So rollte Audi auf der Automesse in Genf seinen neuen Rennwagen R8 auch als reines Elektroauto auf die Bühne. BMW hatte im vergangenen Jahr mit seinem batteriebetriebenen i8 Furore gemacht. Auch Daimler zieht inzwischen ein Konkurrenzangebot für Teslas bekanntes Modell S in Betracht. "Wie Tesla bewiesen hat, kann es einen Markt am anderen Ende der (Produkt-)Spanne geben", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Tesla hat mit seinem vor drei Jahren eingeführten Modell S demonstriert, wie sich ein Elektroauto durchsetzen kann: Es braucht eine lange Batteriereichweite, und es muss groß und schick sein, um betuchte Käufer anzusprechen. Die Amerikaner verkauften im vergangenen Jahr weltweit 35.000 Exemplare, für dieses Jahr haben sie sich 55.000 vorgenommen. Kostenpunkt: satte 100.000 Dollar pro Stück.
Bei den Kleinwagen kommt der Markt für Elektrofahrzeuge dagegen nicht in Schwung. Für das Gros der Käufer sind die Autos zu teuer, die Batterien reichen meist nur 100 Kilometer weit, und das Netz der Ladestellen ist noch zu grob. Von den gut drei Millionen Neuzulassungen in Deutschland im vergangenen Jahr waren nur etwa 8500 reine Elektroautos. In der Autobranche macht sich auch deshalb immer wieder die Enttäuschung über die einst hochgejubelte Technologie breit, die schon viele Milliarden an Entwicklungskosten verschlungen hat. Zahlreiche Konzerne waren lange skeptisch - etwa Volkswagen und Audi. Die Ingolstädter planten erst spät überhaupt ein reines Elektroauto.
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Audis R8 in der Elektrovariante ist so wie der BMW i8 ein Luxuswagen mit einem Preis von 165.000 Euro. Die Analysten von IHS Automotive schätzen das Absatzpotenzial des Rennautos auf gerade 100 Exemplare im Jahr. Die Reichweite der Batterie hat Audi gegenüber dem Vorgängermodell auf 450 Kilometer verdoppelt. Es ist der zweite Anlauf auf einen Elektro-Boliden. 2009 hatten die Ingolstädter bereits einen solchen Sportwagen angekündigt, den Plan aber auf Eis gelegt. Inzwischen sind weitere E-Mobile in Planung: Unter anderem soll ein Geländewagen kommen, mit dem Audi das Tesla-SUV X kontern will.
Auch Daimler arbeitet nicht am ersten Versuch, neben dem Smart und der elektrischen B-Klasse einen Oberklasse-Boliden mit Batterie auf den Markt zu bringen. Bis 2012, dem Jahr, in dem der Tesla S die Branche elektrisierte, hatte Mercedes einen Elektro-SLS für mehr als 400.000 Euro im Programm. Die Nachfrage war minimal. Die Produktion von Elektroautos soll auch bei Daimler weitergehen, wie Forschungsvorstand Thomas Weber in Genf sagte. "In zwei bis drei Jahren könnte so ein Auto da sein." Doch so lange wird echte Konkurrenz für Tesla aus Stuttgart wohl auf sich warten lassen.
Ob Audi und Co. mit den Super-Elektroautos punkten können, ist unter Analysten umstritten. Einige sagen, sie könnten so auch die weniger betuchten Kunden für Elektroautos begeistern. Christoph Stürmer vom Beratungsunternehmen PwC ist skeptisch. "Solche Projekte sind kein Instrument, um elektrisches Fahren kurzfristig zu fördern." Viel mehr begrenzten die Autohersteller damit nur das Risiko, ein gutes Geschäft zu verpassen.
Reuters