Die Freude von Dirk Markus über seinen jüngsten Verkauf währte nicht lange. Kurz nachdem der Aurelius-Chef den Ausstieg bei GHotel vermeldet hatte, wurde das Beteiligungsunternehmen von einem Leerverkäufer angegriffen. Mit dem Vorwurf der Bilanzmanipulation ließ die bis dahin unbekannte Ontake Research den Kurs der Münchner vergangenen Donnerstag in der Spitze um mehr als 16 Prozent einbrechen.
Der Shortseller unterstellt Aurelius in einem 48 Seiten langen Bericht, sowohl die operativen Ergebnisse wie auch die Verkaufspreise seiner Beteiligungen deutlich zu hoch auszuweisen. Konsequenz: Der Nettoinventarwert (NAV) des Unternehmens läge nicht wie von Aurelius ausgewiesen bei 40,43 Euro, sondern bei 0,05 Euro je Aktie. Nach dem Holdingabschlag sieht Ontake das Kursziel daher bei 0,04 Euro.
Die Indizien reichen von öffentlichen Jahresabschlüssen und Unternehmensregistern bis hin zu vermeintlich internen Präsentationsunterlagen. Doch die Unterlagen haben ein Geschmäckle: Shortseller verdienen an fallenden Kursen. Auch die anonyme Ontake hatte Aurelis-Aktien leer verkauft, als der Bericht veröffentlicht wurde. Für Aurelius ist daher klar, dass Ontake ein Interesse daran hat, "den Aktienkurs zu manipulieren". In ihrer Stellungnahme erklären die Münchner, der Shortseller zeichne mit irreführenden und falschen Aussagen ein Bild des Unternehmens, das "von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein könnte".
Neuer Angriff, alte Verteidigung
Unterschiede in den Verkaufspreisen erklärt Aurelius damit, dass Ontake Zahlungsströme und mitverkaufte Unternehmensbestandteile wie Darlehen außer Acht lasse. Die operativen Ergebnisse wiederum wichen ab, da die Töchter nach lokalen Vorschriften bilanzierten, Aurelius selbst jedoch internationale Berichtstandards anwende. Als weitere Gegenmaßnahme wird Aurelius ab dem 10. Februar eigene Aktien für bis zu 30 Millionen Euro zurückkaufen.
Short-Attacken kennt die Firma seit 2017. Vor drei Jahren warf der Leerverkäufer Gotham City dem Turnaround-Experten vor, seinen NAV zu hoch auszuweisen. Schon damals argumentierte Aurelius mit Unterschieden in Bilanzstandards dagegen. Die Parallelen zeigen, was Aurelius angreifbar macht. Der Portfoliowert ist von außen schwer nachvollziehbar. Dass jedoch Kaufpreise, übernommene Schulden, operative Gewinne oder Verluste der Portfoliotöchter im Dunkeln bleiben, gehört ein Stück weit zum Geschäftsmodell von Aurelius.
Für die geringere Transparenz aber fließt eine hohe Dividende. 2019 dürften es zwei bis drei Euro je Aktie werden. Zudem hat Aurelius laut eigenen Angaben derzeit sechs bis acht Exit-Kandidaten unter seinen Beteiligungen, die in den kommenden 18 bis 24 Monaten verkauft werden könnten. Dass auch bei Käufen kein Stillstand herrscht, zeigen die Anfang der Woche übernommenen Töchter für erneuerbare Energien des US-Unternehmens Woodward.