Zwar hat sich der Ludwigshafener Konzern nach überstandener Finanz- und Wirtschaftskrise als klare Nummer Eins der Branche behauptet: Der Abstand zu den großen US-Chemierivalen wie Dow Chemical und Dupont ist weiter komfortabel. Doch Bock muss 2015 jenseits aller Feierlichkeiten hart daran arbeiten, dass dies so bleibt. Denn die Zugkraft der Konjunktur-Lokomotive China für die Branche lässt nach - dazu kommt die Wirtschaft in Europa nicht richtig in Fahrt. In Asien entstehen überdies große Chemiewerke, was auf die Preise drückt. Und in den USA droht die Konkurrenz wegen des Energiepreis-Vorteils, der dem Schiefergas-Boom geschuldet ist, europäischen Unternehmen davon zu laufen.
Kein leichtes Umfeld also für den Traditionskonzern, der am 6. April 150 Jahre alt werden wird. Gegründet wurde BASF an diesem Apriltag 1865 als "Badische Anilin- & Soda-Fabrik" in Mannheim. Denn das zunächst auf Farbstoffe ausgerichtete neue Unternehmen wollte sich im badischen Mannheim Werksflächen sichern - was aber scheiterte. Und so nahm die Firma ihren Sitz auf der anderen Rheinseite, dem damals noch zum Königreich Bayern gehörenden pfälzischen Städtchen Ludwigshafen. Was folgte war eine beispielslose Aufstiegsgeschichte getragen von vielen Erfindungen: Die Alizarin-Synthese für die Farbstoffproduktion in den Anfangsjahren, das Haber-Bosch-Verfahren für die Düngemittel-Herstellung oder der Schaumstoff Styropor sind nur einige Beispiele.
Auf solche Errungenschaften kann sich der Chemieriese aber nicht ausruhen, auch wenn der Erfindergeist den Konzern nach wie vor prägt. Rund 1300 Patente wurden im vergangenen Jahr angemeldet und mehr als 300 neue Produkte auf den Markt gebracht. Doch erst Ende Oktober musste BASF-Chef Bock die 2011 ausgegeben Wachstumsziele für 2015 stutzen. Noch zu Jahresbeginn hatte er auf eine Konjunkturerholung in Europa und eine Margenverbesserung bei wichtigen Grundchemikalien wie dem Kunstfaser-Ausgangsstoff Caprolactam gehofft. "Das ist nicht eingetreten; stattdessen hat sich das wirtschaftliche Umfeld weiter eingetrübt", räumte Bock ein. Die Folge: Der bislang 2015 angepeilte operative Gewinn (Ebitda) von 14 Milliarden Euro ist nicht mehr zu schaffen. Jetzt sollen im operativen Geschäft nur noch zehn bis zwölf Milliarden Euro Gewinn erreicht werden.
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Sparen und Effizienzverbesserungen sind daher die Gebote der Stunde in Ludwigshafen. Dabei setzt Bock auf das mehrjährige konzernweite Programm "Step", das ab Ende 2015 das Ergebnis um 1,3 Milliarden Euro verbessern soll. Ein Umbau der großen Sparte Performance Products, wozu etwa Geschäfte mit Papierchemikalien, Lichtschutzmittel und Pigmente zählen, soll ab 2017 mehr als eine halbe Milliarde Euro zum Ergebnis beitragen.
Thema bleibt auch die Trennung von margenschwachen Sparten. "Wir schauen uns eine Reihe von Kandidaten für Abspaltungen an", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel unlängst Analysten. So hatte der Konzern kürzlich seine Beteiligung an der Styrolkunststoff-Firma Styrolution an den britischen Partner Ineos verkauft. Der Grund: Solche Basiskunststoffe passen nicht mehr zur Hightech-Ausrichtung im Plastik-Geschäft. BASF trennte sich seit 2011 von mehr als 20 Geschäftsteilen, dem standen zumeist kleinere Zukäufe gegenüber - keine Großübernahmen. Die letzten milliardenschwere Zukäufe liegen mit Cognis 2010 und dem Schweizer Ciba-Konzern 2009 schon einige Zeit zurück. BASF halte im Moment seine Gelder fest und überlege, was wirklich Sinn mache, lautete zuletzt die Ansage von Konzernchef Bock.
Reuters