Wenn’s in der Autobranche ums Geld verdienen in der Premium-Klasse geht, macht BMW so schnell keiner was vor. Im abgelaufenen zweiten Quartal legten die Bayern beim Vorsteuergewinn konzernweit gleich um 30,9 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro zu. Der Anstieg lag damit meilenweit über dem Erlöszuwachs. Insgesamt verbuchte BMW zwischen April und Juni ein Umsatzplus von 1,8 Prozent auf 19,905 Milliarden Euro. Zur Begründung verwies BMW-Chef Norbert Reithofer vor allem auf die boomende Nachfrage in Asien und den USA. Dort ordern Kunden sehr häufig jede Menge Sonderausstattung und ordentlich PS.

Das treibt die Marge. Bezogen auf den Umsatz, schafften die Bayern eine operative Rendite vor Zinsen und Steuern von 11,7 Prozent. Zum Vergleich: Daimler kam zuletzt auf 7,9 Prozent, Audi schaffte trotz der Größenvorteile im Volkswagen-Konzern in den vergangenen drei Monaten dagegen lediglich 9,9 Prozent.

Die Zahlen seien "sehr beeindruckend", staunte etwa Autoanalyst Arnd Ellinghorst von der ISI Group in London. Zwar werde das zweite Halbjahr nicht ganz so stark, dämpfte Finanzvorstand Friedrich Eichiner die Erwartungen. Schließlich werde der Konzern weiter kräftig in Themen wie Elektromobilität, Leichtbau und die Modelloffensive investieren, womit die Rendite in der zweiten Jahreshälfte wieder etwas sinken dürfte.

Aber die Richtung stimmt. Alleine im laufenden Jahr bringt der Konzern 14 neue Modelle in die Showrooms, darunter den nagelneuen X4, den 2er, der - ein Novum für BMW - erstmals als Frontantriebler auf den Markt kommt sowie neue Minis. Dazu kommt inzwischen auch der Carbon-Hybridflitzer i8, der ungeachtet seines horrenden Preises von knapp 130.000 Euro für die Basisversion bereits bis Endes des Jahres ausverkauft ist. Aber auch im Stammgeschäft brummt die Nachfrage. Der inzwischen etwas betagte 5er legte im ersten Halbjahr immer noch ein Absatz-Plus von 7,5 Prozent hin und der X5 schaffte nach dem Modellwechsel im ersten Halbjahr einen Zuwachs von 30 Prozent.

Um das Margenziel von acht bis zehn Prozent fürs laufende Jahr zu erreichen, will BMW den Kostenanstieg dämpfen. Man müsse nun "gegensteuern, damit dieses Ziel erreicht wird", sagte Eichiner, ohne sich auf konkrete Maßnahmen festnageln zu lassen. Doch offenbar geht es um eine ganze Reihe von Maßnahmen, wie günstigere Einkaufskonditionen bei Lieferanten. Auch kleinere Zugeständnisse der Mitarbeiter sind offenbar kein Tabu mehr.

Auf Seite 2: Welchen Stopp Anleger jetzt setzen sollten, welches Kursziel wir für die Aktie sehen

Einschätzung der Redaktion

BMW ist sehr gut unterwegs. Den Angriff von Mercedes-Benz parieren die Bayern mit einer eigenen Modelloffensive - und das, ohne dass die Marge darunter leidet. Das ist beeindruckend. Bei Zukunftsthemen wie Elektromobilität haben die Münchner zudem eine Vorreiterrolle übernommen. Allerdings trübt sich die Lage in wichtigen Märkte wie Russland derzeit ein.

Die BMW-Aktie hat heute zunächst im Plus gelegen, ist dann aber ins Minus gerutscht. Nach den jüngsten Kursanstiegen und den gedämpften Aussagen des BMW-Managements fürs zweite Halbjahr gingen hier wohl einige Investoren in Deckung. Die Aktie notiert nur noch knapp über der wichtigen 200-Tage-Linie bei 87 Euro. Anleger sollten also auf der Hut sein und einen engen Stopp bei 86,50 Euro setzen. Mittelfristig ist die Story zwar intakt, kurzfristig sind weitere Rückschläge schon wegen des aktuellen Marktumfelds nicht ausgeschlossen. Fundament bleiben wir für die Aktie jedoch positiv. Auf Sicht von zwölf Monaten sehen wir ein Kursziel von 94 Euro. Kaufen.