Sollten die Akquisitionen "letztendlich nicht gelingen, müssen wir uns - wie bei allen anderen Geschäften auch - immer wieder strategisch die Frage stellen, sind diese Geschäfte bei uns als bestem Eigentümer gut aufgehoben, oder können sich diese Geschäfte gegebenenfalls in einem anderen Umfeld auch mit anderem Zugang zu Ressourcen (...) besser entwickeln?", sagte Baumann am Montagabend in Leverkusen. Zugleich versicherte der Strategiechef, der am 1. Mai das Ruder bei dem DAX -Konzern übernimmt: "Wir finden die Industrie hochattraktiv, wenn sie auch eine relativ kleine Industrie ist." Wie lange Bayer bereit ist, nach Übernahmekandidaten Ausschau zu halten, wollte Baumann nicht sagen.
Das lukrative Geschäft mit Tiergesundheitsprodukten befindet sich im Umbruch. Erst im Dezember hatte Boehringer Ingelheim angekündigt, die milliardenschwere Tierarznei-Sparte des französischen Pharmakonzerns Sanofi übernehmen zu wollen und damit zur Nummer zwei der Branche aufzusteigen. Marktführer ist der US-Konzern Zoetis. Bayer vertreibt unter anderem Tiershampoos, Anti-Infektions-Präparate für Nutztiere und Mittel gegen Parasitenbefall. Im vergangenen Jahr setzte Bayer knapp 1,5 Milliarden Euro mit Tiergesundheitsprodukten um. Auch Eli Lilly und Merck sind in diesem Bereich aktiv. Der Markt gilt vor allem deswegen als attraktiv, weil die Zahl der Haustierbesitzer stetig steigt und Menschen weltweit immer mehr Fleisch konsumieren und damit mehr Nutztiere gehalten werden.
Baumann folgt auf den langjährigen Bayer-Chef Marijn Dekkers. Große Veränderungen plant er nach eigenen Angaben zunächst nicht: "Sie sollten nicht davon ausgehen, dass Bayer sich in eine vollkommen andere Richtung bewegen wird." Baumann arbeitet seit 28 Jahren für die Leverkusener, kam direkt nach dem Wirtschaftsstudium in Aachen und Köln zu Bayer und war in diversen Funktionen unter anderem in Barcelona und den USA für den Aspirin-Hersteller tätig.
Reuters