an das US-Unternehmen Jack Link’s verkaufte.
Dafür baute der Konzern mit dem Kauf der Marken Talenti Gelato&Sorbetto sowie Grom seine Position als größter Eishersteller aus. Auch im Bereich Hautpflege kaufte Unilever zu. 2015 wurden die amerikanischen Marken Kate Somerville und Dermalogica akquiriert. Der jüngste Coup ist der Zukauf von Dollar Shave Club, einem Abo-Lieferdienst für Rasierer und Zubehör. Mit diesem Zukauf baut das Unternehmen seine umsatzstärkste Sparte der Körperpflegeprodukte weiter aus und sichert sich Produkte, die digital vertrieben werden. Das spart den Umweg über die Supermärkte, den die Artikel des Konzerns sonst nehmen müssen. Durch das Abonnementprinzip setzt Unilever zudem auf den Trend weg von den Produkten und hin zu den Dienstleistungen.
Wells Fargo: Der Buffett-Liebling
Durch ständige Übernahmen wurde Wells Fargo zu einer der größten US-Banken - und zu einer der solidesten, weil sie auf Privatkunden setzt. Das gefällt auch Warren Buffett.
Am Anfang war der Goldrausch. Auch die beiden US-Amerikaner Henry Wells und William Fargo ließen sich anstecken. Aber nicht wie Abertausende von Glücksrittern. Die beiden sahen voraus, dass die Abenteurer das gefundene Gold schnell zu Geld machen wollen. Deshalb gründeten sie vor 150 Jahren die ersten Postkutschenlinien an der Westküste. Das Ziel: Gold und Geld möglichst schnell innerhalb der Vereinigten Staaten transferieren zu können und so das Edelmetall in den Wirtschaftskreislauf der jungen Nation zu integrieren. Bankdienstleistungen boten sie mit an.
Noch heute ist die Kutsche das Symbol des Bankhauses, und der Hauptsitz der Bank liegt noch immer im damals gegründeten San Francisco. Ansonsten ist der Goldrausch Geschichte. Dass die Bank heute zu den vier größten US-Finanzinstituten zählt, liegt daran, dass sie beim letzten großen Zock der Finanzbranche, der vor acht Jahren die Finanzkrise auslöste, gerade nicht mitgemacht hat: der massenhaften Verbriefung von riskanten Hypothekenkrediten. Die US-Bank ist vor allem auf das Privatkundengeschäft fokussiert, und damit auf das klassische Bankengeschäft par excellence: Privatkunden und Unternehmen Kredite und Finanzdienstleistungen zur Verfügung zu stellen.
Gut durch die Krise
Der risikoreiche Handel mit Wertpapieren und insbesondere mit Derivaten zählte nie zu ihren geschäftlichen Schwerpunkten. Auch das Investmentgeschäft für Kunden nimmt nur einen relativ geringen Teil des Geschäftsvolumens ein. Die Folge: Wells Fargo kam wesentlich besser durch die Finanzkrise als Wettbewerber wie die Citibank oder die Bank of America. Auch wenn die Kalifornier wie die anderen Banken einiges an faulen Immobilienkrediten in den Büchern hatten.
Weil sie diese aber nicht als strukturierte Produkte an den internationalen Kapitalmarkt weiterleiteten, fielen auch die späteren Milliarden-Geldbußen deutlich niedriger aus als bei der Konkurrenz. Eine weitere Folge der Zurückhaltung: Kein Top-Institut muss nach den Vorgaben der US-Notenbank weniger Eigenkapital vorhalten als Wells Fargo.
Die kalifornische Bank ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen, hat Filialnetz und Kunden durch die konsequente Übernahme regionaler Institute immer weiter ausgebaut. Der letzte große Coup war die Akquisition der durch die Finanzkrise angeschlagenen Bankengruppe Wachovia mit rund 120 000 Mitarbeitern im Jahr 2008. Seither hat Wells Fargo immer weniger Geld für ausgefallene Kredite beiseitelegen müssen. Die Quote fauler Kredite sank von 3,1 Prozent 2009 auf zuletzt 1,33 Prozent. Gleichzeitig stieg das Geschäftsvolumen kräftig an. Wohl kaum eine andere Bank ist mit ihren Produkten wie Konten, Karten, Hypothekendarlehen oder Altersvorsorge so bei den US-amerikanischen Privatkunden zu Hause wie Wells Fargo. Einer von drei US-Haushalten sei in irgendeiner Art und Weise Kunde, freut sich das Unternehmen.
Steigende Dividende
Das Wachstum schlägt sich auch in einem deutlichen Anstieg von Nettogewinn und Dividende nieder. Schüttete die Bank 2010 nach der Wachovia-Konsolidierung erst 20 Cent je Aktie aus, waren es im letzten Jahr 1,475 Dollar. Der Nettogewinn stieg von 12,4 Milliarden Dollar im Jahr 2009 auf 22,9 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Kein Wunder, dass auch Investment-Ikone Warren Buffett Wells Fargo unter allen Banken den Vorzug gibt. Der Milliardär schätzt - neben Profitabilität und Tradition - einfache Geschäftsmodelle. Von dem der Wells-Fargo-Bank ist er so überzeugt, dass seine Investmentfirma Berkshire Hathaway im vergangenen Frühjahr ankündigte, auch in Zukunft in die Qualitätsaktien der Bank investieren zu wollen.