Chinesische Technologiefirmen sind unter dem Druck der Behörden. Angefangen hat es mit dem geplatzten Börsengang von Ant Group, dem Anbieter der Alipay-App. Spätestens die Aktionen nach dem Börsengang des Fahrdienstleisters Didi lösten einen breiten Verkaufsdruck aus. Rupal Bhansali ist der Meinung, dass der Kurseinbruch zumindest im Fall von Baidu übertrieben sei. Immerhin hat sich der Wert gegenüber dem Jahreshoch aus dem Februar halbiert. Die Anlagechefin für globale Aktienanlagen bei der Investmentfirma Ariel Investments hat unter anderem bei der Hedgefondsgröße George Soros gelernt, dass es lohnen kann, sich gegen den Trend zu stellen. Und bei Baidu sei das der Fall. "Baidu ist nicht im Auge des Orkans", sagt die Expertin. Das Unternehmen sei schon vor vier Jahren Ziel regulatorischer Interventionen gewesen. Danach wurde eine Reihe von Dingen verändert. Seitdem sei das Unternehmen nicht mehr Ziel von Behördeneingriffen gewesen.

Warum auch: Baidu macht genau das, was Peking befürwortet. Als führender Suchmaschinenbetreiber in China hat das Unternehmen ordentliche Gewinnmargen. Die Mittel, die hier erwirtschaftet werden, fließen in technische Neuentwicklungen, die Gesellschaftsnutzen bringen, wie etwa künstliche Intelligenz, Cloud-Lösungen und vor allem autonomes Fahren. Kein anderes Unternehmen ist in China bei selbstfahrenden Fahrzeugen so weit. Baidu hat viele Millionen Kilometer abgespult, gut doppelt so viel wie der nächste Wettbewerber. Es gibt bereits lokale Genehmigungen für den Betrieb einer autonom fahrenden Flotte. Zudem gehören Baidu noch 57 Prozent am führenden chinesischen Streamingkanal iQIYI. "Man kann das Google und Netflix von China mit einem dicken Bewertungsabschlag kaufen: eine wundervolle Kombination aus innerem Wert und Wachstum", analysiert Bhansali.