Bayer hob zuletzt die Prognose an, Vonovia punktet mit stabilen Cashflows. Welche DAX-Aktie besitzt das größere Turnaround-Potenzial?

Zwei DAX-Schwergewichte, ein fast identisches Kursniveau: Sowohl Bayer als auch Vonovia notieren derzeit zwischen 26 und 27 Euro. Beide Titel gelten als klassische Turnaround-Stories – allerdings mit sehr unterschiedlichen Fundamenten. Für Anleger stellt sich damit die Frage: Wo lohnt sich der Einstieg mehr?

Bayer: Prognose angehoben, Rechtsrisiken bleiben

Mit einem Kurs von 27,64 Euro und einem Börsenwert von 27,4 Milliarden Euro hat Bayer seit Jahresbeginn beeindruckende 42,5 Prozent zugelegt. Damit hat der Agrar- und Pharmariese nach Jahren des Absturzes (-38 % auf Fünfjahressicht) wieder Boden gutgemacht. Im zweiten Quartal 2025 erzielte der Konzern Erlöse von 10,74 Milliarden Euro, ein Rückgang um 3,6 Prozent. Das bereinigte EBITDA lag aber mit 2,1 Milliarden Euro über den Erwartungen – ein kleiner Befreiungsschlag.

Die Konsequenz: Bayer hob die Jahresprognose an, vor allem dank des starken Pharmageschäfts. Hoffnungsträger ist unter anderem Elinznetant, ein neues Mittel gegen Hitzewallungen, dem Milliardenumsätze zugetraut werden.

Doch die Altlasten sind enorm: Allein für Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat und PCB erhöhte Bayer die Rückstellungen um 1,7 Milliarden Euro. Ein Ende der Prozesse ist nicht absehbar. Hinzu kommt eine Schuldenlast von über 30 Milliarden Euro und ein schwächelndes Agrargeschäft. Technisch ist der Titel spannend: Ein nachhaltiger Ausbruch über 28 Euro könnte Ziele von 31,60 und 33,80 Euro freischalten – unter 25 Euro droht dagegen ein Rückfall.

Bayer (WKN: BAY001)

Vonovia: Stabilität mit Zinsfantasie

Auf den ersten Blick sieht die Lage bei Vonovia charttechnisch ebenfalls düsterer aus. Der Kurs notiert bei 26,20 Euro: ein Minus von 11 Prozent seit Jahresbeginn und ein Börsenwert, der in den letzten fünf Jahren um 55 Prozent geschrumpft ist. Doch die operative Entwicklung spricht eine andere Sprache. Im zweiten Quartal 2025 legten die Umsätze um 7,5 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro zu, der Nettogewinn sprang um 139 Prozent auf 311 Millionen Euro.

Vonovia profitiert von stabilen Mieteinnahmen und einem wieder steigenden Immobilienportfolio, das im ersten Quartal erstmals seit Jahren nach oben korrigiert wurde. Auch die Leerstandsquote ist mit 2,1 Prozent historisch niedrig. Die Perspektive heller wird zusätzlich durch den erwarteten Rückgang der Zinsen – ein Schlüsselfaktor für die Refinanzierung von Immobiliengesellschaften.

Mit dem angekündigten Abschied von CEO Rolf Buch zum Jahresende und dem Eintritt von Luka Mucic (bislang CFO bei Vodafone) an die Spitze könnte zudem frischer Schwung in die Strategie kommen. Analysten sehen im Konsens ein Kurspotenzial von knapp 39 Prozent – deutlich mehr als bei Bayer.

Vonovia (WKN: A1ML7J)

Welche Turnaround-Story ist attraktiver?

Bayer bleibt der spekulative Kandidat: Ein Sprung über charttechnische Marken könnte für kurzfristige Kursfantasie sorgen. Doch die ungelösten Rechtsrisiken und die hohe Verschuldung drücken schwer. Der Turnaround hängt hier nicht nur von operativer Stärke, sondern auch vom Ausgang langwieriger Gerichtsverfahren ab.

Vonovia dagegen bietet den solideren Case: Berechenbare Cashflows, ein beginnender Aufschwung am Immobilienmarkt und die Aussicht auf sinkende Zinsen sprechen für eine nachhaltigere Erholung. Zwar bleibt die Branche konjunktur- und politikabhängig, doch der Bewertungsabschlag scheint überzogen.

Wer auf eine spekulative Wette mit höherem Risiko setzt, kann bei Bayer auf die technische Erholung und das Pharmageschäft hoffen. Wer hingegen auf planbare Erträge, Zinsfantasie und ein klareres Chance-Risiko-Profil setzt, findet bei Vonovia die attraktivere Turnaround-Aktie. Grundsätzlich tun Anleger gut daran, ihre Kaufentscheidung im Einklang mit dem persönlichen Risikoprofil zu treffen – und im Zweifel professionellen Rat durch einen Anlageberater einzuholen.

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Hinweis auf InteressenkonflikteDer Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer