Safe Haven Assets wie Gold und Silber zeigten in der vergangenen Woche Stärke. Nach dem jüngsten Höhenflug an den Aktienmärkten wuchsen die Sorgen in Bezug auf die steigenden Arbeitslosenzahlen, die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China und einer möglichen zweiten Corona-Welle wieder. Der Silberpreis hob in der vergangenen Woche ab, der Goldpreis hat den Allzeit-Höchststand von 2011 erreicht.
Der Bitcoin zieht langsam nach. Im Zuge des Corona-Crashs hatte er kurzfristig seinen Status als Absicherung gegen die immer stärker werdenden Inflationsgefahren verloren und war stark an die Ent- wicklung der Aktienmärkte gekoppelt. In der vergangenen Woche konnte sich der Bitcoin-Preis wieder verstärkt von den Aktienkursen abkoppeln. Fraglich ist, ob diese Entwicklung nachhaltig ist.
Positive Indikatoren
Charttechnisch hat sich das Bild zuletzt wieder deutlich verbessert. Der Bitcoin-Preis ist nun doch aus dem seit Anfang Juni gebildeten Dreieck nach oben ausgebrochen. Nachdem der Preis zu Wochenbeginn bereits über 10 000 Dollar lief, dürfte als Nächstes der Angriff auf die wichtige Widerstandszone um 10 500 Dollar anstehen. Seit November ist der Angriff bereits dreimal gescheitert. Schafft der Bitcoin diese Hürde, dürften die Preise schnell in Richtung der Höchststände vom vergangenen Jahr gehen, die um die 13 500 Dollar lagen.
Interessant sind auch zwei Vergleiche. Nach dem zweiten Halving 2016 fing nach einer vorherigen Abschwächung zwei Monate später die große Rally an. Nach dem dritten Halving Mitte Mai 2020 liefen die zwei Monate Mitte Juli ab. Seither ziehen die Preise an.
Der zweite Vergleich bezieht sich auf die Bitcoin-Abhebungen von den Kryptobörsen. Je höher die Abhebungen von dort, desto größer ist die Neigung der Investoren, den Bitcoin langfristig zu halten. Analysten haben darauf hingewiesen, dass 2018 und 2019 vier Monate nach dem Höhepunkt dieser Bitcoin-Abhebungen jeweils eine starke Rally startete. Wiederholt sich das, wäre der Startschuss der Rally ebenfalls Mitte Juli gewesen.
Im Zusammenhang mit der Entscheidung der US-Regulatoren, dass amerikanische Banken Krypto-Verwahrservices anbieten dürfen, sprachen einige Beobachter schon von der wichtigsten Nachricht des Jahres für die Kryptowelt. Die Legalisierung der Krypto-Verwahrung durch US-Banken ist ein sehr starkes Signal in Bezug auf die Seriosität von Bitcoin & Co.
Ein weiteres Zeichen der unaufhaltsam fortschreitenden Adoption sind die sich verdichtenden Gerüchte einer Integration von Kryptowährungen beim Zahlungsdienstleister Paypal. In eine ähnliche Richtung gehen auch die Bemühungen der amerikanischen Kryptobörse Coinbase, durch Zusammenarbeit mit Visa eine Brücke zwischen der Krypto- und der traditionellen Finanzwelt zu schaffen.
Auch in Deutschland wird der Zugang für Investoren weiter erleichtert. So gab CM-Equity eine Partnerschaft mit der weltweit größten Kryptobörse Binance bekannt. Diese Kooperation ermöglicht deutschen Kryptoinvestoren die Nutzung der Binance-Plattform, und Binance kann diese Dienste verstärkt in Deutschland und Europa vermarkten.
CHANCE UND RISIKO: DeFi-Hype
In Zeiten von Null- und Negativzinsen sehnen sich Anleger nach Rendite. Das Parken von Kryptowährungen lockt dage- gen mit Zinsen von fünf, zehn und mehr Prozent. Zwar ist nachzuvollziehen, dass eine direkte Vermittlung von Krediten und Guthaben durch Ausschaltung von Mittelsmännern (Banken) effizienter ist. Allerdings halten auch hier dezentrale Mittelsmänner wie Kryptobörsen oder andere Plattformen die Hand auf, wenn auch nicht so stark wie Banken. Das öko- nomische Grundgesetz der Korrelation von höheren Renditeaussichten mit höhe- ren Risiken können jedoch auch DeFi- Produkte nicht außer Kraft setzen.
SCHACHWELTMEISTER: Bitcoin schütz
Der ehemalige russische Schachweltmeis- ter Garri Kasparow outet sich als Krypto- Befürworter. Kasparow ist für mehrere Stiftungen tätig, die sich für Menschen- und Freiheitsrechte einsetzen. Kryptos sieht er, wie jede neue Technologie, nicht grundsätzlich als gut oder schlecht an. Die Frage ist immer, wer sie wie einsetzt. In Zeiten von ausufernder staatlicher Kon- trolle versteht er Kryptowährungen als Mittel, persönliche Kontrolle zurückzuge- winnen. In einem "Forbes"-Interview sieht er zwar die Notwendigkeit der Wäh- rungshoheit des Staates. Wenn die Geld- ausgabe aber - wie das aktuell der Fall ist - außer Kontrolle gerät, suchen die Menschen nach Alternativen. Der Bitcoin ist für ihn aufgrund seines absoluten In- flationsschutzes das probate Mittel.
PREISVERDOPPLUNG MÖGLICH: Bankeneinstieg
Vergangene Woche sorgte die Meldung für Aufregung, dass US-Banken Bitcoin und andere Kryptowährungen verwahren dürfen. Marktbeobachter äußerten nun, dass schon allein die US-Banken den Wert des Bitcoin verdoppeln könnten, wenn sie nur ein Prozent ihres Vermögens in den Krypto-Sektor investierten. Dabei sind Investitionen keinesfalls nur zur Spe- kulation auf steigende Kurse denkbar. Vielmehr könnte ein Großteil der Be- stände auch zur Absicherung dienen.