Geht es nach Michael Quatember, kann Olympia gestrichen werden. Der Chef des Online-Wettanbieters Bet-at-home.com vertritt diese Meinung allerdings rein professionell, denn auf Hürdenläufer, Hochspringer oder Kanuten wird kaum gewettet. Lieber sind ihm sportliche Großereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft (EM). Sportwetten machen rund die Hälfte der Umsätze von Bet-at-home.com aus, und auch in der Welt der Onlinewetten regiert König Fußball. Die andere Hälfte der Einnahmen stammt aus Spielen wie Roulette oder Poker.

Die EM soll den Umsatz dieses Jahr um zehn Prozent auf rund 134 Millionen Euro voranbringen. Dass der operative Gewinn (Ebitda) mit geplanten 30 Millionen Euro etwas niedriger ausfallen soll als im Vorjahr, liegt an der Werbestrategie: Große Fußballturniere nutzt Bet-at-home.com, um viel zu werben und neue Kunden zu gewinnen. Dass sich die Investition auszahlt, zeigt der Blick auf das vergangene Jahr: Nach der Fußballweltmeisterschaft vor zwei Jahren wurde für 2015 nur ein verhaltenes Wachstum erwartet. Doch Einnahmen und operativer Gewinn stiegen zweistellig, das Ebitda legte sogar stärker zu als der Umsatz. Denn die Wettbegeisterung aus dem Fußball-WM-Jahr hallte noch lange nach, und das bei deutlich weniger Werbeausgaben. Für das kommende Jahr hat das 1999 in Österreich gegründete Unternehmen daher den Anspruch, den Umsatz weiter zu steigern und mindestens so stark zu wachsen wie der Markt. Zuletzt legte die Branche mit etwa zehn Prozent pro Jahr zu. Dieses Tempo soll sie bis 2018 halten. Größtes Potenzial sieht Quatember in Deutschland. Hierzulande hat der Wettanbieter zwar genauso viele Kunden wie im Heimatmarkt Österreich. Allerdings ist Deutschland gemessen an der Bevölkerung zehnmal größer als die Alpenrepublik.

Effizientere Werbung, höhere Marge



Bet-at-home.com gibt daher sehr viel Geld für Marketing aus. Doch das Unternehmen bindet seine Nutzer immer besser und günstiger an sich. Hörten früher 30 Prozent der Spieler nach einem Jahr auf zu wetten, sind es inzwischen nur noch 20 Prozent. Mit wachsendem Kundenstamm kann Bet-at-home.com zudem effizienter werben. Von den aktuell rund 4,5 Millionen Nutzern wetten nur etwa zehn Prozent aktiv. Frühere Kunden wieder zu reaktivieren ist daher ebenso wichtig, wie neue Nutzer zu gewinnen. Allerdings ist es viel günstiger, einen früheren Kunden wieder zum Spielen oder Wetten zu animieren als erstmals jemanden dafür zu begeistern. Das Verhältnis von Umsatz zu Werbekosten dürfte daher langfristig sinken und sich positiv auf die mit über 25 Prozent ohnehin schon hohe Ebitda-Marge auswirken.

Der Online-Buchmacher bietet aber auch kurzfristig Potenzial. Nach Maßnahmen wie Aktiensplit und Wechsel in den Prime Standard steht dem Einzug in den SDAX kaum etwas im Weg. Mit dem Indexaufstieg rechnet Bet-at-home.com im ersten Halbjahr 2017. Darüber hinaus schüttete der Wettanbieter 2015 gut 50 Prozent des Nettogewinns aus und will weiter als guter Dividendenzahler punkten. Für 2016 lockt sogar eine Sonderausschüttung. Auf dem Konto liegen etwa 45 Millionen Euro Cash mehr als benötigt, ein großer Teil davon soll an die Aktionäre ausgezahlt werden. Insgesamt werden daher fünf bis 7,50 Euro als Dividende für dieses Jahr prognostiziert. Weil die Geschäfte auch im zweiten Halbjahr bislang gut laufen, könnte sich für Anleger eine Wette auf eine Dividende am oberen Ende der Spanne auszahlen.