Landwirte kauften weniger Soja- und Maissaatgut, auch die Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln sank. Der Ausblick für 2019 sei deshalb zunehmend ambitioniert, warnte das Unternehmen am Dienstag. Dafür konnte Bayer in der Pharmasparte kräftige Zuwächse verbuchen, auch das lange Zeit maue Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten erholt sich wieder. Vorstandschef Werner Baumann demonstrierte Zuversicht: "Bayer ist operativ auf Kurs."
Die Jahresziele sind aber eine Herausforderung, auch weil kein Ende der Handelskonflikte in Sicht ist, die viele exportorientierte Industriekonzerne treffen. Während sich der Chemieriese BASF schon von seinen Jahreszielen verabschiedet hat, bleibt Bayer noch standfest: Für dieses Jahr rechnet der Konzern weiterhin mit einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatzplus von etwa vier Prozent auf rund 46 Milliarden Euro und einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns auf rund 12,2 Milliarden.
An der Börse überwog die Skepsis: Die Bayer-Aktie zählte mit einem Minus von vier Prozent zu den größten Verlierern im Dax.
DIE KLAGEWELLE ROLLT
Zur Verunsicherung der Anleger trägt auch die Klagewelle wegen des Unkrautvernichters Glyphosat bei, die sich Bayer mit der 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto ins Haus geholt hat. Inzwischen sieht sich der Konzern wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des von Monsanto entwickelten Herbizids mit 18.400 Klägern in den USA konfrontiert - rund 5000 mehr als noch im April. Zudem gibt es jetzt auch fünf Klagen aus Kanada. Bayer werde sich in all diesen Verfahren entschieden zu Wehr setzen, bekräftigte das Unternehmen. Man wolle sich aber auch "konstruktiv" in den Mediationsprozess einbringen, der von einem Bundesrichter in Kalifornien angeordnet wurde.
Seit kurzem soll ein eigener Ausschuss im Aufsichtsrat einen Weg finden, um die Klagewelle in den Griff zu bekommen. Auch ein externer Top-Anwalt wurde angeheuert. Die bisherigen Prozesse gingen für Bayer nicht gut aus: In drei Verfahren wurde das Unternehmen bereits zu Schadenersatz verurteilt. Drei weitere Verfahren sind noch für dieses Jahr vor bundesstaatlichen Gerichten im US-Bundesstaat Missouri, wo die Landwirtschaft zu den wichtigsten Industriezweigen gehört, zur Verhandlung angesetzt. Der nächste Prozess startet voraussichtlich am 19. August in St. Louis, wo Monsanto seinen Hauptsitz hatte.
Viele Experten gehen letztlich von einem milliardenschweren Vergleich aus, um das Thema aus dem Weg zu räumen. Dabei bekommt das Management auch Druck vom Hedgefonds Elliott, der rund zwei Prozent an Bayer hält. Investoren hatten aber vor einer Einigung um jeden Preis gewarnt und Bayer geraten, zunächst die Berufungsverfahren abzuwarten..
STARKES GESCHÄFT MIT PHARMA-KASSENSCHLAGERN
Im zweiten Quartal setzte Bayer 11,5 Milliarden Euro um, währungs- und portfoliobereinigt war das ein Zuwachs um knapp ein Prozent. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) legte um rund ein Viertel auf gut 2,9 Milliarden zu. Dazu trug auch der Ergebnisbeitrag von Monsanto bei. Allerdings setzten Bayer im Agrargeschäft - wie auch schon den Konkurrenten Syngenta und BASF - die Überschwemmungen und starken Regenfälle im Mittleren Westen der USA sowie Trockenheit in weiten Teilen Europas und Kanada zu.
Das führte in der Sparte Crop Science auf vergleichbarer Basis, also unter der Annahme, dass Monsanto schon 2018 komplett Teil von Bayer gewesen wäre, zu einem Umsatzrückgang von fast zehn Prozent. Für das kommende Jahr rechnen die Analysten von Liberum allerdings mit einer Erholung, da diese Entwicklung ausschließlich wetterbedingt sei. Im Pharmageschäft profitierte Bayer von einer starken Entwicklung in China und hoher Nachfrage nach seinen Kassenschlagern - dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmittel Eylea - und kam auf ein Ergebnisplus von zehn Prozent.
rtr