Das politisch brisante Milliardengeschäft zwischen dem Chemiekonzern BASF und dem russischen Gasriesen Gazprom soll nun doch umgesetzt werden. Die beiden Unternehmen brachten den Ende 2014 geplatzten Deal in trockene Tücher. Die Kasseler BASF-Tochter Wintershall wird das hiesige Gashandels- und Gasspeichergeschäft wie ursprünglich geplant vollständig an Gazprom abgeben, wie der Ludwigshafener Chemiekonzern am Freitag überraschend mitteilte. Dafür soll BASF im Gegenzug mehr Anteile an großen Erdgasfeldern in Sibirien erhalten. Der Vollzug des Tauschs wird bis Ende dieses Jahres erwartet. Die Europäische Komission hatte dem Geschäft bereits Ende 2013 grünes Licht gegeben.

Der Ludwigshafener Chemieriese und Gazprom hatten den Anteilstausch bereits vor Jahren vereinbart, Ende 2014 scheiterte das Geschäft jedoch vorerst. BASF machte damals das schwierige politische Umfeld angesichts der Ukraine-Krise verantwortlich. Nun erklärte BASF, die Transaktion solle wie bereits im Dezember 2013 vereinbart, mit wirtschaftlicher Rückwirkung zum 1. April 2013 erfolgen. Eine Konzern-Sprecherin äußerte sich nicht dazu, warum es nun doch zu der Einigung kam. "Wir hatten nicht ausgeschlossen, den Asset-Tausch zu einem späteren Zeitpunkt zu vollziehen und haben nun gemeinsam entschieden, die Transaktion zu vollziehen", sagte sie lediglich. BASF und Gazprom würden ihre Kooperation weiter ausbauen.

An der Börse geriet die BASF-Aktie zu Handelsbeginn unter Druck. Die Titel verloren in einem fallenden Gesamtmarkt 1,4 Prozent.

Im Rahmen des Tausch-Geschäfts wird sich Gazprom mit 50 Prozent an der in der Erdöl- und Erdgassuche sowie -förderung tätigen Wintershall Noordzee beteiligen. Wintershall wird zudem seine Beteiligung an dem bislang gemeinsam betriebenen Erdgashandels- und Speichergeschäft vollständig an Gazprom übertragen. Insgesamt trugen die Aktivitäten im Jahr 2014 rund 12,2 Milliarden Euro zum Umsatz und rund 260 Millionen Euro zum Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Abschreibungen (Ebitda) von BASF bei. Wintershall erhält widerum den wirtschaftlichen Gegenwert von 25,01 Prozent an zwei Blöcken der Achimov-Formation des Urengoi-Erdgasfeldes in Westsibirien. Der Start der Produktion dort werde 2018 erwartet. Die Zusammenarbeit im Erdgastransportgeschäft soll fortgesetzt werden.

Kritiker hatten befürchtet, dass sich durch den Deal die Abhängigkeit Deutschlands von Russland bei der Gasversorgung noch vergrößert. Die Russen sind bereits der wichtigste Gaslieferant. Die Bundesregierung hatte hingegen weder Einwände gegen den ursprünglichen Deal, noch hatte sie sich dabei eingemischt.

Reuters