Die Juwelier-Firma Modern Settings aus Florida wirft BASF und den Großbanken Goldman Sachs, HSBC und der südafrikanischen Standard Bank vor, seit 2007 bei der Feststellung der Preise für Platin und Palladium geschummelt zu haben. Einkäufer hätten wegen der Preismanipulationen Millionen an Dollar verloren, heißt es in der am Dienstag bei einem Gericht in New York eingereichten Klage. Die US-Firma, die neben Schmuck auch Polizeimarken herstellt, gehörte zu den Käufern der Edelmetalle.
Eine BASF-Sprecherin erklärte, dem Unternehmen sei noch keine Klageschrift zugestellt worden. Daher könne BASF dazu nicht Stellung nehmen. Goldman Sachs, HSBC und die südafrikanische Standard Bank lehnten eine Stellungnahme ab.
Platin und Palladium sind Ausgangsmaterialien für die Zahntechnik, gefragte Metalle bei Juwelieren und zudem wichtige Bestandteile in Auto-Katalysatoren. Die Referenzpreise für Platin und Palladium werden bislang zweimal am Tag in London von BASF, HSBC, Goldman Sachs und Standard Bank in Telefonkonferenzen festgestellt. BASF und den Banken wird in der Klage auch vorgeworfen, die Preise für Futures und Optionen manipuliert zu haben, die auf den Preisfixings beruhen. Der Chemiekonzern und die Banken hätten illegal Kundendaten ausgetauscht und diese Informationen dann genutzt, um Preisbewegungen bei den Edelmetallen zu beeinflussen.
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BASF SETZT MILLIARDEN IM EDELMETALLHANDEL UM
BASF ist seit der Übernahme des US-Konzerns Engelhard im Jahr 2006 der weltgrößte Katalysator-Produzent. Mit dem 3,8 Milliarden Euro teuren Zukauf kam damals auch der Edelmetallhandel zu den Ludwigshafenern. Das Geschäft mit Handelsbüros in London ist nicht klein: 2013 brachte es BASF immerhin 2,36 Milliarden Euro Umsatz ein. Insgesamt erlöste der Konzern vergangenes Jahr knapp 74 Milliarden Euro.
Das seit 1989 bestehende System der Preisfeststellung soll ab dem 1. Dezember von einer neuen elektronischen Plattform abgelöst werden, die von der Londoner Metallbörse LME betrieben wird. Für Einkäufer wie Modern Settings komme die Reform des Preisfixings aber zu spät, hieß es in der Klageschrift. Die Unternehmen hätten unter anderem gegen US-Kartellrecht verstoßen. Die Klägerin fordere daher Schadenersatz in ungenannter Höhe.
Seit einiger Zeit gehen Regulierer rund um den Globus dem Verdacht nach, dass an den Märkten wichtige Referenzpreise manipuliert wurden. Zuletzt hatten Behörden in Großbritannien, den USA und der Schweiz im Skandal um manipulierte Devisenkurse Strafen von insgesamt 4,3 Milliarden Dollar gegen sechs internationale Großbanken verhängt. Davor hatte bereits die Manipulationen bei den Interbanken-Zinssätzen Libor und Euribor weltweit für Aufsehen gesorgt.
Reuters