Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat im vergangenen Jahr neue Bestmarken erreicht. Der Umsatz stieg um 5,2 Prozent auf 42 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 4,9 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Einen erheblichen Anteil hatten die fünf neuen Produkte der Pharmasparte, unter anderem das Schlaganfallmittel Xarelto. Der Umsatz dieser Medikamente stieg im vergangenen Jahr um 90 Prozent auf 2,9 Milliarden.
Insgesamt aber verfehlte der Konzern im vierten Quartal die Erwartung der Analysten leicht. Bayer verweist auf höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Marketing und Vertrieb. Gut aufgenommen wurde an der Börse der Ausblick von Konzernchef Marijn Dekkers auf das neue Geschäftsjahr. Der Umsatz soll auf rund 46 Milliarden Euro steigen, das bereinigte Ebitda im "unteren bis mittleren Zehner-Prozentbereich". Man blicke "weiterhin optimistisch in die Zukunft", so Dekkers.
Auf Seite 2: Welche Gründe für die Aktie sprechen
Drei Trends sprechen für eine weiter positive Entwicklung bei Bayer:
1) Die Dynamik der neuen Produkte der Pharmasparte ist ungebrochen. Wichtige Medikamente wie Xarelto haben im vergangenen Jahr mehr Geld gebracht als von Analysten erwartet. Die Pipeline der Pharmasparte für künftige Produkte ist gut gefühlt und zählt den zu attraktivsten der Branche.
2) Da Bayer einen erheblichen Teil seines Umsatzes außerhalb der Eurozone erzielt, haben Währungseffekte einen großen Einfluss auf die Bilanz. Im vergangenen wurde das Ebitda vor Sondereinflüssen durch ungünstige Wechselkurse um vier Prozent belastet. Da der Euro zuletzt stark an Wert verloren hat, dürfte Bayer 2015 von Wechselkursen profitieren. Der Konzern kalkuliert derzeit einen positiven Effekt von zwei Prozent ein. Ein stärkerer Kursrückgang des Euro würde den Hebel verstärken.
3) In der zweiten Jahreshälfte will der Konzern entscheiden, auf welchem Weg die Kunststoffsparte MaterialScience ausgliedert wird - über einen klassischen Börsengang oder eine Abspaltung (Spin-Off). Da MaterialScience weniger rentabel ist als die beiden anderen Konzernbereiche HealthCare und CropSicence, werden sich wichtige Kennziffern der Bayer AG durch die Abspaltung verbessern.
Einschätzung der Redaktion
Die treibenden Trends sind zumindest teilweise bereits im Aktienkurs verarbeitet. Die aktuelle Bewertung der Aktie aber sollte weitere Kursgewinne ermöglichen. Laut Daten der Schweizer Bank UBS ist die Bayer-Aktie auf Basis des um Sondereinflüsse bereinigten Gewinns einer der am niedrigsten bewerteten Titel im Sektor. Laut Datendienst Bloomberg raten 23 von 40 Analysten zum Kauf der Aktien, 12 sagen "Halten, 5 Verkaufen. Die jüngsten Kursziele reichen von 101 bis 145 Euro. Charttechnisch muss die Aktie für ein Kaufsignal zunächst das Februar-Hoch von 131,70 überwinden. Für einen Stopp bieten sich Kurse in der Region von 105 Euro an.