Eine starke Nachfrage nach Maissaat, nach dem Unkrautvernichter Glyphosat und nach dem Augenmedikament Eylea hat Bayer im vergangenen Jahr angetrieben. Dem standen aber höhere Produktionskosten im Zusammenhang mit dem Verkaufsstart neuer Medikamente sowie negative Wechselkurseffekte gegenüber. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um 6,5 Prozent auf gut 44,1 Milliarden Euro, währungsbereinigt stand ein Plus von knapp neun Prozent zu Buche. Der Umsatz lag über der Markterwartung. Das Ergebnis sank um 2,5 Prozent auf 11,18 Milliarden Euro. Der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn (Ebitda) fiel indes um 2,5 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro, womit Analysten im Durchschnitt aber gerechnet hatten.

Unter dem Strich verdiente Bayer 2021 gut eine Milliarde Euro, nachdem 2020 wegen hoher Rückstellungen für den Glyphosatstreit in den USA und Abschreibungen auf die Agrarsparte noch ein Minus von 10,5 Milliarden Euro angefallen war, teilte der DAX-Konzern am Dienstag in Leverkusen mit. Ohne weitere Rückstellungen für den Glyphosat-Rechtsstreit von 3,5 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2021 wäre der Überschuss deutlich höher ausgefallen.

Dividende bleibt unverändert


Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von zwei Euro je Aktie erhalten. Konzernchef Werner Baumann sprach von einem erfolgreichen Jahr für Bayer. Die Geschäfte seien in allen drei Sparten besser gelaufen als erwartet und der Konzern habe seine angepassten Prognosen übertroffen. "Wir sind also auf dem richtigen Weg", betonte er im Geschäftsbericht. "Aber wir wissen natürlich, dass längst nicht alles gut ist - insbesondere mit dem Verlauf unseres Aktienkurses im vergangenen Jahr können wir nicht zufrieden sein."

Ausblick für 2022


An diesem Dienstag (10.00 Uhr) stellen Baumann und Finanzvorstand Wolfgang Nickl in der Bilanz-Pressekonferenz die Jahreszahlen für 2021 vor und geben eine Prognose für 2022. Ab diesem Jahr soll es wieder aufwärts gehen: Umsatz und Ergebnis sollen deutlich zulegen. Baumann peilt bereinigt um Währungseffekte einen Umsatzanstieg auf rund 46 Milliarden Euro an und ein Ergebnis vor Sondereinflüssen (Ebitda) von etwa zwölf Milliarden Euro.

Beim Thema Glyphosat-Rechtsstreit in den USA zeigt sich Baumann zuversichtlich. Er glaubt, dass der Oberste Gerichtshof in den USA den Berufungsantrag des Unternehmens im Fall des kalifornischen Klägers Edwin Hardeman annimmt. "Dass der Supreme Court eine Stellungnahme der US-Regierung angefragt hat, werten wir als ein grundsätzlich positives Zeichen."

Wenn das Gericht letztendlich zugunsten von Bayer entscheiden würde, könnte das die Rechtsstreitigkeiten weitestgehend beenden, bekräftigte er. Bayer geht nunmehr davon aus, dass von inzwischen insgesamt etwa 138.000 angemeldeten Ansprüchen rund 107.000 verglichen sind oder aus verschiedenen Gründen nicht die Vergleichskriterien erfüllen.

Wirtschaftliche Folgen durch den Ukraine-Krieg


Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine sowie die Russland-Sanktionen dürften den Konzern nicht sehr stark treffen. Zwar haben die Leverkusener in beiden Staaten Standorte - in der Ukraine sind rund 700 Beschäftigte und in Russland 1.800. Die Umsätze in beiden Märkten machen Firmenangaben zufolge zusammen aber weniger als drei Prozent des Konzern-Gesamterlöses aus.

Vor dem Hintergrund des Krieges sagte der Vorstandsvorsitzende Baumann, er sei über die Entwicklung in der Ukraine sehr besorgt. Die Sicherheit der Belegschaft habe oberste Priorität. "Wir ergreifen alle geeigneten Maßnahmen, um sie zu schützen." Zugleich setze man "alles daran", um die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Medikamenten und Agrarprodukten zur Absicherung der Nahrungsmittelversorgung weiterhin zu gewährleisten.

Unsere Einschätzung zur Bayer-Aktie


Kurz nach Börsenbeginn notiert die Bayer-Aktie mehr als vier Prozent im Plus. Insgesamt blicken Analysten zuversichtlich auf Bayer und die Aktie. Dass der Anteilsschein Luft nach oben hat, erklärt sich aber auch an den deutlichen Abschlägen seit der Monsanto-Übernahme im Jahr 2016.

Im historischen Vergleich bewegen sich die Bayer-Aktien schon lange auf niedrigem Niveau. 2015 wurden in der Spitze mehr als 146 Euro für die Aktien gezahlt, bevor das Glyphosat-Desaster mit der Übernahme des Glyphosat-Herstellers Monsanto etwas später seinen Lauf nahm. Kurz nach dem Abschluss der Übernahme gab es im Sommer 2018 eine erste Niederlage in einem Glyphosat-Prozess, zehntausende Klagen folgten, Milliardenkosten kamen auf Bayer zu. All das zog den Kurs immer weiter nach unten.

Die jüngsten guten Nachrichten gaben der Bayer-Aktie Schub. Der jahrelange Abwärtstrend ist damit aber noch nicht gebrochen. Dem steht aktuell noch der ungewisse Ausgang der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA entgegen.

Gute Perspektiven dürfte der DAX-Konzern in ihrer Pharmasparte haben, neue Medikamente sollen in den nächsten Jahren für Milliardenumsätze sorgen. Auch mit aussichtsreichen Kooperationen stellt sich der Pharmariese attraktiv für die Zukunft auf. Wir empfehlen die Bayer-Aktie zum Kauf.

ak/dpa-AFX/rtr