Der Münchner Autohersteller BMW will sich künftig verstärkt als Anbieter von vernetztem Fahren und Mobilitätsdienstleister positionieren. Die Branche stehe vor tiefgreifenden Veränderungen, machte der neue BMW-Chef Harald Krüger auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in München deutlich. Neben den etablierten Herstellern stoße BMW auf branchenfremde Wettbewerber. Sie zeichneten sich durch aggressives Vorgehen und große finanzielle Spielräume aus, sagte Krüger mit Blick auf Google oder Apple.
In den kommenden Jahren will BMW verstärkt auf alternative Antriebskonzepte setzen. Parallel zu Elektro-Fahrzeugen arbeitet BMW auch an der Brennstoffzelle. Zudem will der Konzern künftig mit Vernetzung und Dienstleistungen Geld verdienen. "Die Wertschöpfung verschiebt sich von der Hardware in Richtung Software und Service", sagte Krüger.
Keine Abstriche an der Profitabilität
Trotz der hohen Investitionen wollen die Bayern aber keine Abstriche an der Profitabilität machen. In der Autosparte solle die Zielmarke für die operative Marge auch langfristig bei acht bis zehn Prozent liegen, sagte Eichiner. Um das zu schaffen, will der Konzern künftig noch stärker auf strikte Kostendisziplin achten. So sollen künftig etwa wenig gefragte Modelle gestrichen werden. Bei der Konzernmarke Mini fallen bereits zwei Modelle weg. Auch bei der Kernmarke BMW könne es zu Anpassungen kommen, sagte Krüger. Daneben will BMW künftig über Baukästen, Gleichteile oder standardisierte Prozesse etwa in der Produktion die Kosten senken.
Das nötige Geld für die Investitionen soll künftig aus einem verbesserten Produktmix kommen. "Wir wollen die oberen Segmente stärker attackieren", kündigte Krüger an. Neben dem bereits angekündigten Riesen-SUV namens X7 könnte es künftig wohl auch Ableger der 7er Reihe geben. Beobachter spekulieren seit Monaten über eine Cabrio-Version oder ein Luxus-Coupé. Zudem soll die margen- und PS-starke M-Modellpalette zügig ausgebaut werden.
Auch kurzfristig haben sich die Bayern einiges vorgenommen. "Wir streben im laufenden Geschäftsjahr neue Bestmarken bei den Auslieferungen und dem Konzernergebnis vor Steuern an", sagte Krüger. Zudem wollen die Bayern den Angriff von Mercedes-Benz abwehren. BMW habe auch 2016 den Anspruch, "der weltweit führende Hersteller von Premiumfahrzeugen zu bleiben", sagte Krüger.
Die Marke mit dem Stern hatte 2015 Audi vom zweiten Platz verdrängt. Viele Beobachter erwarten, dass Mercedes-Benz im laufenden Jahr nun BMW vom Platz an der Sonne verdrängen könnte. Das wollen die Münchner verhindern.
Nach den vor rund einer Woche veröffentlichten Eckzahlen hatte BMW 2015 das Vorsteuer-Ergebnis um knapp sechs Prozent auf die neue Rekordmarke von 9,2 Milliarden Euro verbessert. Unterm Strich blieb ein Gewinnzuwachs von rund zehn Prozent auf knapp 6,4 Milliarden Euro.
Im laufenden Jahr rechnen die Bayern mit einem leichten Plus beim Vorsteuer-Ergebnis und beim Absatz. Die operative Marge im Automobil-Geschäft solle trotz "hoher Investitionen und Vorleistungen im Zielkorridor von acht bis zehn Prozent" bleiben, sagte BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Rückenwind erhofft sich der Konzern neben dem neuen Siebener auch vom X1 und dem neuen Mini Clubman.
Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion
BMW fährt von Rekord zu Rekord. Doch 2016 sind die Vorzeichen nicht ganz so gut. Zwar hat der Konzern mit dem gerade rund-erneuerten X1 ein starkes Angebot am Start. Aber der Absatz des 7er bleibt trotz Neuauflage hinter der S-Klasse von Mercedes-Benz zurück. Daran dürfte auch der bevorstehende Start des High-end-Modells in China wenig ändern. Ansonsten sieht die Modellpalette im laufenden Jahr eher flau aus.
Beim Erzrivalen Mercedes-Benz geht es dagegen gerade rund. Die Schwaben räumen mit der C-Klasse und dem GLC gerade richtig ab. Die margenstarke S-Klasse bleibt das meist-verkaufte Modell in der automobilen Luxusklasse. Und im April schickt Mercedes-Benz auch noch die neue E-Klasse an den Start. Angesichts des Designs und technischer Innovationen wie dem teil-autonomen Fahren muss man kein Prophet sein, um ihr einen großen Erfolg vorherzusagen. Für den Absatz der 5er-Baureihe von BMW ist das keine gute Nachricht.
Angesichts dieser Ausgangslage dürfte das Umfeld für BMW im laufenden Jahr schwieriger werden. Nicht wenige Marktexperten erwarten, dass Mercedes-Benz bereits im laufenden Jahr an BMW vorbeiziehen könnte. Das mögen die zuletzt erfolgsverwöhnten Münchner noch verschmerzen können. Dass Mercedes-Benz inzwischen aber auch bei der operativen Marge vorne ist, wohl weniger. Hier will BMW nachsteuern. Ob das bereits im laufenden Jahr gelingt, ist allerdings derzeit offen.
Charttechnisch hat sich die BMW-Aktie wieder gefangen. Bei 76 Euro hat das Papier einen Boden ausgebildet. Aktuell nimmt das Papier die Marke von 87 Euro ins Visier. Mit einem 2016er KGV von 8,2 ist die BMW-Aktie moderat bewertet.
Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Kaufen.
Stopp: 76 Euro, Ziel: 93 Euro.