Alle drei Oberklasse-Hersteller verkündeten am Freitag neue Spitzenwerte beim Absatz. Rund um die Welt liefen die Geschäfte mit teuren deutschen Autos besser. Neben Dauerbrennern wie BMW 3er oder Mercedes C-Klasse waren besonders Geländewagen gefragt; bei Audi etwa war fast jeder Dritte verkaufte Pkw ein SUV. Die Kleinwagen der Marken Smart (Daimler) und Mini (BMW) verkauften sich dagegen schlechter. Mit 1,81 Millionen ausgelieferten BMW-Fahrzeugen (plus 9,5 Prozent) behaupteten die Münchner 2014 die Führung im Premiumsegment, die sie 2005 von Mercedes übernommen hatten.

Die VW-Tochter Audi lag erneut auf Platz 2, diesmal mit 1,74 Millionen Autos. Das waren 10,5 Prozent mehr. Mercedes verringerte den Abstand zur Konkurrenz, blieb aber mit 1,65 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen auf Platz 3. Mit 12,9 Prozent wiesen die Schwaben allerdings die höchste Wachstumsrate unter den drei Rivalen aus.

Mercedes habe von der relativ jungen Modellpalette profitiert, schrieb Frank Schwope von der NordLB in einer Kurzanalyse. Neue Fahrzeugvarianten in kurzen Abständen werden immer wichtiger, denn die technik- und designverliebte Kundschaft ist von der Elektronik- und Modebranche in dieser Hinsicht verwöhnt. Leasing- und Carsharing-Angebote tun ein Übriges. Für die Pkw-Bauer bringt die Auffächerung der Modellpalette samt neuer Technologien hohe Kosten mit sich, die steigende Absatzzahlen nicht immer wieder einspielen.

Reine Größe und eine Spitzenposition hätten im Premiummarkt "nur untergeordnete Bedeutung", mahnte Schwope. Die Hersteller sehen dies ähnlich und rückten zuletzt die Marge stärker in den Mittelpunkt. Renditekönig ist traditionell Audi. Denn die Ingolstädter können als Teil des riesigen Volkswagen-Imperiums von Größenvorteilen bei Einkauf oder Produktion profitieren und dadurch viel Geld sparen. Auch die Mutter steuert neue Rekorde an: Die Wolfsburger lieferten im vergangenen Jahr 6,12 Millionen Fahrzeuge ihrer Kernmarke Volkswagen aus nach 6,02 Millionen 2013.

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DUNKLE WOLKEN ÜBER CHINA

Wieviel im vergangenen Jahr pro verkauftem Auto an Gewinn hängen blieb, verraten die Hersteller erst im Laufe der nächsten Wochen. Ungeachtet der Zweifel an der schieren Größe wollen alle drei Rivalen bis 2020 die Nummer 1 in der Oberklasse werden. Autoexperte Schwope geht davon aus, dass BMW diese Position "mindestens in den nächsten drei Jahren behalten wird".

Ausschlaggebend für das Autobauer-Rennen sind die großen Märkte, allen voran China: Im bisherigen Pkw-Paradies ziehen zwar immer mehr dunkle Wolken auf, aber teure deutsche Limousinen und Geländewagen sind nach wie vor gefragt. Dort ist Audi der Platzhirsch, denn die VW-Tochter ist schon länger als die Konkurrenz vor Ort und durfte vor den anderen Staatskarossen liefern. 2014 verkauften die Ingolstädter in China 578.932 Fahrzeuge (plus 17,7 Prozent). BMW kam auf 425.765 Modelle der Kernmarke (plus 17,6 Prozent), Mercedes auf 281.588 Wagen (plus 29,1 Prozent).

Die Stuttgarter hinkten lange hinterher, auch wegen hausgemachter Probleme im Vertrieb. Weil China der größte Automarkt der Welt ist und wohl auch bleibt, wollen sie dort zu den Rivalen aufschließen. 2014 löste die Volksrepublik erstmals Deutschland als zweitgrößten Mercedes-Markt ab.

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BMW AUF DEM HEIMATMARKT SCHLUSSLICHT

Die meisten Fahrzeuge mit dem Stern wurden in den USA ausgeliefert: 330.391 (plus 5,7 Prozent). Damit fiel Mercedes hinter die Marke BMW mit 339.738 verkauften Autos (plus 9,8 Prozent) zurück. Audi blieb auf dem zweitgrößten Pkw-Markt der Welt trotz eines Zuwachses von 15,2 Prozent weit abgeschlagen mit 182.011 Fahrzeugen.

In Deutschland verkaufte Mercedes im vergangenen Jahr 261.050 Autos (plus 2,3 Prozent) und verteidigte die Marktführerschaft in der Oberklasse. Audi landete mit 255.582 Fahrzeugen (plus 2,2 Prozent) auf Platz 2. BMW lieferte im Heimatland 240.239 Wagen mit dem weiß-blauen Logo aus (plus 2,4 Prozent) und blieb hier Schlusslicht.

Reuters