Robuste Werbeeinnahmen und ein starkes Cloud-Geschäft haben dem chinesischen Suchmaschinen-Betreiber Baidu im vergangenen Quartal einen überraschend hohen Umsatz beschert. So richtig Rückenwind bekam die Baidu-Aktie jedoch bereits zuvor, nachdem Pläne für die eigene KI-Software "Ernie" bekannt wurden. Was noch folgen könnte.

Die Vorstellung von ChatGPT durch die Microsoft-Beteiligung OpenAI im November 2022 hat in den vergangenen Wochen einen Hype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ausgelöst. Diese Programme können menschliche Interaktionen simulieren oder anhand weniger Stichworte komplette Texte erstellen. Allerdings schleichen sich in die Antworten immer wieder faktische Fehler ein. Dennoch verstärken Unternehmen und Staaten ihre Bemühungen in diesem Bereich, weil sie befürchten, technologisch ins Hintertreffen zu geraten.

Auch China will die Entwicklung dieser Technologie vorantreiben und sie in zahlreiche Anwendungen integrieren. KI habe großes Potenzial, zitiert Reuters Chen Jiachang, Chef der Technologie-Abteilung des chinesischen Wissenschaftsministeriums. Zahlreiche Firmen aus der Volksrepublik arbeiten bereits an eigenen KI.

"Ernie" bald in mehreren Produkten eingebunden

Hierzu gehört auch der Suchmaschinen-Betreiber Baidu mit seiner Software "Ernie". Die selbst entwickelte KI soll in wenigen Wochen in mehrere Produkte eingebunden werden, kündigte der Konzern Anfang Februar an. Laut CEO Robin Li soll der Chatbot nicht nur in die Baidu-Suchmaschine, sondern auch in Smarte Lautsprecher und auf der Videoplattform iQiyi integriert werden.

Baidu plant, interne Tests mit "Ernie" im März abzuschließen, bevor der Chatbot der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Da trifft Chinas Antwort dann auf Googles "Bard" und Microsofts ChatGPT.

Baidus Kerngeschäft liegt ähnlich Google in der Online-Suche und Werbung – aber in letzter Zeit hat das Unternehmen begonnen, sich verstärkt auf wachstumsstarke Bereiche wie KI und Cloud Computing zu konzentrieren. Zu den bisherigen Fortschritten von Baidu mit KI gehört das boomende Segment mit autonom fahrenden Fahrzeugen.

Guter Quartalsabschluss

Im vergangenen Quartal verzeichnete Baidu dank robuster Werbeeinnahmen und eines starken Cloud-Geschäfts einen Gewinnsprung. Der Umsatz lag in Q4 mit umgerechnet 4,8 Milliarden Dollar zwar in etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Analysten hatten allerdings einen Rückgang auf 4,6 Milliarden Dollar befürchtet.

Der bereinigte Gewinn je American Depositary Share (ADS) konnte ebenfalls überzeugen. Mit 15,25 Yuan (2,20 Dollar) je ADS wurden die Erwartungen von 13,19 Yuan übertroffen.

Auf dieser Grundlage kündigte der Baidu am Mittwoch einen bis zu fünf Milliarden Dollar schweren Aktienrückkauf an. Die in den USA notierten Baidu-Titel legten zeitweilig ordentlich zu, konnten die Gewinne aber nicht halten (siehe Chart in US-Dollar).

Baidu (WKN: A0F5DE)

Erste Analysten-Reaktionen fielen überwiegend positiv aus. Citigroup sprach von "besser als erwarteten" Ergebnissen im vierten Quartal – "vor allem angesichts der Covid-Verbreitung" in diesem Zeitraum. Die Kaufempfehlung mit Ziel 176 Dollar wurde bestätigt. Jefferies bleibt ebenfalls bei seiner Kaufempfehlung – Ziel 210 Dollar. Lediglich Nomura bleibt mit einem bescheidenen Kursziel von 138 Dollar.

Insgesamt prognostizieren die von FactSet befragten Analysten ein durchschnittliches Kursziel für die Baidu-ADRs von rund 170 US-Dollar.

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Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. BÖRSE ONLINE rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.

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