Besitzer älterer Diesel in Regionen mit besonders schmutziger Luft sollen neue Angebote zum Kauf sauberer Wagen und für Hardware-Nachrüstungen bekommen. Das geht aus dem Beschlusspapier der Koalitionsspitzen hervor. Vorgesehen sind diese beiden Möglichkeiten zum einen bezogen auf 14 "besonders betroffene Städte" mit hohen Grenzwertüberschreitungen bei der Luftbelastung mit Stickstoffdioxid (NO2). Zum anderen geht es um weitere Städte, in denen demnächst Fahrverbote kommen könnten - dies betrifft unter anderem Frankfurt am Main.
Einem Händler zufolge ist nun erst einmal die Unsicherheit etwas gewichen, was die Aktien des Sektors stütze. Auch der schwächere Euro, der Ausfuhren generell verbilligen kann, helfe den Papieren der stark exportorientierten Branche.
Im Detail sagten die deutschen Hersteller dem Bund laut dem Beschlusspapier zu, für Besitzer von Wagen der Abgasnormen Euro 4 und Euro 5 "ein Tauschprogramm mit attraktiven Umstiegsprämien oder Rabatten" anzubieten. Gekauft werden können Neuwagen und auch Gebrauchte. Für Euro-5-Diesel soll als zweite Möglichkeit der Einbau zusätzlicher Abgasreinigungstechnik am Motor ermöglicht werden. Wenn Besitzer eine solche Hardware-Nachrüstung wollen und solche Systeme verfügbar und geeignet sind, erwartet der Bund "vom jeweiligen Automobilhersteller, dass er die Kosten hierfür einschließlich des Einbaus übernimmt". Die Haftung sollen jedoch die Nachrüstfirmen übernehmen.
Daniel Saurenz von Feingold Research nannte die Einigung etwas weich, allerdings könnten die Hersteller mit der Vereinbarung ganz passabel leben. So animiere die Umtauschprämie, weiter Kunde des jeweiligen Herstellers zu bleiben, und sei de facto nichts anderes als ein anders benannter Rabatt auf einen Neuwagen.
Bei den nachzurüstenden Fahrzeugen könnten sich die Kosten Saurenz zufolge zwar bemerkbar machen, jedoch lasse auch die Formulierung "verfügbar und geeignet" noch Interpretationsspielraum. "Alles in allem sind die Hersteller mit einem blauen Auge davon gekommen und müssen sich längst nicht vor hohen Kosten wie beispielsweise in den USA gesehen fürchten", resümierte der Experte.
Auch Andreas Lipkow, Börsenexperte von Comdirect, zog ein positives Fazit: "Der Rahmen ist abgesteckt worden und eine ausgewogene Lösung ist in Sichtweite gekommen."/la/men/jha/