Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich zwar um 0,2 Prozent auf 45,30 Dollar je Barrel (159 Liter), kostete wegen des weltweiten Überangebots aber immer noch rund zehn Dollar weniger als vor einigen Wochen. "Trotz der Verlängerung der Fördermengenbegrenzung gelingt es den OPEC-Ländern nicht, den Ölpreis zu stabilisieren", sagte Analyst Dirk Gojny von der Essener National-Bank. "Ob weitere Förderkürzungen aufgrund der Abhängigkeit von den Einnahmen aus der Ölförderung umsetzbar sind, ist zu bezweifeln."
"Es besteht Ausverkaufsgefahr, sollte die Unterstützung bei 41 Dollar im Brent-Öl unterschritten werden", warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Das könnte dann auch Aktien kurzfristig mit nach unten ziehen, da viele Anleger hierin Deflationsgefahren und eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums sehen." Deflation ist eine Spirale aus fallenden Preisen und rückläufigen Investitionen.
ÖLPREIS-VERFALL MACHT NOTENBANKEN DAS LEBEN SCHWER
Vor diesem Hintergrund bezweifelten immer mehr Börsianer, dass die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) die geldpolitischen Zügel wie geplant anziehen. Dem UBS-Anlagestrategen Daniel Trum zufolge wird die Fed nach einer weiteren Zinserhöhung im September erst einmal pausieren. Bei der EZB dreht sich die Diskussion darum, ob und wann sie ihre Anleihekäufe von derzeit 60 Milliarden Euro monatlich drosselt. Entsprechend sensibel reagiere der Euro auf Konjunkturdaten, sagte ING-Experte Viraj Patel. Am Freitag verteuerte sich die Währung leicht auf 1,1170 Dollar.
Das Pfund Sterling legte am Jahrestag des Brexit-Referendums sogar einen knappen halben US-Cent auf 1,2721 Dollar zu. "Der Markt beginnt definitiv, eine Zinserhöhung innerhalb der nächsten sechs Monate einzupreisen", sagte Rabobank-Anlagestratege Piotr Matys. Er selbst gehe allerdings davon aus, dass die Bank von England (BoE) den Leitzins noch mindestens ein Jahr lang nicht antasten wird.
MOODY'S VERÖFFENTLICHT RATINGS FÜR FRANKREICH UND HELLAS
Am Anleihemarkt fiel die Rendite der zehnjährigen französischen Titel auf bis zu 0,595 Prozent und lag damit nur knapp über ihrem Sieben-Monats-Tief von Mitte Juni. Am Abend wollte die Rating-Agentur Moody's das Ergebnis der ersten Überprüfung der französischen Bonität seit der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten vorlegen. "Eine Hochstufung wäre sicher voreilig, aber eine Anhebung des Ausblicks scheint dank der besseren Wachstumsaussichten möglich", sagte Commerzbank-Anlagestratege Christoph Rieger. Seine Kollegen von der DZ Bank sagten voraus, dass Moody's das Rating Griechenlands dank der Freigabe weiterer Hilfen durch die Geldgeber auf "Caa2" von "Caa3" anhebt. Die griechischen zweijährigen Bonds rentierten mit 4,114 Prozent so niedrig wie zuletzt vor siebeneinhalb Jahren.
COMMERZBANK MIT QUARTALSVERLUST
Bei den deutschen Aktienwerte rückte am Mittag die Commerzbank ins Rampenlicht. Der geplante Stellenabbau wird rund 300 Millionen Euro billiger als gedacht. Wegen der Rückstellung hierfür und eines schwächelnden Geschäfts stellte das Institut für das zweite Quartal allerdings einen Verlust in Aussicht. Commerzbank-Aktien fielen daraufhin um bis zu 1,9 Prozent und notierten am Nachmittag noch 0,6 Prozent im Minus.
rtr