Seit Anfang April hat China die Ausfuhr bestimmter Seltener Erden massiv eingeschränkt. Die deutsche Autoindustrie trifft das hart.

Es ist ein Nebeneffekt des weiter schwelenden Zollkonflikts zwischen den USA und China: die Ausfuhrbeschränkung bestimmter Seltener Erden und Magnetmaterialien aus dem Reich der Mitte. Was die aktuelle Eskalation so brisant macht, ist die strategische Bedeutung der betroffenen Rohstoffe. China kontrolliert rund 60 Prozent der weltweiten Produktion seltener Erden und nutzt diese Vormachtstellung nun offen als Druckmittel.

Für die deutsche Automobilbranche sind die veränderten Regularien höchst alarmierend, sind die Rohstoffe doch essenziell für die Produktion moderner Verbrenner wie Elektrofahrzeuge – vom Elektromotor über die Steuerungselektronik bis zur Batteriechemie. In der Folge melden erste europäische Zulieferer Produktionsstopps, während die Autoindustrie öffentlich Alarm schlägt. Es droht ein Szenario, das an die Chipkrise von 2021 erinnert, nur dass diesmal kein technisches, sondern ein geopolitisches Motiv zugrunde liegt.

Politische Machtprobe auf Kosten Europas

Hintergrund der Exportbeschränkungen ist Chinas Reaktion auf neue US-Zölle, wie sie von Präsident Donald Trump im Frühjahr verhängt wurden. Doch die Auswirkungen dieser Vergeltungsmaßnahme treffen nun vor allem Europa – allen voran Deutschland, dessen Automobilwirtschaft hochgradig von globalisierten Lieferketten abhängig ist. 

Die europäischen Branchenverbände warnen unisono: Laut CLEPA, dem Verband der europäischen Zulieferindustrie, wurden bisher Hunderte Exportlizenzen beantragt, aber nur rund ein Viertel davon genehmigt. Die Folge: Engpässe, Stillstände – und eine drohende Produktionslücke, die sich in den kommenden Wochen weiter zuspitzen könnte.

VW, BMW, Mercedes unter Druck

Die großen deutschen Hersteller zeigen sich besorgt, wenngleich nicht alle gleich betroffen sind. VW meldet aktuell keine Ausfälle, verweist aber auf die angespannte Lage bei Subunternehmern. BMW ließ eine Anfrage unbeantwortet, während Mercedes-Benz betont, man habe Strategien zur langfristigen Rohstoffsicherung implementiert. 

Dennoch spiegelt die Börse die zunehmende Unsicherheit wider: Die Aktien von VW, BMW und Mercedes-Benz performten zuletzt deutlich schwächer als der Dax, auch weil Investoren steigende Produktionskosten und Lieferausfälle einpreisen. Seit Jahresbeginn notieren lediglich VW und Daimler um 5 bzw. 2 Prozent im Plus, BMW, Mercedes und Porsche dagegen im Minus. Auf Jahressicht notieren sogar alle fünf größten deutschen Autobauer im Minus.  

Noch gravierender ist die Situation bei den Zulieferern: Continental, ZF Friedrichshafen und Schaeffler verzeichnen bereits operative Einbrüche. Schaeffler sprach von zweistelligen Negativmargen in der E-Mobility-Sparte, ZF plant nach Milliardenverlusten einen drastischen Sparkurs.

Autohersteller könnten Dax-Rallye bremsen 

Für Anleger zeichnet sich ein klares Risikobild ab. Die nächste Eskalationsstufe – vollständige Produktionsstopps bei großen Herstellern – ist schließlich nicht ausgeschlossen, sollte Peking bei seiner restriktiven Linie bleiben. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert die Bundesregierung und die EU-Kommission daher auf, das Thema auf höchster Ebene anzusprechen. Doch ob diplomatischer Druck kurzfristig Wirkung zeigt, ist fraglich.

Fest steht: Die deutsche Autoindustrie steht vor einer neuen Phase struktureller Verwundbarkeit – und die Investoren beginnen, dieses Risiko zu bewerten. Wer noch glaubte, die Zeiten der Lieferkettenkrisen seien vorbei, wird nun eines Besseren belehrt.