"Wir halten uns für außerordentlich diszipliniert in einer Welt des billigen Geldes, wo wir relativ hohe Verkaufspreise derzeit sehen", betont er kürzlich vor seinen Aktionären in Mannheim. "Wir haben eine klare Strategie. Wenn sich Wettbewerber aus welchen Motiven auch immer zusammenschließen und sich anschließend wieder teilen, kann ich das durchaus nachvollziehen, wir müssen das deshalb aber nicht verfolgen." Mit dieser Strategie ist BASF nach Einschätzung von Analysten gut beraten. "Man sieht, was passieren kann, wenn man einen zu großen Schluck aus der Pulle nimmt", sagt Analyst Lars Hettche vom Bankhaus Metzler mit Blick auf die Übernahmepläne des Rivalen Bayer.

62 Milliarden Dollar in bar will der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern für den US-Saatgutriesen Monsanto auf den Tisch legen - zuviel, wie viele Investoren und Analsten finden. Die Bayer-Aktie ging auf Talfahrt, knapp acht Milliarden Börsenwert lösten sich seit der offiziellen Bekanntgabe der Übernahmegespräche in Luft auf. Monsanto wies die Offerte aus Deutschland als zu niedrig zurück. Bayer bekräftigte sein Angebot und will mit dem US-Konzern weiter verhandeln. Unter Branchenkennern gilt es als ausgemachte Sache, dass Bayer noch mal nachlegen muss. Die Frage ist, zu welchem Preis und wie wertschaffend der Zukauf für Bayer dann noch ist. Der bekanntgegebene Kaufpreis sei bereits am oberen Limit und rechne sich gerade so, warnt Fondsmanager Markus Manns von Union Investment, dem zwölftgrößten Bayer-Aktionär. "Sollte er jedoch weiter steigen, wovon auszugehen ist, wird die Übernahme immer unattraktiver."

"ANSPRUCHSVOLLER MAßSTAB"



In Ludwigshafen hat man dafür klare Vorgaben: Eine Übernahme soll spätestens im dritten Jahr einen positiven Beitrag zum Ergebnis nach Steuern leisten. Das entscheidende Kriterium ist für BASF aber, die Kapitalkosten zu verdienen. "Das ist ein sehr stringenter und anspruchsvoller Maßstab, aber ich glaube, das ist grundsätzlich auch richtig, hier anspruchsvoll zu sein", sagt Bock. Der Manager hält derzeit Abstand von Großübernahmen, Zukäufe müssten wertschaffend für die Aktionäre sein. Das gelte nicht unbedingt für alles "was schick und groß ist".

"Wir könnten mehr machen, aber die BASF kauft keine Firmen, weil das Geld billig ist oder weil es verfügbar ist", betont Bock. Analysten bewerten seine Strategie positiv. "Die Disziplin wurde dem Management bislang eher zugutegehalten", urteilt Lutz Grüten von der Commerzbank. "Am Ende des Tages will ich als Aktionär, dass das Unternehmen seine Kapitalkosten verdient, wenn das durch eine strategische Akquisition mittelfristig Schaden nimmt, wäre ich erstmal nicht begeistert."

NICHT NUR GRÖßE IST ENTSCHEIDEND



Dennoch ist die Frage, ob BASF mit seiner Zurückhaltung ins Hintertreffen gerät in einer Branche, die derzeit stark in Bewegung ist. Der weltweite Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut wird mit Syngenta, Monsanto, Bayer, DuPont Pioneer, Dow Chemical und BASF nur von wenigen Firmen kontrolliert. Bevor die Übernahmeofferte von Bayer an Monsanto publik wurde, haben in den USA die Chemiekonzerne DuPont und Dow Chemical schon eine milliardenschwere Fusion angekündigt und wollen das Agrarchemiegeschäft als eigenständiges Unternehmen ausgliedern. Dazu will sich der Staatskonzern ChemChina den Schweizer Pflanzenschutzspezialisten Syngenta für 43 Milliarden Dollar einverleiben. Auch BASF wurde Interesse an Monsanto und Syngenta nachgesagt, eine Gegenofferte wird aber nicht erwartet.

Sollten alle angestrebten Zusammenschlüsse glücken, würde BASF vom dritten Platz unter den Pflanzenschutzanbietern auf den vierten abrutschen. Ein eigenes Saatgutgeschäft haben die Ludwigshafener nicht und brauchen es Bock zufolge auch nicht. "Wenn die Übernahmen durchgehen, muss man sich schon die Frage stellen, ob BASF dann im Agrarchemiegeschäft nicht zu klein wird und noch die kritische Masse hat", sagt Metzler-Analyst Hettche. Entscheidend sei aber nicht nur die Größe, urteilt Grüten von der Commerzbank. Wichtig sei es, innovative Produkte zu haben, die Resistenzbildungen bei Insekten, Unkräutern und Pilzen gegenüber einzelnen Wirkstoffen verhindern. "BASF hat eine sehr gute Pipeline, deren Umsatzpotenzial in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist." Auf drei Milliarden Euro bezifferte BASF kürzlich deren Spitzenumsatzpotenzial.

Aus der aktuellen Übernahmewelle könnten sich eben auch Chancen für die Ludwigshafener ergeben, da kartellrechtlich bedingte Abverkäufe zu erwarten sind. "BASF ist in einer relativ komfortablen Position, sie können jetzt erstmal abwarten," sagt Christian Faitz von KeplerChevreux. "Dann könnten durchaus größere Pakete auf den Markt kommen, wo BASF zu vernünftigen Preisen zukaufen kann."

Reuters