Das führe aber nicht zu einer Änderung des Ausblicks. Für 2016 rechnen die Kurpfälzer unverändert mit einem Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen leicht unter Vorjahresniveau - darunter versteht der Vorstand ein Minus von bis zu zehn Prozent. "Im derzeitigen volatilen und herausfordernden Umfeld sowie angesichts des Brands vom 17. Oktober und seiner Folgen bleibt dies ein anspruchsvolles Ziel", sagte Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel.

Bei dem Unglück am 17. Oktober starben drei Menschen, 30 Menschen wurden verletzt. Während der Arbeiten an einer Rohrleitung war es zu einem Brand und später zu Explosionen von brennbaren Flüssiggasen gekommen. Grund ist nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft womöglich ein Einschnitt an einer Rohrleitung, in der sich brennbares Raffinat befunden hat. An einer benachbarten Leitung seien zu diesem Zeitpunkt Wartungsarbeiten durch eine Fremdfirma im Gange gewesen. Die Klärung der Zusammenhänge zwischen dem Schnitt und der Explosion erfordern nach Angaben der Staatsanwaltschaft aber weitere umfangreiche Ermittlungen.

BASF-Chef Kurt Bock stellte sich am Donnerstag erstmals seit dem Unglück den Fragen der Presse. "Die BASF trauert, wir alle trauern weltweit", sagte der sichtlich bewegte Vorstandschef. "Wir sind betroffen von diesem Unglück, dass es geschehen konnte, und wir sind immer noch in der Phase dieser Trauer." Ziel der BASF sei es, das Ereignis so schnell wie möglich aufzuklären und über die nötigen Konsequenzen zu entscheiden, sagte Bock, der mit stockender Stimme sprach. Kritik, er habe zu lange damit gewartet, an die Öffentlichkeit zu gehen, wies er zurück. Er sei intern gebraucht worden, betonte Bock.

"AUSGEPRÄGTE SICHERHEITSKULTUR"



Bei der Fremdfirma handelt es sich nach Angaben von BASF-Vorstandsmitglied und Standortleiterin Magret Suckale um ein Spezialunternehmen für Rohrleitungsbau, mit dem BASF bereits seit mehr als 20 Jahren zusammenarbeitet. Die bei den Reparaturarbeiten eingesetzten Mitarbeiter hätten schon eine Erfahrung von sieben und zehn Jahren bei BASF. Bock betonte, für Fremdfirmen gälten die gleichen Sicherheitsvorschriften wie für BASF-Mitarbeiter. Sie würden nach strengen Kriterien ausgewählt, die Fluktation sei sehr gering. BASF habe eine ausgeprägte Sicherheitskultur, betonte Bock. "Wirtschaftliche Überlegungen haben keinen Vorrang, wenn es um Sicherheit geht."

Den erwarteten wirtschaftlichen Schaden bezifferte der BASF-Vorstand nicht. Man sei aber entsprechend versichert, sagte Finanzchef Engel. Der Chemiekonzern will den Betrieb in Ludwigshafen so schnell wie möglich wieder voll aufnehmen. Derzeit seien am größten Standort der BASF noch acht Anlagen komplett heruntergefahren, 50 von insgesamt 200 seien in Teilbetrieb. Das führe derzeit in Ludwigshafen zu Umsatzrückgängen von zehn bis 15 Prozent am Tag. Das Unternehmen sei aber bei vielen Produkten lieferfähig, betonte Bock. BASF erzielt derzeit mit Produkten, die in Ludwigshafen produziert werden, einen Umsatz von rund 6,5 Milliarden Euro im Jahr.

Für das Gesamtjahr bekräftigte der Vorstand auch die Prognose, wonach der Umsatz wegen der Trennung vom Gashandels- und Speichergeschäft, das in einem Milliarden-Tauschgeschäft an Gazprom ging, deutlich zurückgehen wird. Vorläufige Zahlen für das dritte Quartal hatte die Firma bereits Mitte Oktober veröffentlicht. Der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen sank um gut fünf Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Der Umsatz fiel binnen Jahresfrist um knapp ein Fünftel auf 14 Milliarden Euro, was überwiegend auf die Trennung vom Gashandelsgeschäft zurückzuführen ist. Dazu tragen aber auch die niedrigeren Öl- und Gaspreise bei. Allerdings rechnet BASF nun in diesem Jahr mit einem Ölpreis von 45 (bislang: 40) Dollar pro Barrel im Jahresdurchschnitt. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee kostet derzeit rund 50 Dollar je Barrel (159 Liter)

rtr